"Wie kann der Mann nur meinen Hund töten?" Die 44-jährige Pfuhlerin kann noch immer nicht fassen, was am Sonntag passiert ist. Sie wollte mit ihrer Tochter eigentlich nur kurz ein Eis bei der Eisdiele in der Leipheimer Straße holen. Doch jetzt ist ihre erst drei Monate alte Hündin Lana tot. Einem Mann passte nicht, dass sie mit ihrem Auto auf dem Geh- und Radweg vor der Eisdiele stand. Er schlug die Autotür so fest zu, dass der Hund eingeklemmt und so schwer verletzt wurde, dass er eingeschläfert werden musste. Zu Hause ist nun eine kleine Gedenkstätte für den Yorkshire Terrier eingerichtet. Mit dem "Täter", sagt sie, sei sie noch lange nicht fertig.
Franka Huber, deren Namen wir auf ihren Wunsch hin geändert haben, hatte sich mit ihrer Tochter zuvor schon in Burlafingen ein Eis geholt. Aber ihre Kleine hatte nochmal Lust auf eine erneute Abkühlung. "Es war ein schöner Sonntag, warum nicht", sagt Huber. Doch jetzt im Nachhinein machen sie und ihre Tochter sich auch Vorwürfe. "Hätte ich nicht auf dem Radweg abgestellt, wäre nichts passiert. Und meine Tochter meint: Hätte sie nicht noch mal ein Eis gewollt, wäre auch nichts passiert." Doch die 44-Jährige sagt auch: "Einzig schuld daran ist der Mann."
Mann aus Unterschneidheim soll den Hund getötet haben
Ein 43-Jähriger aus Unterschneidheim im Ostalbkreis, gegen den die Polizei nun ermittelt, habe zusammen mit einer Frau bereits vor der Eisdiele angestanden, als sie mit dem Auto vorfuhren, berichtet die Pfuhlerin unserer Redaktion. Ihre Tochter sei schnell rausgesprungen und habe sich hinter dem Mann und der Frau eingereiht. Unmittelbar habe sich der Blick des Mannes auf sie und ihr Auto gerichtet. Sie ahnte schon, dass er sie wohl bald ermahnen würde. Ihre Fahrertür habe sie geöffnet gehabt, um ihre Hündin Lana herauszulassen. "Sie hatte etwas gepiept, vielleicht musste sie Pippi", so Huber.
Als der Mann und die Frau ihr Eis bekommen hätten, sei die Frau in Richtung Terrasse gelaufen. Der Mann aber sei auf sie zugekommen. Es habe sich ein Streitgespräch entwickelt, das sich hochschaukelte. "Bist du Fahrrad?", habe der Mann gefragt. Was Huber mit den Worten erwidert habe: "Ich bin kein Fahrrad, sehe ich so aus? Lernen Sie erst einmal Respekt zu haben. Ich duze Sie auch nicht." Darauf habe der Mann aggressiv reagiert: "Ich schlag dir den Schädel ein", soll er gesagt und dazu noch Ausdrücke verwendet haben. Huber habe es dabei nicht belassen wollen. "Vielleicht hätte ich einfach sagen sollen: 'Danke, Sie auch'", meint sie im Nachhinein. Aber sie habe ebenfalls zum Teil mit Ausdrücken gekontert.
"Wutentbrannt" sei der Mann schließlich zum Auto zurückgekehrt. Mit voller Wucht habe er mit der Hand so fest gegen die Tür geschlagen, dass sie zuknallte. Doch da sei Hündin Lana noch unten am Boden beziehungsweise "vor Schreck" gerade dabei gewesen, zurück ins Auto springen. "Der hat meinen Hund zu 100 Prozent gesehen", sagt die 43-Jährige. "Er hat sie direkt am Genick erwischt." Huber habe den Mann angeschrien: "Du hast meinen Hund getötet, das lasse ich nicht zu." Daraufhin habe der Mann mit dem Fuß gegen die Tür getreten und sei anschließend auf die Terrasse gegangen, um sein Eis zu essen - "als wäre nichts passiert", so Huber.
