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Neu-Ulm/Ulm: Branche in der Krise: In Neu-Ulm steht das nächste Hotel zum Verkauf

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Branche in der Krise: In Neu-Ulm steht das nächste Hotel zum Verkauf

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    Das Donauhotel in Neu-Ulm hat eine sehr zentrale Lage in der Augsburger Straße in Neu-Ulm. Nun soll es verkauft werden.
    Das Donauhotel in Neu-Ulm hat eine sehr zentrale Lage in der Augsburger Straße in Neu-Ulm. Nun soll es verkauft werden. Foto: Alexander Kaya

    Seit 1964 ist das Donau-Hotel fester Bestandteil der Neu-Ulmer Innenstadt. Jetzt steht das Haus in der Augsburger Straße zum Verkauf. Tourismusexperten beklagen einen dramatischen Verlust an Betten im bayerischen Teil der Doppelstadt. Die Branche ist im Wandel – und das hat nicht nur mit Corona zu tun.

    Vor elf Jahren kaufte Alexander Widiker das vierstöckige Gebäude. Das Hotel verfügt über eine Gesamtfläche von etwa 1600 Quadratmetern auf einer Grundstücksgröße von etwa 1500 Quadratmetern. Nun ist für den 62-Jährigen Schluss. "Mir war beim Kauf klar, dass ich das nur zehn Jahre machen will." Nach einer anstrengenden Dekade als Hotelier wolle er "noch etwas vom Leben haben".

    Die Pandemie trage hier keine Schuld: Die Corona-Krise habe sein Hotel weniger als andere Häuser getroffen. Denn mittlerweile habe sich das Hotel-Garni als Anlaufstelle für Monteure etabliert. "Die kommen noch immer." Nur an den Wochenenden herrsche durch die Pandemie nun gähnende Leere im Hotel, das augenscheinlich ziemlich in die Jahre gekommen ist. Vor Jahrzehnten galt das Hotel einmal als eine ziemlich feine Adresse. Sogar die erste hochrangige Delegation aus China, die nach der Kulturrevolution den Landkreis besuchte, stieg hier ab.

    In Neu-Ulm gibt es immer weniger Hotelbetten

    Eine Schieflage zwischen Ulm und Neu-Ulm in Sachen Hotel-Betten befürchtet Wolfgang Dieterich, Geschäftsführer der Ulm-Neu-Ulm-Touristik (UNT). Das Aus für das Donauhotel ist kein Einzelfall: Denn mit den über 130 Zimmern des ehemaligen Golden-Tulip-Hotels steht seit der Insolvenz ein Neu-Ulmer Flaggschiff vor einer ungewissen Zukunft. Und jetzt fallen auch noch durch das bevorstehende Aus für Meinl und Donauhotel knapp weitere 80 Zimmer in Neu-Ulm weg.

    Dieterich sieht hier eine Entwicklung, die bereits vor Corona begonnen habe. "Einige Hotels werden auf der Stecke bleiben." Und zwar insbesondere inhabergeführte Hotels, die nicht auf ein Netzwerk wie die großen Ketten zurückgreifen können. Die Zeiten bleiben hart: Experten rechnen damit, dass es nach dem Ende der Pandemie bis Ende 2023 dauern werde, bis das Niveau von 2019 wieder erreicht ist. Dabei spiele auch eine Rolle, dass es weniger Geschäftsreisen geben dürfte.

    Unklar ist auch, ob ein in Neu-Ulm angedachtes Hotelprojekt realisiert wird: Investor Bekir Cam plante eigentlich im "Leplat Quartier" am Bahntrog auch ein Hotel zu bauen. Doch die Zeiten für neue Hotels scheinen schlecht, zu erreichen ist der Unternehmer nicht. In Ulm wird hingegen an neuen Hotelprojekten festgehalten: das "Me an all Hotel" bei den Sedelhöfen steht kurz vor der Eröffnung und auch der Umbau des Ex-Abts zu einem Beherbergungsbetrieb der Kette "Motel One" schreitet sichtbar voran.

