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Region: Sting, Sarah Connor und Klassik im Schloss: Wie wird das Konzert-Jahr 2022?

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Sting, Sarah Connor und Klassik im Schloss: Wie wird das Konzert-Jahr 2022?

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    Vielleicht klappt es ja 2022? Die Sängerin Sarah Connor steht - wieder einmal - auf dem Konzertprogramm im Wiblinger Klosterhof. Bisher verhinderte die Pandemie ihren Auftritt bei Ulm.
    Vielleicht klappt es ja 2022? Die Sängerin Sarah Connor steht - wieder einmal - auf dem Konzertprogramm im Wiblinger Klosterhof. Bisher verhinderte die Pandemie ihren Auftritt bei Ulm. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Diese Liste liest sich wie ein Streifzug, der durch die Charts und mitten in die große Pop-Kultur führt. Ein Brite, ein Barde, die sanfte Stimme von "The Police": Sting soll am 26. Juni 2022 im Neu-Ulmer Wiley auftreten. Auf den Blödel-Rapper Sido macht sich in diesem Jahr die Stadt Weißenhorn gefasst (18. Juni im Stadtpark) und Sarah Connor präsentiert ihren Deutsch-Pop im Wiblinger Klosterhof. In dieser Klosterkulissen sollen 2022 auch Schlager-Raubein Ben Zucker (16. Juni), der näselnde Funk-Popper Jan Delay (17. Juni) und der smarte Clueso (19. Juni) auftreten. Alles Größen, keine Frage. Aber es sind auch Namen, die schon zwei- oder dreimal angekündigt waren. Nach zig Verschiebungen und Absagen - wie wird das Konzertjahr 2022 in Ulm, Neu-

    Es ist ein Déjà-vu, das Veranstaltern die Sorgenfalten auf die Stirn treibt: Angekündigt, geplant, und schon wieder abgesagt wegen der Pandemie. Nichts ging im großen Popkonzert-Geschäft, weder 2020 noch 2021. Und so stecken alle Pläne fest in der Warteschleife. Was bedeutet das für die Konzert-Branche? Nachgefragt bei zwei Männern, die es wissen müssen.

    Carlheinz Gern blickt auf die Konzert-Highlights 2022

    Carlheinz Gern ist nicht nur Geschäftsführer von Radio Donau3Fm, er ist auch ein Macher, der Popstars wie Wincent Weiss (19. Juni 2022) und Mark Forster (25. Juni 2022) ins Neu-Ulmer Wiley lockt. Die US-Rocker von Toto (Ohrwurm-Dauerbrenner "Africa") hat der Veranstalter für ein Ulmer Münsterplatz-Konzert gewonnen. Am 17. Juli soll der Auftritt vor Tausenden stattfinden. Aber wenn Gern in diesen Tagen in die Vorverkaufskassen guckt, spürt er vor allem die Vorsicht unter den Konzertgängern. Aktuell verkauft er mit seiner Agentur jeweils 50 bis 100 Karten pro Woche, für jedes einzelne dieser Großereignisse. Für Gern und seinen Partner Allgäu Concerts sind diese eher bescheidenen Zahlen keine Katastrophe, das Geschäft läuft langsam, aber stetig. "Trotzdem ist das natürlich kein Vergleich", räumt er ein. Kein Vergleich zur Zeit vor dem Virus, als Advent und Weihnachten das Ticket-Geschäft immer boomen ließen - mit Garantie.

    Erwartet die Konzertbranche also ein drittes, hartes Corona-Jahr? "Dann wäre es wirklich rum", prophezeit Gern, ein neuer Absagenhagel würde die Szene erschüttern und für immer verändern. Aber so weit will er gar nicht denken, auch wenn

    Sting freut sich nach der Zwangspause über die Rückkehr auf die Bühne.
    Sting freut sich nach der Zwangspause über die Rückkehr auf die Bühne. Foto: Axel Heimken, dpa

    Was bedeutet Omikron für die Konzertbranche?

    Eine noch Unbekannte hat sich trotzdem in die Rechnung eingeschlichen: Omikron. "Es gibt ja Einschätzungen, dass uns diese Virus-Variante langsam in die Endemie führt", sagt Gern. Vielleicht ist 2022 das Jahr, in dem sich eine Normalität einstellt, mit der alle leben können. Diese Hoffnung gebe ihm Zuversicht, sagt Gern. Aber er sei sowieso ein unerschütterlicher Optimist.

