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Neu-Ulm: Sollte das Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm tatsächlich abgerissen werden?

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Sollte das Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm tatsächlich abgerissen werden?

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    Ein Pächter für das Restaurant im Edwin-Scharff-Haus ist nun offenbar gefunden. Allerdings muss bereits im März wieder dicht gemacht werden.
    Ein Pächter für das Restaurant im Edwin-Scharff-Haus ist nun offenbar gefunden. Allerdings muss bereits im März wieder dicht gemacht werden. Foto: Alexander Kaya

    Das Edwin-Scharff-Haus ist eines der markantesten Bauwerke von Neu-Ulm, jetzt muss es aber für viel Geld teilsaniert werden. Ist das angesichts der sehr angespannten Stadtfinanzen schon ein Grund, das Tagungs- und Veranstaltungszentrum abzureißen? Im Stadtrat stand diese Frage jetzt zur Debatte. Sie wurde von einer klaren Mehrheit ausgesprochen eindeutig beantwortet.

    Im Jahr 1978 wurde das Gebäude am Donauufer vollendet, das dem größten Künstler der Stadt gewidmet ist. Seither hat die Bausubstanz nicht unerheblich gelitten. An der Außenfassade bröckelt der Beton, was eigentlich schon seit einigen Jahren bekannt ist. Doch mittlerweile haben die Schäden ein Ausmaß angenommen, das nach Einschätzung von Stadtbaudirektor Markus Krämer keine Verzögerung mehr zulässt. An verschiedenen Stellen ist der Beton so weit abgeplatzt, dass bereits die darunter liegende Stahlarmierung frei liegt und Wasser eindringen kann. In einigen Bereichen sei das "Schadensausmaß mittlerweile als erheblich anzusehen". Die Außenhülle zu sanieren kostet nach Schätzung der Bauverwaltung knapp 650.000 Euro.

    Die alte Lüftung im Edwin-Scharff-Haus muss raus

    Doch der wesentlich dickere Posten wartet im Inneren des Hauses: Die Lüftung hat mittlerweile ihr technisches Lebensende erreicht, die Geräte müssen durch neue ersetzt werden. Das verschlingt nach der aktuellen Kostenaufstellung 3,14 Millionen Euro. Für die Arbeiten liegt allerdings notgedrungen der Betrieb des Kultur- und Tagungszentrums für mehr als ein halbes Jahr komplett auf Eis, zwischen dem 1. März und dem 15. Oktober nächsten Jahres gehört das Haus sozusagen den Arbeitern. In dieser Zeit will Krämer auch den Beton der Außenhülle sanieren lassen.

    Aber, macht es überhaupt noch Sinn, so viel Geld in das Edwin-Scharff-Haus zu stecken? Diese Frage warf Roland Prießnitz von den Freien Wählern auf. Er hält das Zentrum angesichts diverser anderer Hallen und Tagungsräume in der Doppelstadt für "nicht optimal". Deshalb solle die Verwaltung ein "umfassendes Bild" zusammenstellen, also eine Art Komplett-Bestandsaufnahme, bei der man am Ende auch zu dem Ergebnis kommen könne, "wir reißen das Edwin-Scharff-Haus ab". Schließlich fehle es "vorne und hinten" an Ausstattung. Dieser Einwand sorgte zumindest bei Juliane Lidl-Böck (CSU) für Verunsicherung. Sie könne im Grunde den Vorschlag von Prießnitz verstehen, sagte sie. Auch sie hält den Bau für nicht mehr zeitgemäß und nicht attraktiv genug. Da müsse man sich schon überlegen, so viel Geld auszugeben.

    Das Edwin-Scharff-Haus ist gut gebucht

    Allerdings scheint die Beliebtheit des "Esch-Hauses" ungebrochen. Stefan Voggesser,stellvertretender Abteilungsleiter für die Verwaltung der städtischen Mehrzweckhallen, sagte auf Nachfrage unserer Redaktion: "Das Haus ist sehr gut gebucht, wir sind bis Ende dieses Jahres komplett voll. Wir müssen sogar Interessenten absagen." Das Interesse sei breit gestreut. "Wir haben Kongresse, Tagungen und sonstige Veranstaltungen, es läuft absolut." Immerhin biete man eine große und eine kleine Halle, drei Studioräume und ein Foyer. Technisch sei das Haus absolut auf der Höhe. Bedauerlich findet er allerdings, dass das Hotel nebenan derzeit immer noch leer steht. Wann es wieder eröffnet, wisse aber niemand.

    Dafür scheint jetzt eine Lösung für das ebenfalls leer stehende Restaurant Edwins gefunden zu sein. Es gebe einen Pächter, der bereits einen Vorvertrag unterschrieben habe. Mehr wollte Voggesser noch nicht sagen. Verpachtet wird die Gastronomie lediglich bis Ende Februar, denn dann beginnen die Umbauarbeiten. Das war nach Darstellung von Stadtbaudirektor Krämer auch das Problem bei der Suche nach einem Gastrobetreiber: "Wir können das Restaurant nur für ein paar Monate vergeben. Die eigentliche dauerhafte Verpachtung können wir erst ab Herbst nächsten Jahres ausschreiben", erklärte er dem Stadtrat. Grundsätzlich habe das Edwin-Scharff-Haus kein Problem: "Es ist picobello und hat eine fantastische Architektur."

    Eine Lanze für die "Gute Stube Neu-Ulms"

    In der Debatte brachen denn auch mehrere Stadträte eine Lanze für das Gebäude. "Es kann doch nicht sein, dass wir immer, wenn etwas sanierungsbedürftig ist, das abreißen wollen", sagte etwa der Grüne Ludwig Ott. Daniel Fürst (SPD) hielt es für "nicht zielführend", wenn das Gebäude platt gemacht und neu gebaut werde. Es gehe hier um Substanzerhalt, "egal, wie mal die Nutzung aussieht." Sein Fraktionskollege Rudi Erne nannte das Haus "die gute Stube Neu-Ulms".

    Bei der Abstimmung fanden sich für den Antrag von Prießnitz, zunächst einmal eine umfassende Neubewertung des Kongress- und Tagungszentrums aufzustellen, bevor Geld ausgegeben werde, lediglich zwei Stimmen. Alle anderen Stadträtinnen und Stadträte sprachen sich dafür aus, das Gebäude zu erhalten und zu sanieren.

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