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Neu-Ulm/Ulm: Am Montag beginnt der Abriss der Renftle-Ruine in Neu-Ulm

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Am Montag beginnt der Abriss der Renftle-Ruine in Neu-Ulm

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    Jahrelang tat sich nichts im Rohbau in Neu-Ulms guter Stube. Rostige Eisenträger ragen in den Himmel. Nun kommt die Ruine weg.
    Jahrelang tat sich nichts im Rohbau in Neu-Ulms guter Stube. Rostige Eisenträger ragen in den Himmel. Nun kommt die Ruine weg. Foto: Alexander Kaya

    Nach 92 Jahren war für das Neu-Ulmer Bettenhaus Renftle am Petrusplatz im März 2015 Schluss. Seitdem steht mehr oder weniger eine Ruine im Herzen von Neu-Ulm. Doch die kommt jetzt definitiv weg: Wie Boris Fazzini, der Sprecher der Sparkasse Ulm, dem Inhaber der Immobilie, auf Nachfrage sagt, rücken am Montag, 7. Februar, die Bagger an.

    Die Renftle-Ruine am Petrusplatz in Neu-Ulm ist ein Hingucker der anderen Art.
    Die Renftle-Ruine am Petrusplatz in Neu-Ulm ist ein Hingucker der anderen Art. Foto: Alexander Kaya

    Die Abrissarbeiten des Baus, der nach seiner Adresse Petrusplatz 3 als "P3" einst beworben wurde, sollen vier bis sechs Wochen andauern. Die Arbeiten würden laut Fazzini eine Herausforderung darstellen, weil der vorherige Eigentümer, der den Bau aufgrund einer Insolvenz nicht fertigstellen konnte, viele Stahlträger an der alten Substanz verbaut habe. Dass sich die Sparkasse Ulm nun auch ohne fertigen Bauantrag für einen Abriss entschieden habe, liege an Auflagen. Aufgrund von Artenschutz-Auflagen müssten derart große Abbrüche nämlich vor März erfolgen, ansonsten würde Gefahr für nistende Vögel drohen.

    Parken am "P3" sorgt in Neu-Ulm für Diskussionen

    Ein Jahr ist vergangen, seit über einen Architektenwettbewerb entschieden wurde, was am Petrusplatz gebaut wird. Geschehen ist seitdem sichtbar - nichts. Über die Hintergründe möchte sich die Sparkasse nicht äußern, das Vorhaben der Übernahme eines Pleite-Rohbaus sei nun mal sehr komplex. Auch über kursierenden Ärger rund um das Thema Parken schweigt die Sparkasse offiziell. "Wir sind weiter in Gesprächen mit einem Nachbarn", sagt Fazzini lediglich. Über den Stand der Gespräche rund um strittige Punkte einer Tiefgarage unter dem "P3" sagt Fazzini nichts. Auch Diskussionen über die Zufahrt auf dem beengten Raum und Pläne, die bestehende Tiefgarage des Nachbarhauses mit dem neuen "P3" zu verbinden, möchte der Sparkassen-Mann nicht in die Öffentlichkeit bringen.

    Sparkasse Ulm ist froh über Abriss-Termin der Renftle-Ruine

    Lieber möchte die Sparkasse frohe Kunde verbreiten: "Die Bürgerinnen und Bürger von Neu-Ulm warten schon lange drauf, dass diese Ruine wegkommt", sagt Fazzini. Nun gebe es dafür endlich den ersehnten Termin. "Wir freuen uns, dass es endlich vorwärts geht", sagt Fazzini. Details zu den erwarteten Mengen an Schutt könne die Sparkasse noch nicht nennen, doch klar ist, dass der Abriss nicht ohne Dreck und Lärm vonstatten gehen wird. Einen Bebauungsplan könne die Sparkasse noch nicht einreichen. Von Gesprächen mit dem Nachbarn hängen Details ab, wie die Sparkasse bauen könne. Bis der Neubau die Ruine ersetzt, dürfte daher noch einige Zeit ins Land ziehen. Es kann also sein, dass die Bauruine durch eine leere Baugrube ersetzt wird. "Wir hoffen, noch dieses Jahr bauen zu können." Sicher sei das aber nicht.

    Neustart für das Bauvorhaben P3 in Neu-Ulm am Petrusplatz: : Der Auftrag ging an Stemshorn Kopp Architekten und Stadtplaner
    Neustart für das Bauvorhaben P3 in Neu-Ulm am Petrusplatz: : Der Auftrag ging an Stemshorn Kopp Architekten und Stadtplaner Foto: Stemshorn Kopp

    Für Verzögerungen sorgte wie berichtet auch ein Wechsel in Sachen Projektsteuerung. Das Unternehmen "M Quadrat", eine Tochter von Munk Immobilien, wurde im Sommer vergangenen Jahres beauftragt, das Projekt zu forcieren. Zumindest "der erste wichtige Schritt, der Abriss", so Fazzini, ist jetzt in trockenen Tüchern. Genauso wie die Pläne - mal abgesehen von der Parkthematik: Auf dem prominenten Grundstück entstehen nach Plänen des Architektenbüros Stemshorn/Kopp "großzügige Flächen" für Gastronomie im Erdgeschoss, Büroräumlichkeiten im ersten Obergeschoss und rund 20 Wohneinheiten. Das Gebäude mit 3000 Quadratmetern Nutzfläche zeige sich künftig zurückhaltend mit traditionell verputzten Lochfassaden.

    Die Geschichte der Bauruine begann mit der Pleite des Neu-Ulmer Baumoguls Günter Steinle. Der bereits begonnene Zehn-Millionen-Umbau am Petrusplatz brach Steinle das Genick: "P3 - Wohnen und Arbeiten am Petrusplatz" - so wurde die Immobilie beworben. Zwischen 299.000 und 1,1 Millionen Euro sollten die zehn Wohneinheiten kosten. Verkauft waren sie alle. Geplanter Bezugstermin: Sommer 2017. Doch es kam anders. Die Firma um Geschäftsführer Günter Steinle stellte im Juni 2018 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Sparkasse Ulm sprang als Hauptgläubiger per Rettungserwerb ein. Über die Höhe des Verlustes macht die Sparkasse Ulm keine Angaben. Es kursieren unbestätigte Berichte, dass die Sparkasse Ulm 4,5 Millionen Euro verlor. Doch weder darüber noch über das neue Investitionsvolumen an der wichtigen Ecke Petrusplatz - Marienstraße - Augsburger Straße macht das Kreditinstitut auf Nachfrage Angaben.

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