    Mit Kritik an der Corona-Politik hält der Radio-Chef trotzdem nicht zurück, vor allem was die aktuelle Unsicherheit in der Statistik betrifft. Genaue, belastbare Infektionszahlen gibt es zwischen den Jahren nicht, viele Gesundheitsämter hinken mit Meldungen hinterher. "Ich finde das erschreckend", kommentiert Gern. Dass die

    Carlheinz Gern wird bei Sting in der ersten Reihe stehen

    Also hofft der Radio-Boss auf mehr Gewissheit und auf Pop und Rock unter freiem Himmel, möglichst coronasicher. Und wo wird man Gern selbst in der ersten Publikum-Reihe erleben können? "Bei Sting natürlich." Nach den Konzerten von Elton John und Neil Young kündigt sich hier wieder ein Weltstar an. Dabei nimmt Sting schon zum vierten Mal Anlauf, um endlich in Neu-Ulm aufzutreten.

    Und ein weiteres Event hebt Gern hervor - das DJ-Fest "Ulm Dänced" soll am 15. Juli 2022 auf dem Ulmer Münsterplatz die Tanzlaune auslösen. "Das ist ein neues Projekt. Wir haben in der ganzen Region bisher noch kein DJ-Festival." Ein Konzept mit Zukunft, gerade für junge Menschen, findet Gern

    Rapper Sido bei der Verleihung der 1Live Krone 2017 in Bochum.
    Rapper Sido bei der Verleihung der 1Live Krone 2017 in Bochum. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Fritz Unglert blickt auf das Klassik-Jahr in Illertissen voraus

    Einer der die Jugend immer im Blick hat, aber ein anderes Feld der Musik bespielt, ist Fritz Unglert. Der Klassik-Konzertveranstalter zieht jetzt eine überraschende Bilanz: "Ich beende dieses Jahr mit Freunde." Ein Grund für die gute Laune ist das Glück, dass er im Oktober noch das Festival "Junge Künstler - Stars von morgen" über die Bühne bringen konnte. Mit Erfolg und Hochkarätern wie den Regensburger Domspatzen, im Illertisser Vöhlinschloss. Konzerte wie diese organisiert Unglert ehrenamtlich, der "Freundeskreis Kultur im Schloss" unterstützt ihn dabei. Mit Stolz zählt er die Künstler und Künstlerinnen auf, die er in Illertissen präsentiert, von der Klarinetten-Königin Sabine Meyer bis zur Oboen-Legende Albrecht Mayer. "Wo gibt es sonst so etwas, in ganz Schwaben?"

    Dennoch, die Seuche bremst nicht für die schönsten Musik. Wie die Weltmeister hätten sie seit 2020 immer wieder Konzerte abgesagt, verschoben, neu anberaumt, erzählt Unglert. Ein Lebenszeichen gab die Kultur im Schloss noch Anfang November von sich, mit einer Operetten-Gala. "Und dann war es aus." Das nächste und letzte Konzert, das fest geplant war, mit dem Streichquartett der Berliner Philharmoniker am 22. Januar, fällt aus.

    Das bietet die Klassik im Illertisser Schloss 2022

    Für Unglert beginnt mit dem neuen Jahr die nächste Planungs-Phase, bei den Großen der Klassik wird er wieder anklopfen - auch wenn sich Termine in diesen Tagen nicht pandemiesicher festnageln lassen. "Ich hoffe, dass bis Ende Januar alles gut eingerichtet und gestaltet werden kann", erklärt Unglert. Eine kleine Vorschau wagt er schon: Max Greger, Saxofonist und Partner von Pianist "Paulchen" Kuhn, hat seinem Sohn das Talent für die Musik vererbt - und obendrein seinen vollen Namen. Dieser

    Wie wird das Konzerterlebnis 2022 aussehen? In Bayern sind aktuell 25 Prozent der maximalen Publikumszahl erlaubt, mehr nicht. Dass das wirtschaftlich nirgendwo hinreicht, spürt Unglert. Aber mit einem Förderverein im Rücken funktioniere sein Konzept. Die 340 Mitglieder werden 2022 auf jeden Fall einen Grund zu feiern haben, komme was wolle. 20 Jahre Freundeskreis Kultur im Schloss. Dass es eine große Sause mit Orchesterklang wird, darauf will Unglert nicht wetten. "Wir sind alle gehandicapt", sagt er, um aber gleich zu entgegnen: "Gar nichts machen funktioniert nicht."

    Daniel Müller-Schott zählt zu den führenden Cellisten der Gegenwart. Er ist 2022 vielleicht auch in Illertissen zu erleben.
    Daniel Müller-Schott zählt zu den führenden Cellisten der Gegenwart. Er ist 2022 vielleicht auch in Illertissen zu erleben. Foto: Uwe Ahrens/GKO

    Wenn die Menschen Abstand nehmen müssen, Kultur nur in Pixel-Bildern an Bildschirmen erleben, und das über Monate und Jahre - vergeht ihnen die Lust auf Kultur? "Die Menschen wollen Kultur", betont Unglert. Das spüre er bei jedem Konzert im Schloss. "Unser Publikum ist sehr, sehr dankbar. Das gibt uns Mut."

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