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15 Jahre Casa Perla in Pfuhl: Was das Weihnachtsmarkt-Aus für das Neu-Ulmer Schmuckgeschäft bedeutet

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Was das Weihnachtsmarkt-Aus für "Casa Perla" in Pfuhl bedeutet

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    Carola und Werner Weisgerber betrieben seit 15 Jahren schon das Schmuckgeschäft Casa Perla in Pfuhl. Die erneute Absage des Ulmer Weihnachtsmarktes macht ihnen zu schaffen.
    Carola und Werner Weisgerber betrieben seit 15 Jahren schon das Schmuckgeschäft Casa Perla in Pfuhl. Die erneute Absage des Ulmer Weihnachtsmarktes macht ihnen zu schaffen. Foto: Alexander Kaya

    Eigentlich hätten Carola und Werner Weisgerber in diesem Jahr allen Grund zum Feiern: Seit 15 Jahren schon betreiben sie in Pfuhl den Schmuckladen Casa Perla. Doch die erneute Absage des Ulmer Weihnachtsmarktes macht ihnen zu schaffen. "Das geht an die Existenz", sagen sie. Droht nun also, ein Lebenswerk zu Bruch zu gehen? Wie haben sie es überhaupt geschafft, im Zeitalter aussterbender Innenstädte in einem Neu-Ulmer Stadtteil zu bestehen?

    Dass es je mal zu einem eigenen Laden und das nun schon so viele Jahre lang reichen würde, hätten sie nicht gedacht. "Da haben ganz viele nicht daran geglaubt. Und geplant war das so nie", sagt Carola Weisgerber. Begonnen habe alles, als die damalige Münchnerin, die in Berlin geboren ist, den "waschechten Pfuhler" und ihren jetzigen Ehemann Werner Weisgerber 2002 beim Pilgern auf dem Jakobsweg in Spanien kennenlernte und sie von ihren Plänen erzählte, ein "Perlen-Business" aufmachen zu wollen.

    Carola und Werner Weisgerber hatten beide eine Vorliebe für Seidenkrawatten

    Dass das mit ihnen funktionieren könnte - privat sowie geschäftlich - hätten sie wohl auch daran bemerkt, dass beide in ihrer Studienzeit eine Vorliebe für Seidenmalerei hatten - genauer gesagt für Krawatten. "Das war damals in", sagt die heute 56-Jährige. "Wir hatten beide schon immer eine kreative Ader." Doch das spiegelte sich bis dahin nicht wirklich in ihren Jobs wider: War sie als ausgebildete Betriebswirtin, Hotelfachfrau und Marketingfachfrau für ein größeres Mobilfunkunternehmen tätig, verdiente der heute 57-Jährige unter anderem als Verwaltungswirt und Hauptamtsleiter sowie als Polizist sein täglich Brot.

    Das Schmuckgeschäft "Casa Perla" ist am Pfuhler Trissinoplatz zuhause.
    Das Schmuckgeschäft "Casa Perla" ist am Pfuhler Trissinoplatz zuhause. Foto: Alexander Kaya

    Zwar wurden Perlen, Ketten und Co vorher schon auf Märkten oder im hauseigenen Atelier angeboten, 2006 erfolgte aber der große Schritt zum eigenen Laden mit einem Einzug am Pfuhler Trissinoplatz in ein damaliges Schuhgeschäft. Ehemann Werner übernahm und übernimmt heute noch das Dekorative. Carola Weisgerbers Steckenpferd ist der zu 95 Prozent selbst gemachte Schmuck. Im gut 110 Quadratmeter großen Laden finden Liebhaber so gut wie alles in allen möglichen Variationen: Perlen, Ketten, Anhänger, Armbänder - zur Hochzeit, zum Geburtstag, zur Taufe oder einfach so.

    Nach einem zwischenzeitlichen Umzug in einen größeren Laden direkt nebenan (die frühere Kneipe Pfuhler Falle), ist 2014 "alles aus den Nähten geplatzt", berichtet Carola Weisgerber. Die alten Räumlichkeiten kamen wieder hinzu. Dort werden nun im "Casa Perlchen" auch Workshops zum betreuten Selbermachen angeboten. Beliebt bei Frauen, unter anderem bei Junggesellinnenabschieden.

    "Pfuhl allein hat jetzt nicht so die vielen super modebewussten Frauen"

    Doch wie schafft man es, in einem Stadtteil mit um die 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ein Schmuckgeschäft am Laufen zu halten? "Pfuhl allein hat jetzt nicht so die vielen super modebewussten Frauen", gibt Carola Weisgerber zu. Das vermeintliche Geheimnis des Erfolgs: "Wir haben von Anfang an Kundenadressen gesammelt." Ihr Einzugsgebiet erstrecke sich gut 150 Kilometer rund um den Neu-Ulmer Stadtteil - auch bis nach Österreich und die Schweiz. Und vieles sonst laufe wohl über Mundpropaganda.

    Wichtig hierbei: der Ulmer Weihnachtsmarkt. Seit 13 Jahren haben sie dort einen Stand, der fast jährlich zum schönsten seiner Kategorie von den Besuchern auf dem Münsterplatz gewählt wird. Und wenn unter dem Jahr Kunden in den Laden nach Pfuhl kommen, heiße es oft auf die Frage, wie sie denn auf das Geschäft gekommen sind: "Haben wir auf dem aber momentan wisse ja noch niemand so richtig, ob es jetzt auch etwas gibt - und wie viel.

    Einen Onlineshop hätten sie im vergangenen Jahr aufgrund des Lockdowns "auf die Schnelle" eingerichtet. Doch das ordentlich und richtig zu machen - in Kombination mit einem entsprechenden Auftritt in den sozialen Netzwerken - sei aufwendig und ein "eigenes Projekt". Das soll zwar jetzt über eine Agentur angegangen werden, doch eigentlich sei es ja ihr Alleinstellungsmerkmal: der persönliche Kontakt im Geschäft, um auf individuelle Wünsche eingehen zu können.

    Im Casa Perla hofft man auf den Ulmer Weihnachtsmarkt 2022

    Was heißt das für die Zukunft? Beide hoffen, dass es 2022 wieder einen Ulmer Weihnachtsmarkt gibt. Wenngleich sie schon Ideen haben, wie es in fünf oder sechs Jahren mit dem Geschäft weitergehen könnte. Dass der 13-jährige Sohn den Laden dann übernimmt, gelte als unwahrscheinlich - einen anderen Nachfolger zu finden als schwierig. "Vielleicht zieht es uns in den Süden, Spanien oder Griechenland - und wir machen von dort aus weiter. Den Laden aber würde es dann nicht mehr geben", sagt Carola Weisgerber. Das sei zwar noch eine "unausgegorene Geschichte" und ihr Mann Werner schüttelt gar den Kopf. Aber man müsse ja "Träume" haben. "Es ist mir total eine Freude, Frauen glücklich zu machen und etwas Schönes in die Welt zu bringen." Mit Casa Perla konnte sie sich schon mal einen Traum verwirklichen.

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