Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Neu-Ulm: Neuer Ärger wegen Grünen-Wahlevent: Hat Kabarettist Springer überzogen?

Neu-Ulm

Neuer Ärger wegen Grünen-Wahlevent: Hat Kabarettist Springer überzogen?

    • |
    In Richtung des Grünen-Spitzenduos Ludwig Hartmann und Katharina Schulze wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Petrusplatz in Neu-Ulm ein Stein geworfen.
    In Richtung des Grünen-Spitzenduos Ludwig Hartmann und Katharina Schulze wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Petrusplatz in Neu-Ulm ein Stein geworfen. Foto: Dagmar Hub

    Circa anderthalb Stunden dauerte die Wahlkampfveranstaltung der Grünen in Neu-Ulm. Für mindestens bayernweite Empörung sorgte dabei der Steinwurf eines 44-Jährigen in Richtung des Spitzenduos der Grünen. Neben Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, sowie der hiesigen Direktkandidatin Julia Probst, stand auch Christian Springer auf der Bühne. Menschen, die vor Ort waren, hatten sich bereits am Montag bei unserer Redaktion gemeldet und sich mehr als irritiert über den Auftritt des Kabarettisten geäußert. Nun könnten dessen Aussagen ein juristisches Nachspiel haben. Was sagt Springer selbst dazu?

    Als der Kabarettist auf dem Petrusplatz das Mikrofon übernahm, regte sich Protest. Er warf CSU, Freie Wähler und AfD in einen Topf. In der Flugblattaffäre um Hubert Aiwanger behauptete er, dass Zeugen Angst vor dem Wirtschaftsminister "und seiner Gefolgschaft" hätten. Den stellvertretenden Ministerpräsidenten nannte er zudem "Lügner, Populist" und "ehemaliger Neonazi". Er sei ein "unzivilisierter, unverschämter Mensch" und er hält ihn für einen "moralisch verkommenen Politiker".

    Kabarettist Springer in Neu-Ulm: AfD-Politiker "doppelt so kriminell wie alle Flüchtlinge im Land"

    Wo die Demonstrierenden mit ihrer „beschissenen Plakatierung“ gewesen seien, als der "syrische Diktator Putin" (ein Versprecher Springers, wie er später einräumt) Bomben auf sein Volk warf, schreit Springer von der Bühne und fordert die Grünen auf, „Haut's nei!“, falls sie in Bayern nach der Wahl weiter in der Opposition seien. Der Kabarettist behauptete zudem, dass in den Parlamenten in Deutschland – von der Lokalpolitik bis zur Bundespolitik – zehn bis 20 Prozent Kriminelle säßen. Und dass AfD-Politiker "doppelt so kriminell wie alle Flüchtlinge im Land" sind. In seinem Redemanuskript geht es ausschließlich um AfD-Politiker, in seiner Rede aber hatte er es aber nicht weggelassen.

    Der Kabarettist Christian Springer trat bei der Wahlkampfveranstaltung der Grünen in Neu-Ulm auf.
    Der Kabarettist Christian Springer trat bei der Wahlkampfveranstaltung der Grünen in Neu-Ulm auf. Foto: Christian Springer

    Welche Aussage Springers Gegenstand von Ermittlungen der Polizei sind, wollte ein Polizeisprecher am Dienstag trotz Nachfrage nicht sagen. Unklar blieb zudem, ob die Anzeige von Amts wegen oder durch eine dritte Person erstattet wurde. Die entsprechenden Äußerungen des Redners sollen dokumentiert und der zuständigen Staatsanwaltschaft in Memmingen in Kürze übergeben werden. Die prüfe dann, ob ein Straftatbestand erfüllt ist. Es handle sich um eine "Verdachtsanzeige".

    Das sagen die Grünen zum Auftritt des Kabarettisten Springer in Neu-Ulm

    Lena Motzer, Wahlkampfsprecherin der Grünen in Bayern, teilt auf Anfrage mit, dass Christian Springer von ihnen angefragt worden sei, bei Veranstaltungen ihrer Partei aufzutreten. Er trete ein für Menschlichkeit, soziale Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. Bislang habe es einen weiteren Auftritt in Schweinfurt am 8. September gegeben. Springer sei völlig frei in seiner Darbietung, so Motzer: "Alles andere wäre mit der Kunstfreiheit auch nicht zu vereinbaren." Wie bei Kabarettisten üblich, würde er seine Äußerungen aktuellen Entwicklungen anpassen. Von Anzeigen gegen ihn sei den Grünen nichts bekannt.

    Auch Christian Springers Management weiß nichts von einer Anzeige, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. Dass von Amts wegen ermittelt wird, kann er sich gar nicht vorstellen. Schließlich seien seine in weiten Teilen getätigten Aussagen bereits im Internet zu sehen. Denkbar für ihn sei aber, dass seine Äußerung zur Kriminalität von AfD-Politikerinnen und -Politikern bei jenen für Unmut gesorgt haben könnte. Springer geht nicht davon aus, dass die Sache Folgen für ihn hat. Er hält sich für einen Vertreter der Zivilgesellschaft, der auch eine politische Meinung hat - und die auf und neben der Bühne kundtut. In, aus seiner Sicht für Kabarettisten üblich, pointierter Art habe er die Faktenlage dargelegt.

    Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Überschrift des Artikels geändert. Zunächst lautete sie: "Steinwurf auf Grünen-Spitzenduo: Hat Kabarettist Springer zuvor überzogen?" Weil das den Anschein erweckte, dass Springers Auftritt der Grund für den Steinwurf sein könnte, haben wir sie nachträglich geändert. Springer selbst hat uns im Nachgang auch darauf aufmerksam gemacht, dass aufgeführte Zitate nicht stimmten. Auch das haben wir nachträglich korrigiert. Wir bitten dies zu entschuldigen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden