Immer wieder kommen sich Auto- und Fahrradfahrer in die Quere. Besonders gefährlich wird es bei Überholmanövern. So wie kürzlich, als in Ulm ein Mercedes-Fahrer einen Radler überholte, der auf einem Radfahrstreifen unterwegs war. Der Autofahrer schätzte den Abstand zum Radler falsch ein und streifte diesen mit dem Außenspiegel – der Radfahrer stürzte.
„Radfahrende fühlen sich durch zu enge Überholabstände generell gefährdet und bedrängt“, sagt Sandra Clauß vom Team Fahrrad in Ulm. Verbesserung soll das sogenannte Zweirad-Überholverbotsschild bringen. In Ulm wurde das Verkehrszeichen erstmals im Februar 2022 in Söflingen in der Jörg-Syrlin-Straße angewendet. „Die aufgezeichneten Daten dort ergeben, dass tatsächlich weniger und wenn doch, mit mehr Abstand überholt wird“, erklärt Clauß. Kürzlich wurde das Schild, das generell verbietet, Radfahrer zu überholen, auch in der Söflinger Straße aufgestellt. Hier, wo der Mindestabstand beim Überholen aufgrund der ebenfalls dort verlaufenden Straßenbahntrasse ohnehin kaum einzuhalten ist, soll so zumindest eine Gefahrenstelle entschärft werden.
FDP-Fraktion äußert sich zu dem Verkehrsschild
Unter Autofahrern wird das Schild heiß diskutiert. Und auch auf der anderen Seite der Donau, in Neu-Ulm, macht man sich darüber Gedanken – auch hinsichtlich der Frage, ob das Verkehrsschild, das es erst seit 2020 gibt, an der einen oder anderen Stelle Sinn machen könnte. So postete die FDP-Stadtratsfraktion auf Facebook kürzlich ein Bild des Schilds und schrieb dazu: „Es könnte auch zum Beispiel in der Marienstraße aufgestellt werden. Dies würde – aus unserer Sicht – zu einer weiteren Beruhigung im Abschnitt Donaucenter bis Rathaus führen.“ Allerdings wolle die Stadt das nicht, es sei nicht zulässig.
Tatsächlich äußerte sich Alexander Mangold, Abteilungsleiter Straßen- und Verkehrsrecht, im Neu-Ulmer Bauausschuss in diese Richtung. „Es wird aktuell kein Bereich in der Stadt gesehen, in dem der Einsatz gleichzeitig erforderlich erscheint und rechtlich dann auch zulässig ist“, erklärt Neu-Ulms Stadtsprecherin Sandra Lützel auf Nachfrage und präzisiert: „In Bayern gibt es einen Erlass, der besagt, dass dieses Zeichen nur in Ausnahmefällen verwendet werden soll. Außerdem soll es ganz besonders dort nicht aufgestellt werden, wo aufgrund der vorhandenen Fahrbahnbreite das Überholen von Zweirädern sowieso verboten ist, weil der seitliche Mindestabstand von 1,5 Metern gar nicht eingehalten werden könnte.“ In Neu-Ulm gebe es keinen Ort, an dem unter diesen Gesichtspunkten das Überholverbotsschild möglich ist, so das Fazit.
Die Neu-Ulmer Stadtverwaltung sieht keinen Bedarf in der Marienstraße
Und so werde auch in der Marienstraße kein Gebrauch von dem Verkehrsschild gemacht, das Autofahrer mahnt, mehr Rücksicht auf Radfahrer zu nehmen. „Es wird sicherlich von Radfahrern eine Gefahrenlage empfunden, die sich aber objektiv nicht in tatsächlichen Unfällen widerspiegelt“, sagt Lützel mit Blick auf die Marienstraße.
„Das Schild ist sicher nicht die Lösung aller Probleme, aber ein Baustein“, erklärt Alfred Schömig (FDP). Letztlich gehe es ums Miteinander, betont er. Mit Blick auf die kürzlich im Ausschuss vorgestellten Unfallzahlen fordert er außerdem mehr und bessere Radwege. 194 durch Unfälle verletzte Radfahrer in Neu-Ulm gab es im Jahr 2023. Fünf Jahre zuvor waren es noch 124. An der Zunahme des Radverkehrs könne das nicht liegen, denn der Anteil der Radfahrer am Verkehrsaufkommen hat sich im Vergleich mit dem Jahr 2013 nicht erhöht und liegt noch immer bei elf Prozent. Schömig vermutet, dass die Zunahme der Unfälle möglicherweise mit der Zunahme von E-Bikes zusammenhängt.
In Ulm werden Daten gesammelt
Sandra Clauß von der Stadt Ulm hofft, dass das neue Verkehrsschild auch am Standort in der Söflinger Straße befolgt wird und Radler dort nicht mehr überholt werden. Über Sensoren, die an Fahrrädern befestigt sind, wird der Abstand zu vorbeifahrenden Fahrzeugen gemessen – die Auswertung erfolgt im nächsten Jahr, so Clauß. „Aktuell und konkret“ gebe es keinen Plan, das Zweirad-Überholverbot auf noch mehr Bereiche in der Stadt auszuweiten.
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