Der Stammsitz der Firma Bader in Senden hat keine Zukunft mehr. Wie der erste Bevollmächtigte der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg, Günter Frey, auf Anfrage unserer Zeitung sagt, hätten sämtliche potenziellen Investoren kein Interesse am Standort in der Robert-Bosch-Straße. Der Grund: Das Werk in Babenhausen sei moderner und völlig ausreichend, weswegen ein Betrieb in Senden unwirtschaftlich sei.
Noch diese Woche soll die endgültige Entscheidung fallen, welcher Investor den Zuschlag bekommt. Frey ist Mitglied im Gläubiger-Ausschuss und hat so Einblick in das laufende Insolvenzverfahren, das in der Form eines Bieterverfahrens abgewickelt wird. Die Gewerkschaft habe bei den Verhandlungen allerdings „wenig zu melden“. Versuche, die potenziellen Investoren für den Erhalt beider Bader-Standorte im Kreis zu begeistern, seien auf Granit gestoßen. Flächenmäßig ist der Standort Senden mit offiziell 12.800 Quadratmetern Produktionsfläche deutlich größer als der Gehäusebau in Babenhausen, der mit 6000 Quadratmetern angegeben wird.
Firma Bader schließt Stammwerk in Senden, Standort Babenhausen bleibt wohl erhalten
Als positiv könne Frey bewerten, dass sämtliche zwölf Auszubildenden ihre Ausbildung am Standort in Babenhausen fortsetzen könnten. 20 Beschäftigte aus dem Werk Senden sollen ein Übernahmeangebot erhalten. Zu Beginn der Krise waren in der dortigen Produktion einmal 70 Menschen beschäftigt. Wie berichtet, wurde bereits im März 35 Mitarbeitern in Senden betriebsbedingt gekündigt. Acht weitere Kündigungen kommen jetzt hinzu. Etwa zehn Menschen sollen bis September in Senden die Abwicklung des einstigen Stammwerks in Senden begleiten.
Der Insolvenzverwalter der Bader-Gruppe, Martin Hörmann, wollte sich auf Anfrage nicht äußern, da die Gespräche mit den Interessenten noch nicht abgeschlossen seien. Für Gewerkschaftssekretär Frey ist schon jetzt klar, dass die Corona-Krise den Investoren geholfen habe, den Preis für Bader zu drücken. Nun hofft Frey, dass der neue Investor seine Versprechungen wahr macht und tatsächlich in den Standort Babenhausen investiert. Grundsätzlich seien „komplizierte Bleche“, wie Frey es vereinfacht ausdrückt, gefragt. Bader stellt etwa Maschinenverkleidungen, Kompaktkabinen, Sondertanks, Schaltschränke, Bedienpulte oder Klemmenkästen her. Und das in einer Fertigungstiefe, die ab dem Rohmetall alle Prozessschritte umfasst. Aufgrund der schwierigen Lage der globalen Wirtschaft und insbesondere der Automobilindustrie blieb die Gruppe schon 2019 jedoch hinter den Umsatzerwartungen zurück. Die jüngste kommunizierte Umsatzzahl lag bei 75 Millionen Euro.
Senden/Babenhausen: Insolvenzverfahren läuft bei der Firma Bader
Die Firma Bader wurde im Jahr 1952 in Senden von Wilhelm Bader gegründet und war seitdem auf Wachstumskurs. Die Bader-Gruppe hatte die Kapazitäten stetig ausgebaut und beliefert nach eigenen Angaben mit mehr als 13.000 Tonnen Stahl pro Jahr sämtliche Branchen auf der ganzen Welt.
Möglicherweise bundesweit ist dies die erste grenzüberschreitende Konzerninsolvenz, denn auch der Firmenableger in Ungarn ist in Schwierigkeiten. Die betroffenen Gesellschaften der Maschinenbaufirma Bader beschäftigten vor dem Einsetzen der Krise bundesweit rund 520 und insgesamt über 1000 Mitarbeiter. Im Einzelnen handelt es sich um die Bader Holding, Bader GmbH (beide in Senden), Bader Gehäusebau in Babenhausen, Alvo Logistik- & Anpassungszentrum in Kamen und Wachau, Baltic Metall in Grevesmühlen sowie HB-Kapcsolószekrénygyártó im ungarischen Pécs.
Dass der Standort Senden gestutzt wird, zeichnete sich schon vor dem nun feststehenden Aus ab: Der Bereich „Maschinenverkleidung“ am Hauptsitz in Senden wurde längst aus „strategischen und wirtschaftlichen Gründen“, wie es damals in einer Pressemitteilung hieß, nach Babenhausen verlegt. In Senden konzentriere man sich auf die Fertigungsbereiche Schaltschränke, Gehäuse und Behälter. Das fällt nun aber flach. Viele Mitarbeiter schauen in die Röhre.
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