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Neu-Ulm: Zwei evangelische Gemeinden fusionieren und wählen ein einmaliges Modell

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Zwei evangelische Gemeinden fusionieren und wählen ein einmaliges Modell

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    Am Zusammenschluss der evangelischen Gemeinden in Neu-Ulm ist lang getüftelt worden. Von links: Cornelie Hänssler-Schoetensack, Ruth Simeg, Wolfgang Streiftau und Johannes Knöller.
    Am Zusammenschluss der evangelischen Gemeinden in Neu-Ulm ist lang getüftelt worden. Von links: Cornelie Hänssler-Schoetensack, Ruth Simeg, Wolfgang Streiftau und Johannes Knöller. Foto: Dagmar Hub

    Die ersten Überlegungen begannen gerade vor einem Jahr, im Juli 2022. Zwölf Monate später steht das fertige Konzept für die nur 1,5 Kilometer Luftlinie auseinanderliegenden evangelischen Kirchengemeinden von Erlöser und Petrus und muss nur noch beschlossen werden: Die Gemeinden werden gemeinsam die Rechtsform einer Pfarrei bilden. Die Aufgaben sind so auf die Pfarrerin und die beiden Pfarrer verteilt, dass niemand das komplette Tätigkeitsfeld bearbeitet. In den Kirchen werden an jeweils zwei Sonntagen besondere Gottesdienste stattfinden.

    Das Konzept ist neu, und vermutlich haben es in genau dieser Form noch keine anderen Kirchengemeinden ausprobiert: Es wird jeweils zwei "normale" Sonntagsgottesdienste und zwei besondere Gottesdienste in jeder der beiden Kirchen geben. Und zwar so verteilt, dass es den insgesamt etwa 3850 Mitgliedern der künftigen Pfarrei möglich ist, immer einen der gewohnten Sonntagsgottesdienste zu besuchen. Allerdings bekommt die Neu-Ulmer Petruskirche einmal im Monat einen Segnungsgottesdienst, die spirituell ausgerichtete Gläubige ansprechen dürfte, und einen Gottesdienst mit Schwerpunkt Kunst und Kultur. In der Erlöserkirche wird es dann, wenn in der Petruskirche die gewohnten Sonntagsgottesdienste stattfinden, zur üblichen Gottesdienstzeit Familien- und Jugendgottesdienste geben.

    Erlöserkirche und Petruskirche schließen sich zu Pfarrei zusammen

    Verteilt sind auch die Aufgaben: Johannes Knöller, geschäftsführender Pfarrer, wird den Vorsitz von Kirchenvorstand, Bauausschuss und Finanzausschuss haben und unter anderem für die Ökumene und die Segnungsgottesdienste zuständig sein. Pfarrer Jean-Pierre Barraud – Kunstbeauftragter der Evangelischen Kirche für den Kirchenkreis Augsburg und Schwaben – obliegen die Kulturgottesdienste, die Öffentlichkeitsarbeit, die Seniorenarbeit und die Krankenhausseelsorge. Pfarrerin Ruth Simeg von der Erlöserkirche ist schwerpunktmäßig zuständig für die Kinder- und Jugendarbeit, die Jugend- und Familiengottesdienste, Kindergärten und Konfirmanden. 

    Pfingsten 2024 soll die gemeinsame Zukunft beginnen – eben mit zwei Kirchen, die ihre besonderen Aufgaben haben, aber nur noch mit einem Pfarrbüro, dem im Neu-Ulmer Dekanatsgebäude am Petrusplatz, mit nur noch einem gemeinsamen Kirchenvorstand samt gemeinsamer Ausschüsse. Konfirmandenunterricht ist grundsätzlich in Offenhausen, wo es im Hof der Erlöserkirche ausgiebig Platz für Freiluftaktionen der Jugendlichen gibt. Die Konfirmationen selbst finden immer in der Petruskirche statt. "Jede der beiden Kirchengemeinden gibt etwas ab, und jede bekommt etwas", erklärt Johannes Knöller.

    Evangelische Pfarrer in Neu-Ulm teilen sich Aufgaben und Zuständigkeiten

    Als einen der wichtigsten Gründe für den Schritt zur gemeinsamen Pfarrei nennt Ruth Simeg einen möglichst klugen Umgang mit den Ressourcen sowohl der Hauptamtlichen als auch der Ehrenamtlichen: Auch die Mitarbeit im Bau- und Finanzausschuss verlangt von den Ehrenamtlichen immer mehr Spezialwissen. Knöller schildert, dass der Weg zum Konzept den Mitgliedern beider Kirchengemeinden über die ganze Zeit hinweg transparent vermittelt wurde. Das habe letztlich dazu geführt, dass der Prozess, in dem auch viel um Lösungen gerungen wurde, kritisch begleitet worden und jetzt von den evangelischen Gläubigen in Neu-Ulm und Offenhausen zustimmend gesehen werde. "Es ist der einzige Weg, der gut ist", findet Kirchenvorstands-Vertrauensmann Wolfgang Streiftau. Seine

    Für den Alltag der meisten Gemeindemitglieder wird die eng verzahnte künftige Zusammenarbeit beider Kirchengemeinden wenig ändern: Die Ansprechpartner für die Arbeit in den Sprengeln bleiben die gleichen: Für Besuche, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen können sich die Protestanten in Neu-Ulm und Offenhausen an ihren gewohnten Pfarrer oder ihre gewohnte Pfarrerin wenden.

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