Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Polizei, mehrere Boote, dazu Einsatzkräfte mit Hunden: Wer am Samstag am Badesee in Rottenacker (Alb-Donau-Kreis) war, erlebte auf der Halbinsel zwischen den Seen über Stunden große Aufregung. Hintergrund des Ganzen war allerdings kein Ernstfall, sondern vielmehr eine großangelegte Übung der Feuerwehren Rottenacker und Munderkingen mit der Rettungshundestaffel der Feuerwehr Ulm am und auf dem Landschaftssee.
So lief die Übung der Feuerwehr mit der Rettungshundestaffel aus Ulm
Dabei versteckten sich Wasserretter der örtlichen Wehr im seichten Uferbereich sowie im Bereich der Inseln im Schilf, im dichten Bewuchs oder zwischen Treibholz fast vollständig unter Wasser. Anschließend machten sich Hunde auf die Suche – vom Ufer aus, aber auch auf den Rettungsbooten aus Rottenacker und Munderkingen. Mit der Nase im Wind hatten die Vierbeiner in Windeseile die Witterung der fiktiven „Vermissten“ aufgenommen und zeigten dies ihren Hundeführern durch anhaltendes Bellen an.
Einer der Übungsbeobachter vor Ort war Tobias Schmidberger, der Leiter des Polizeireviers Ehingen. Er nutzte die Gelegenheit, sich persönlich über diese Einsatzoption von Rettungshunden zu informieren – und war sehr angetan von dem, was er sah. „Im Einsatz ist das eine großartige Möglichkeit, den Suchbereich bei Vermissten am Wasser deutlich einzugrenzen“, stellte er fest. Holger Oellermann, Vorsitzender der Rettungshundestaffel, unterstreicht das: Statt Taucher bei oft schlechter Sicht unter Wasser großflächig einzusetzen, könnten Rettungshunde mit ihren feinen Nasen die Fläche, die tatsächlich unter Wasser überprüft werden muss, stark verringern.
Die Idee zur Wasserübung entstand nach einem Rettungseinsatz vor zehn Jahren
Allerdings ist dazu ein schnelles Handeln gefragt: Die Hunde der Ulmer Feuerwehr sind nicht dazu ausgebildet, Verwesungsgeruch anzuzeigen – „die spezielle Leichensuche ist in Deutschland Aufgabe der Polizei“, erklärt Oellermann. Je zeitnaher die Hunde alarmiert werden, wenn ein Mensch am Wasser vermisst wird, desto besser sei es.
Die Idee zur jährlichen Wasserübung stammt aus einem Einsatz: Im Oktober 2014 wurde die Rettungshundestaffel nach Rottenacker alarmiert, um im Bereich der Badeseen nach einem vermissten Mann zu suchen. Sein Auto war verlassen am Ufer des Landschaftssees gefunden worden, aufgrund seines Gesundheitszustands befürchteten seine Angehörigen, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Damals suchten Polizei, Rettungshunde, THW und Feuerwehr zwei Tage lang gemeinsam am Ufer und vom Boot aus die Wasserflächen im Umkreis ab. Der Vermisste konnte im Verlauf des Einsatzes leider nur mehr tot geborgen werden. Für alle Beteiligten aber war nach diesem Einsatz klar, wie wichtig und sinnvoll Rettungshunde bei der Suche am und im Wasser sein können. Seither wird jedes Jahr im Sommer geübt.
In Ulm spürte Rettungshündin Malou eine vermisste Seniorin auf
Die Rettungshundestaffel der Feuerwehr Ulm gibt es seit fast fünf Jahrzehnten: Im kommenden Jahr feiert die Einheit ihr 50-jähriges Bestehen. Sie wurde 1975 als eine der ersten Rettungshundestaffeln in Deutschland gegründet. Heute verfügt die Feuerwehr Ulm über 19 geprüfte Rettungshundeteams für die Suche in unwegsamem Gelände und elf Teams für die Suche nach Verschütteten in den Trümmern. Alle Hundeführer sind zugleich ausgebildete Feuerwehrleute.
Pro Jahr wird die Rettungshundestaffel der Feuerwehr Ulm zu rund 30 Einsätzen in Ulm, dem Alb-Donau-Kreis und den benachbarten Landkreisen gerufen. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich: Mal werden Kinder vermisst, mal hochbetagte Senioren, mal Freizeitsportler oder Unfallopfer. Sie alle haben aber etwas gemeinsam: Sie sind in einer möglicherweise lebensbedrohlichen Lage, aus der sie selbst keinen Ausweg finden können. Immer wieder werden die Feuerwehrhunde so zu Lebensrettern – zuletzt Ende Juni, als Rettungshündin Malou eine vermisste und orientierungslose Seniorin in Ulm aufspüren konnte. (AZ)
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