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Serie (40): Er war das Stadtoberhaupt des Neu-Ulmer Wiederaufbaus

Serie (40)

Er war das Stadtoberhaupt des Neu-Ulmer Wiederaufbaus

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    Tassilo Grimmeiß, Neu-Ulms Oberbürgermeister von 1948 bis 1961, ließ die Stadt aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wieder aufleben. Unser Bild zeigt ihn bei der Einweihung des neuen Neu-Ulmer Rathauses.
    Tassilo Grimmeiß, Neu-Ulms Oberbürgermeister von 1948 bis 1961, ließ die Stadt aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wieder aufleben. Unser Bild zeigt ihn bei der Einweihung des neuen Neu-Ulmer Rathauses. Foto: Stadtarchiv Neu-Ulm

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    Tassilo Grimmeiß starb völlig überraschend im Alter von erst 51 Jahren

    Vorletzten Dienstag vor 58 Jahren, am 18. Juni 1961, damals ein Sonntag, ist Neu-Ulms erster demokratisch von den Bürgern der Stadt gewählter Oberbürgermeister Tassilo Grimmeiß völlig überraschend im Alter von erst 51 Jahren gestorben. Das Ereignis hat die Neu-Ulmer erschüttert. „Tausende besuchten gestern Nachmittag das Grab des Oberbürgermeisters“, überschrieb die Neu-Ulmer Zeitung am Tag nach der Beisetzung ihren Bericht zu den Trauerfeierlichkeiten. Grimmeiß gilt den Neu-Ulmern bis heute als der Mann, der die Stadt aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wieder aufleben ließ.

    So wurde Grimmeiß zum Neu-Ulmer Oberbürgermeister

    Tassilo Grimmeiß wurde als Sohn eines Rechtsanwalts am 21. Februar 1910 in Illertissen geboren. Mit seiner Familie gelangte er früh nach Neu-Ulm, wo er die Volksschule besuchte. Am Ulmer Humanistischen Gymnasium legte er 1928 das Abitur ab und studierte anschließend bis 1932 Rechts- und Staatswissenschaften. Nach der Großen Juristischen Staatsprüfung kehrte er 1935 nach Neu-Ulm zurück, wo er in der Kanzlei seines Vaters Leo Grimmeiß aushalf. Nach einer kurzen Tätigkeit als Assessor in der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank in München trat er nach Abschluss seines Militärdienstes als Intendanturrat in den Verwaltungsdienst der Wehrmacht ein. Nach dem Krieg und kurzer Gefangenschaft kam er 1946 als Hilfsrichter nach Neu-Ulm zurück, wurde bald darauf zum Amtsgerichtsrat und Vorstand des

    Die Neu-Ulmer Innenstadt war zu 80 Prozent zerstört

    Die Stadt stand, als der erste Gemeinderat am 1. Februar 1946 seine Arbeit aufnahm, vor fast unlösbaren Problemen, schrieb die Historikerin und freie Journalistin Hildegard Sander in ihrem Beitrag zur Neu-Ulmer Stadtchronik von 1994. Dringlichste Aufgabe sei gewesen, Straßen und Grundstücke der zu 80 Prozent zerstörten Innenstadt vom Trümmerschutt zu befreien und Wohnungen zu schaffen. Aber es mangelte an Baustoff und Fachkräften. An dieser Situation änderte sich bis zum Amtsantritt von Grimmeiß kaum etwas. Sie sollte sich erst bessern, als im Juni 1948 die Währungsreform nach und nach die wirtschaftlichen Verhältnisse stabilisierte – sicher auch eine Art Glücksfall für den acht Wochen danach ins Amt eingeführten OB.

    Neue Stadtviertel und Straßen entstanden in Neu-Ulm

    Seine erste Amtsperiode fiel in Neu-Ulms dunkelste Stunde. Die Stadt besaß nicht einmal ein Rathaus, seit der Verwaltungssitz an der Maximilianstraße am 1. März 1945 im Bombenhagel zerstört worden war. Notdürftig hergerichtete Räume im Sparkassengebäude Auf der Insel dienten als Amtssitz. Die Verwaltung war übers Stadtgebiet verstreut. Am Ende der Amtszeit ihres ersten Oberbürgermeisters nach dem Krieg im Jahr 1961 war Neu-Ulm wieder eine Stadt. Aus 8000 Einwohnern, die nach Kriegsende in den Trümmern hausten, waren 25000 geworden. Neue Stadtviertel waren östlich und westlich des Stadtkerns entstanden. Erste Hochhäuser waren gebaut. Am alten Standort in der Stadtmitte wurde am 31. August 1954 das neu errichtete Rathaus bezogen. Die neu angelegte Ringstraße entlastete die Innenstadt vom Straßenverkehr. Brücken über die Donau, kurz vor Kriegsende sinnlos zerstört, verbanden wieder Neu-Ulm mit der Schwester Ulm. Zweimal wurde der parteilose Grimmeiß wiedergewählt – jeweils als einziger Kandidat. Im März 1952 erzielte er 97,3 Prozent der abgegebenen Stimmen, sechs Jahre später sogar 98,3 Prozent. Dazu schreibt die Neu-Ulmer Zeitung im Bericht zur Trauerfeier im Juni 1961: „So bekannte sich eine im Bombenhagel fast ausradierte Stadt zu dem Manne, der ihr aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung den Weg voranging in ein besseres Morgen.“

    Aber solche Leistungen hätten eben auch Kraft gekostet, Gesundheit und Nerven. Zwar hatte Grimmeiß schon fünf Jahre zuvor einen ersten Herzinfarkt erlitten, sich aber gut erholt. Am 19. Juni 1961 wollte er nach einem sechswöchigen Urlaub in Südtirol, in dem er sich nach seinen eigenen Worten „ausgezeichnet“ erholt hatte, seine Amtsgeschäfte im Rathaus wieder aufnehmen. In den frühen Morgenstunden ist er in seiner Wohnung am Donauufer gestorben. Zweiter Bürgermeister Julius Rohm versicherte während der Trauersitzung im Ratssaal, Grimmeiß werde „für immer mit der Geschichte der Stadt Neu-Ulm an hervorragender Stelle verbunden bleiben“. Tatsächlich trägt lediglich die Staatliche Berufsschule Neu-Ulm in ihrem Namen „Tassilo-Grimmeiß-Schule“ die Erinnerung an das Stadtoberhaupt des Wiederaufbaus weiter.

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