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Roggenburg-Schießen: Neue Senioren-WG am Osterbach legt Fokus auf Selbstbestimmung

Roggenburg-Schießen

Neue Senioren-WG am Osterbach legt Fokus auf Selbstbestimmung

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    Pater Ulrich bei der Erteilung des Segens für die neue Senioren-WG am Osterbach in Schießen.
    Pater Ulrich bei der Erteilung des Segens für die neue Senioren-WG am Osterbach in Schießen. Foto: Ralph Manhalter

    Helle Räume, ein Garten und vor allem die Lage inmitten des Ortes: So stellt sich die neue Wohngemeinschaft für ältere Menschen im Roggenburger Ortsteil Schießen dar. Beim Tag der offenen Tür am Samstag konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger einen ersten Einblick in das Gebäude und das zugrunde liegenden Konzept gewinnen. 

    Günther Gerstlauer hatte einst als Zivildienstleistender in der Seniorenbetreuung seine ersten Erfahrungen in der Pflege erfahren. Nachdem vor einigen Jahren das Bauernhaus der Schwiegereltern zur Disposition stand, entschied sich der Schießener, Platz für eine Wohngemeinschaft der besonderen Art zu schaffen. Als Partner und Pächter konnte der Pflegedienst Lichtblick aus Dietenheim gewonnen werden, aus dessen Reihen Ida Schütz ein Konzept auf die Beine stellte, das zumindest in der weiteren Umgebung seinesgleichen sucht.

    Konzept von Investor Günther Gerstlauer und Pflegedienst Lichtblick

    Das Zauberwort heißt Selbstbestimmung, wie Martin Breyer, Inhaber des Pflegedienstes, nicht ohne Stolz berichtet. Das persönliche Umfeld der einziehenden Bewohnerinnen und Bewohner soll so weit wie möglich erhalten werden. Daher gibt es weder einheitliche Betten noch Schränke, geschweige denn eine uniform vorgefertigte Zimmerausstattung im neuen Domizil. Die vertraute häusliche Umgebung solle, so Breyer, auch Einzug in die Wohngemeinschaft halten und Grundlage für ein familiäres Zusammenleben bilden, in welches auch die Pflegekräfte integriert sind.

    Doch das ist noch nicht alles: Im Unterschied zu konventionellen Pflegeheimen genießen die Seniorninnen und Senioren hier auch ihre individuelle Freiheit hinsichtlich Tagesgestaltung und Einnahme der Mahlzeiten. Zwar gebe es Küchen und Gemeinschaftsräume, doch alles sei ein "Kann" und kein "Muss", erläutert der Leiter. Andererseits gebe es aber durchaus die Möglichkeit zum gemeinsamen Kochen und Freizeitgestaltung. Jeder buche bei der Anmeldung genau die passende Pflegeleistung, die benötigt wird, so dass schließlich zwei Verträge, ein Miet- und ein Betreuungsvertrag abgeschlossen werden. Über alles weitere entscheidet der unter der Bewohnerschaft noch zu bildende "Rat der Selbstbestimmung". So würde beispielsweise die Frage, ob auch Haustiere mitgebracht werden dürfen, vom Gemeinschaftsparlament entschieden. Im Gebäude befinden sich zwei vollkommen autarke Wohngemeinschaften zu je 12 Personen. Während im Erdgeschoß ein verstärkter Wert auf Demenzsensibilität gelegt wird, sind die Einheiten im Obergeschoß allgemeiner aufgestellt. Eine Rundumbetreuung durch den Pflegedienst gewährleistet, dass tagsüber pro Wohngemeinschaft drei, nachts eine Pflegekraft präsent ist. Zudem könne jederzeit auf eine zusätzliche Bereitschaft zurückgegriffen werden.

    Roggenburgs Bürgermeister Mathias Stölzle freut sich über Senioren-WG

    Je drei Personen teilen sich ein großzügiges Badezimmer, selbstredend barrierefrei. Ein Aufzug erleichtert das beschwerliche Treppensteigen. Zur Eröffnung am 1. Oktober gebe es schon eine Reihe von Anfragen aus der Roggenburger Bevölkerung, erzählt Pflegedienstleiter Breyer. Und auch seitens der Pflegekräfte scheint die Wohngemeinschaft am Osterbach ein Wunscharbeitgeber zu sein, was an den Bewerbungen abzulesen sei.

    Bürgermeister Mathias Stölzle freute sich am Tag der offenen Tür über die gelungene Umsetzung des Konzepts "Gut alt werden in Roggenburg", machte aber auch kein Hehl daraus, dass es ohne Fördermittel schwierig bis unmöglich gewesen wäre, dieses Vorhaben zu stemmen. Schließlich erwies sich zuletzt noch das Hochwasser des Osterbaches, welches die Wiesen um das neue Gebäude umspülte, als Risikofaktor. Doch das neue Domizil nahm keinerlei Schaden durch die Überschwemmung, was natürlich auch dem fehlenden Keller geschuldet war. Dennoch bemerkte Pater Ulrich, der den kirchlichen Segen erteilte, süffisant, fast hätte man noch den Namen ändern müssen in: "Wohngemeinschaft am Ostersee".

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