Das Jahr 2023 ist längst vorüber, die Neu-Ulmer Polizei hat alle Akten sortiert und ausgewertet. Inspektionsleiter Michael Keck und sein Kollege Werner Lipp haben einiges zu berichten, das aufhorchen lässt. 2023 gab es insgesamt mehr Unfälle und mehr Menschen, die sich in den Straßen von Neu-Ulm und seinen Ortsteilen sowie Nersingen und Elchingen verletzt haben. Die Polizei findet vor allem die gestiegene Anzahl an Fahrradunfällen erschreckend. Im Stadtgebiet sind besonders viele gestürzt.
Polizei berichtet: Immer mehr Fahrradunfälle in Neu-Ulm
Polizeichef Keck sagt zu den Unfallzahlen der vergangenen Jahre: "Während Corona haben wir eine Delle gehabt, jetzt sind wir wieder auf dem aufsteigenden Ast und nähern uns 2019 an." Seit die Lockdowns vorbei sind, kracht es im nördlichen Landkreis fast wieder so oft wie früher: Im Rekordjahr 2019 waren es noch 2.753 Unfälle, dann sank die Zahl 2020 auf 2.193, doch vergangenes Jahr registrierten die Ordnungshüter wieder 2.656 Kollisionen, 218 mehr als 2022. "Das geht vor allem in Richtung Fahrrad, um das mal so zu formulieren", sagt Keck. Denn bei den Velos gab es einen Negativrekord: Noch nie sind so viele Menschen damit gestürzt. 246 Personen waren an Unfällen beteiligt, 209 wurden verletzt. Keck: "Für uns ist das erschreckend."
Offenbar ist das Fahrradfahren im städtischen Bereich weit gefährlicher als auf dem Land. Polizeihauptkommissar Sinn zufolge haben sich die Unfälle besonders auf Neu-Ulm konzentriert, während sie außerhalb zurückgingen. So gab es in Elchingen ein Minus von 83 Prozent, in Nersingen eines von 25 Prozent, aber in Neu-Ulm stiegen die Fahrradunfälle um 39 Prozent. Übrigens sind nicht immer die Autofahrer daran schuld, es verhält sich eher andersherum. Laut der Unfallstatistik waren bei den 209 Unfällen in 62 Prozent der Fälle die Radler selbst verantwortlich oder mitverantwortlich.
Alkohol am Steuer: In Neu-Ulm ist das "Entdeckungsrisiko" hoch
411 Menschen wurden mit über 0,5 Promille am Steuer erwischt, entsprechend oft wurde der Führerschein einbehalten. "Man kann es fast nicht glauben, wie viele alkoholisiert unterwegs sind", sagt der Polizeichef und schüttelt dabei den Kopf. Nach den Worten seines Kollegen Sinn ist in Neu-Ulm und Umgebung das "Entdeckungsrisiko" sehr hoch. Es gibt viele Kneipen und Gaststätten, "aber unsere Kollegen kontrollieren auch sehr viel." Interessant wird es bei der Geschlechterverteilung: Im Prinzip seien genauso viele Frauen berauscht unterwegs, wie Männer, sagen die Polizisten. Das gehe durch alle Altersklassen. Die Nutzerinnen und Nutzer von E-Scootern machen mit 156 Fällen einen beträchtlichen Teil an den über 411 Trunkenheitsfahrten aus.
Von den 2.656 Verkehrsunfällen, die sich im nördlichen Landkreis 2023 ereignet haben, waren sehr viele davon (58 Prozent) eher harmlose Kleinunfälle, die etwa beim Ein- und Ausparken passiert sind. Bei den restlichen 41 Prozent an ernsten Kollisionen (1.115) ist glücklicherweise in zwei von drei Fällen niemand zu Schaden gekommen. 477 Personen haben sich verletzt, davon 47 schwer. Vier tragische Fälle gab es. Am Bahnübergang in Gerlenhofen war im Mai ein 77-jähriger Radfahrer von einem Zug erfasst worden und in der Reuttier Straße ist ein 20-jähriger Fußgänger im Oktober ebenfalls an einem Bahnübergang zu Tode gekommen. In Wiley kam im Oktober ein Radfahrer durch eine Kopfverletzung ums Leben und erst Ende Dezember gab es auf dem Parkplatz des Donaubades einen sehr tragischen Fall, als ein Siebenjähriger unter die Ränder einen Kleintransporter geriet und sein junges Leben verlor.