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Landkreis Neu-Ulm: Christbäume und Klimawandel: So reagieren Landwirte

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Christbäume und Klimawandel: So reagieren Landwirte

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    Den Weihnachtsbäumen von Thomas Galler in Nersingen geht es trotz des schwierigen Sommers gut. Obwohl es früher unüblich war, pflanzt er wegen des Klimawandels nur noch im Herbst an.
    Den Weihnachtsbäumen von Thomas Galler in Nersingen geht es trotz des schwierigen Sommers gut. Obwohl es früher unüblich war, pflanzt er wegen des Klimawandels nur noch im Herbst an. Foto: Alexander Kaya

    Es ist schwierig, beziehungsweise: schwierig, aber machbar. Das berichten Weihnachtsbaumproduzenten aus der Region. Der Klimawandel bringt das Sommerwetter durcheinander, und das gefährdet besonders die jungen Pflanzen. Dabei ist es in Süddeutschland ohnehin schwierig, Tannenbäume auf freiem Feld anzubauen. In Nordbayern wurde von massenweise vertrockneten Weihnachtsbaumpflänzchen berichtet. Wie geht es den Christbaumschulen in der Region? Droht vor Weihnachten ein Engpass? 

    In der Region Ulm pflanzt man künftig im Herbst die Weihnachtsbäume an

    Thomas Galler betreibt seit neun Jahren eine Christbaumplantage in Nersingen. Er sagt: "Der Sommer war mit Sicherheit schwierig." Das sei aber schon seit 2018 der Fall. Seitdem gebe es im Sommer immer längere Trocken- und Nässeperioden. Galler hatte aber Glück. Seine Bäume hätten keine Schäden erlitten; sie würden auf einem Boden wachsen, der viel Ton enthält und dadurch das Wasser lange binden kann. Der Landwirt ist sogar zufrieden und berichtet von "einem schönen satten Grün", das seine Bäume zeigten. An seiner Arbeit hat Galler aber etwas Entscheidendes verändert: Er sorgt nicht mehr im Frühjahr für den Nachwuchs, wenn der Boden eigentlich viel Feuchtigkeit erhält und die Startbedingungen am besten sind. Galler pflanzt nur noch im Herbst an.

    In Langenau, also nur wenige Kilometer nördlich von Nersingen, hat Christian Häge heuer erstmals im Herbst angepflanzt – weil er musste. Denn seine im Frühjahr gepflanzten Bäumchen waren allesamt vertrocknet. Er spricht von einem "Totalausfall" im Sommer. Die älteren Bäume hätte diese Trockenheit nicht betroffen. Häge rechnet damit, dass es in acht oder zehn Jahren eine Lücke im Angebot geben wird. Das Problem mit dem "schwierigen Sommer" erklärt Häge so: "Früher hat es einmal in der Woche geregnet, und wenn nicht, dann hat es in der Woche drauf zweimal geregnet." Mittlerweile sei das anders. "Heute hast du im Sommer zwei Wochen Regen am Stück und dann sieben Wochen Trockenheit."

    Das sei besonders für jüngere Pflanzen problematisch. Nadelbäume wachsen in den ersten Jahren sehr langsam und sind deshalb empfindlich. Häge hat nun erstmals im Herbst angepflanzt, um den Pflanzen für eine mögliche trockene Zeit im Frühjahr einen Vorsprung zu geben. "Man hat sich eine Zeit lang darum gestritten, was besser ist", so Häge. "Im Herbst ist es für den Mitarbeiter eigentlich schlecht, weil alles matschig ist, die Bodenstruktur nicht gut ist und der Boden eigentlich zu wenig Luft hat."

    Forstamt sieht die unbeliebte Fichte als Lösung

    Bei Gartenbau Dauti in Bellenberg pflanzt man ebenfalls den größten Teil im Frühjahr an. Auf die Frage, wie man mit dem Sommer zurechtgekommen ist, antwortet Landschaftsbauer Dauti: "Wir haben Grundwasser, Gott sei Dank. Das wäre sonst schwierig geworden." Dauti konnte damit seine Plantage bewässern und so ein Austrocknen verhindern. Bei einer Christbaumplantage weiter südlich, nämlich in Kettershausen, Ortsteil Zeiertshofen, ist die Lage wieder anders. Der 70-jährige Eduard Schedel baut seit zwölf Jahren Weihnachtsbäume an. Bei ihm habe die Trockenheit dazu geführt, dass die Bäume von unten her ein wenig dürr wurden. Bei Schedel seien alle Weihnachtsbäume etwa gleich alt und etwa gleich groß, und nun hätten die unteren Teile im trockenen Sommer weniger Regen und Nebel abbekommen. Im Vergleich zu Häge, Galler und Dauti hat Schedel keine Preiserhöhung angekündigt. 

    Das staatliche Forstamt aus Krumbach hätte eine andere Lösung parat, wenn es um die veränderten Klimabedingungen für Christbaumproduzenten geht. "Wir wünschen uns, dass der örtliche Christbaum stärker in den Fokus rückt", sagt Abteilungsleiter Ralf Tischendorfer. Speziell wünscht er sich mehr Fichten im Wohnzimmer. Denn im Vergleich zu den gezüchteten Tannenbäumen, von denen sehr viele aus Norddeutschland kämen, seien sie ökologischer. "Das, was der Waldbesitzer eh wegschneiden muss, könnte man sich in das Wohnzimmer stellen", so Tischendorfer. Außerdem spare man sich lange Transportwege und tue dem Waldbesitzer was Gutes. Bei seinem Anliegen für die Fichten äußert sich Tischendorfer auffällig vorsichtig. Der Knackpunkt sei die mangelnde Attraktivität der Fichten. Und: "Das Christbaum-Aussuchen ist für viele sehr emotional." 

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