Paukenschlag in Senden: Claudia Schäfer-Rudolf ist neue Sendener Bürgermeisterin. Die 49-Jährige hat den amtierenden Rathauschef Raphael Bögge aus dem Amt gedrängt – und das deutlich. Die CSU-Kandidatin, die auch von den Grünen und den Bürgerinteressen Stadt Senden (BiSS) unterstützt wurde, holte 53,6 Prozent. Das bedeutete gleichzeitig eine böse Schlappe für Bögge, der nur 26,7 Prozent und damit nur ein gutes Viertel der Sendener Bürger hinter sich vereinen konnte. Vor sechs Jahren erreichte Bögge noch gut 58 Prozent. SPD-Kandidatin Maren Bachmann schlug sich mit 19,7 Prozent gut.
Das deutliche Ergebnis hat durchaus für Überraschung gesorgt, denn bei drei Kandidaten – und einer davon auch noch der Amtsinhaber – hatten die meisten in Senden mit einer Stichwahl gerechnet.
Früh zeichnet sich Bögges Niederlage ab
Bereits früh zeichnete sich jedoch ab, dass Raphael Bögge (Gemeinsam für Senden) seinen Sitz im Rathaus räumen muss. Um acht Minuten nach sechs war das erste Wahllokal bereits ausgezählt. Und nach der Hälfte pendelten sich die Werte ungefähr so ein, wie sie auch am Ende feststanden. Wegen des Coronavirus lief die Kommunalwahl dieses Jahr etwas anders ab: Ziemlich alle verfolgten die langsam zunehmenden Auszählungen im kleinen Kreis am Bildschirm. Möglicherweise ist deswegen auch die Wahlbeteiligung in Senden gesunken: Statt 44 Prozent wie im Jahr 2014 sind insgesamt 42,7 Prozent zum Wählen gegangen. Als klar war, wer neuer Bürgermeister ist, trafen sich die drei Kandidaten schließlich im Foyer des Rathauses in Senden.
In einer ersten Reaktion sagte Claudia Schäfer-Rudolf, sie sei „völlig platt, ich freue mich einfach riesig“. Sie freue sich über ihr gutes Ergebnis, hätte aber nicht damit gerechnet, dass es so deutlich ausfällt, sagte sie. Als immer deutlicher wurde, dass es für sie reicht, die neue Bürgermeisterin zu werden, sei gerade das Lied „My Hometown“ von Bruce Springsteen gelaufen – „da war ich einfach gerührt, es ist eine so große Ehre, hier in meiner Heimatstadt Bürgermeisterin sein zu dürfen“, erzählte sie sichtlich bewegt. Das große Vertrauen der Leute mache sie auch gleichzeitig ein wenig demütig, sie wolle alles geben, es den Leuten zurückzugeben.
„Am meisten freut mich, dass bei den Wählern angekommen ist, dass wir ein Miteinander brauchen“, sagte Sendens baldige Bürgermeisterin. „Es liegen keine einfachen Jahre vor uns, deswegen ist ein Miteinander essenziell.“ Sie strecke deswegen nun bewusste die Hand in alle Richtungen aus – gerade auch zu den Gruppierungen, die andere Kandidaten unterstützt haben. „Das Wir soll heute gewonnen haben.“
Schäfer-Rudolf lobte auch ausdrücklich den noch amtierenden Rathauschef Raphael Bögge. Er habe ihr bereits gegen sieben Uhr gratuliert und angeboten, eine Amtsübergabe zu machen. „Das ist sehr fair von ihm“, sagte die 49-Jährige. Es sei auch kein Wahlkampf gegen Bögge, sondern einer für ein Miteinander gewesen.
Raphael Bögge selbst erzählte ebenso als Erstes davon, wie er der Konkurrentin kurz vor 19 Uhr zum Wahlsieg gratulierte. Der Noch-Rathauschef gab sich insgesamt gefasst, man merkte ihm jedoch seine Enttäuschung an. „Das ist Demokratie, wenn es so ausgeht, müssen wir das so zur Kenntnis nehmen“, sagte er.
Den Grund für die Wahlschlappe mit nur rund 27 Prozent der Stimmen sah Bögge jedoch am Sonntagabend nicht unbedingt bei seiner Person. Dies könnte laut ihm auch an den Wählergruppierungen hinter den Kandidaten gelegen haben. Er habe 2014 schließlich auch viele Prozente für die CSU und die Unterstützer von Grünen und BiSS geholt.
Bögge geht zurück ins Landratsamt
Was seine beruflichen Zukunftspläne angeht, äußerte Bögge sich klar: Er habe einen Job im Landratsamt Neu-Ulm. Am heutigen Montag wolle er mit dem Landrat telefonieren, wie genau sein neuer Job aussehen könne. „Ich fange im Mai im Landratsamt an“, sagte er. Bögge hat, wie berichtet, ein Rückkehrrecht in die Behörde, bei der er vor seiner Wahl zum Bürgermeister gearbeitet hatte.
Auch Maren Bachmann zeigte sich enttäuscht, obwohl sie gleichzeitig mit knapp 20 Prozent der Stimmen zufrieden war. „Immerhin jeder Fünfte hat SPD gewählt, das ist ein achtbares Ergebnis“, sagte sie. Zudem sei es positiv, dass „75 Prozent der Sendener für einen Wechsel im Rathaus gestimmt haben und sich damit ein deutlich anderes politisches Klima wünschen“.
Die Sendener bekommen nun neben dem Wechsel auch ein Novum geboten: Mit Claudia Schäfer-Rudolf sitzt in Senden erstmals eine Frau auf dem Chefsessel. Damit hat der Landkreis insgesamt drei Bürgermeisterinnen. Schäfer-Rudolf sagte, sie wolle verstärkt auch über die Stadtgrenzen hinweg mit anderen Rathauschefs zusammenarbeiten. Nach der Wahl müssten nun alle nach vorne schauen – vor allem in Zeiten des Coronavirus. Denn sowohl ortsübergreifend als auch im Stadtrat gelte es, zusammenzurücken, „wir schaffen die Probleme nur gemeinsam“.
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