    Was wird aus dem Maritim in Ulm?

    Anhand der Hotel-Kette Maritim ist aber zu erkennen, dass auch die großen Häuser durch Corona in Schwierigkeiten geraten können. Wegen knapper Kassen in der Corona-Krise sieht sich das Unternehmen gezwungen, sich von einem Teil ihrer Standorte zu trennen. Was wird aus dem 1993 eröffneten 287-Zimmer-Hotel am Donauufer? Detailliertere Informationen zu möglichen Verkäufen oder Standorten nennt das Unternehmen auch auf Anfrage nicht. "Die Lage für die Hotellerie ist sehr ernst, so kann es nicht weitergehen", teilt das Unternehmen mit. Mit dem Beginn des Jahres gab es einen Führungswechsel: Helge Timm übernahm die Leitung von Frank Wilberg. Doch auch der neue Chef kann keine Details zu den Plänen der familiengeführten Kette nennen. Der 49-jährige Timm war zuvor im Maritim in Stuttgart tätig. Die Leitung eines solchen Hotels inmitten der Pandemie zu übernehmen bezeichnet Timm als "herausfordernd". Nicht aber weil der Ansturm der Gäste so groß sei: Die Auslastung sei "sehr gering".

    Auch für größere Unternehmen der Branche und inhabergeführte Hotelgruppen wie Maritim müssten die staatlichen Hilfen schnellstmöglich zur Auszahlung kommen, äußerte sich die Unternehmensführung jüngst. Die Maritim Hotels stehen mit der Problematik nicht allein: Auch die Hotelkette "Motel One" hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 102 Millionen Euro vor Steuern verloren.

    Das Maritim-Hotel wurde 1993 in Ulm eröffnet.
    Das Maritim-Hotel wurde 1993 in Ulm eröffnet. Foto: Alexander Kaya

    Donauhotel soll 5,4 Millionen Euro kosten

    Auf eine ganz andere Zahlung hofft hingegen Hotelier Widiker: Für knapp 5,4 Millionen Euro wird das "schöne und sehr gepflegte Hotel mitten in Neu-Ulm" von einem Makler angepriesen. Derzeit verfügt es über 50 Zimmer mit Bad und teils mit Küche. Diese sind auf 4 Stockwerke verteilt, welche mit einem Aufzug erreichbar sind. Inbegriffen sind noch 25 Stellplätze und ein Tiefgaragenstellplatz.

    Der Noch-Hotelier spricht von "einigen Angeboten" die für die Immobilie bereits eingegangen seien. Was die Käufer mit dem Haus vorhaben, sei ihm "völlig egal". Von einem Interessenten wisse er, dass er vorhabe statt der Hotelnutzung in Wohnungen zu investieren. Dies würde einem Trend entsprechen: Weil der Wohnungsmarkt keine Krise kennt, hat etwa das Beratungsunternehmen Real Hotel Controlling längst einen Trend zur Umwandlung von Hotels in Wohnraum ausgemacht. Eine solche Entwicklung würde also weder in Reutti noch in der Neu-Ulmer Stadtmitte kaum überraschen. Gewohnt wird jetzt schon im Donau-Hotel: Im Kaufpreis inbegriffen sei eine 3-Zimmerwohnung mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, Küche und Bad. Diese Wohnung wurde im Jahr 2012 gebaut

    Allerdings hat das günstige Hotel als Anlaufstelle für Monteure auf Reisen offensichtlich einen Platz in der Branche, mit dem sich auch Geld verdienen lässt. Der Umsatz des Hotels beträgt, laut den Angaben des Eigentümers etwa 500.000 Euro pro Jahr. Die Nacht in einem der 21 Einzelzimmer kostet 50 Euro. Die Konkurrenz schläft allerdings nicht: Für ähnliches Geld lässt sich im erst 2017 eröffneten Neubau des B&B-Hotel mit 123 Zimmern am Allgäuer Ring übernachten. Zweifellos eine modernere Alternative, hinter der ein großer Konzern steckt.

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