"Hilfe, Hilfe, Polizei, Polizei. Der hat meinen Hund getötet"
Die Pfuhlerin habe ihren Hund hoch genommen. Verkrampft sei er gewesen und habe nur noch auf dem Rücken gelegen, der Kopf zur Seite. "Da war mir klar, dass er stirbt." Verzweifelt habe sie geschrien: "Hilfe, Hilfe, Polizei, Polizei. Der hat meinen Hund getötet." Sie sei am Ende gewesen mit den Nerven. "Das war unser Baby. Es war noch ein Welpe."
Drei Monate war Lana erst alt, vor 13 Tagen kam sie zu den Hubers. Frankas Mann hatte bereits einen Hund. "Es war noch so ein unschuldiges Wesen und wurde jetzt brutal aus dem Leben gerissen."
Sie sei zu dem Mann hin und habe ihm gesagt: "Dafür wirst du bezahlen." Daraufhin sei der Mann mit geballter Faust auf sie zu. Die Frau habe ihn jedoch zurückgehalten. Derweil habe sich eine Passantin um die Pfuhlerin gekümmert und ihr gesagt, sie solle zur Tierrettung. Also packte Franka Hündin Lana ein und fuhr direkt in die Tierklinik. "Ich habe den Hund auf die Liege gelegt und einfach nur gesagt: 'Macht alles, damit er überlebt. Ich muss zu meiner Tochter.'" Retten konnten die Tierärzte den Hund nicht mehr, er musste eingeschläfert werden.
Derweil kam Franka Huber zum Tatort an der Eisdiele zurück. Ein anderer Mann habe sich zwischenzeitlich um ihre Tochter gekümmert. Es sei noch zu weiteren Wortgefechten gekommen, auch mit anderen Bekannten, die laut Huber "nur schlichten wollten". Ehe die Situation vollkommen zu eskalieren drohte, sei die Polizei mit mehreren Beamten gekommen. Danach hätten sich die Gemüter zumindest etwas beruhigt.
Ihr sei bewusst, dass sie dort nicht hätte parken dürfen
Ihr sei bewusst, dass sie dort nicht mit den Auto hätte stehen dürfen. Wenngleich sie sagt, dass sie dort nicht geparkt, sondern nur kurz gehalten habe. Ob sie dafür noch ein Bußgeld zahlen muss oder nicht, wisse sie nicht. Die Polizei habe zu ihr nichts gesagt. "Ich zahle das auch. Aber das bringt mir meinen Hund auch nicht zurück", sagt Huber. Sie kann nicht verstehen, wieso ein Mann nur aufgrund dessen gleich so ausrasten muss - und gleich Tiere tötet. "Er hätte es ganz normal sagen können. Wenige Augenblicke später wären wir weg gewesen."
Huber will nun alle möglichen Register ziehen, die ihr zur Verfügung stehen. "Mit dem bin ich noch nicht fertig", sagt sie. Zivilrechtlich wolle sie ihn verklagen. Einen Anwalt habe sie sich besorgt. Sie verlangt Schmerzensgeld, die Kosten für den Hund, die Tierarzt- und die Anwaltskosten. "Das darf der alles tragen."
Einen "Ersatz-Hund" werde es nicht geben. Für einen Hund könne es keinen "Ersatz" geben, meint Huber. Doch Lana habe noch eine Schwester namens Maja, sie noch bei den vorherigen Besitzer lebt, wo sie vor wenigen Tagen erst gekauft wurde. "Die Maja möchte niemand haben", sagt Huber. "Dabei sind alle süß. Vielleicht holen wir sie nach dem Urlaub." Doch erst wollen sie trauern und der Trauer Zeit lassen.