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Neu-Ulm: Neue ICE-Trasse durch Burlafingen? Das sagen Stadträte und OB Albsteiger

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Neue ICE-Trasse durch Burlafingen? Das sagen Stadträte und OB Albsteiger

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    Eigentlich wollte die Stadt Neu-Ulm der Bahn die Durchfahrung Burlafingens für die neue ICE-Trasse vorschlagen. Kommt es nun doch anders?
    Eigentlich wollte die Stadt Neu-Ulm der Bahn die Durchfahrung Burlafingens für die neue ICE-Trasse vorschlagen. Kommt es nun doch anders? Foto: Alexander Kaya

    Die Neu-Ulmer Stadtverwaltung hat sich für einen Favoriten ausgesprochen: Die neue ICE-Trasse für die Strecke zwischen Ulm und Augsburg soll entlang der Bestandsstrecke durch Burlafingen führen. So auch bislang der Vorschlag für die Stadträte, die am Mittwoch über die Stellungnahme an die Deutsche Bahn entscheiden. Vor allem in 900 Unterschriften von Leuten, die sich gegen diese Variante aussprechen. Wie positionieren sich die Stadträte sowie die Oberbürgermeisterin? 

    Karl-Martin Wöhner (Bürgerliste) fordert eine Umfahrung Burlafingens. "Mir wäre türkis am liebsten", sagt er. Also quer durchs Pfuhler Ried, nördlich an Steinheim und südlich an Nersingen-Straß vorbei. Seine Begründung: am wenigstens Landverbrauch, weniger Lärm sowie nach seiner Berechnung auch günstiger als der Bestandsausbau. Schließlich koste der Quadratmeter in Burlafingen etwa 350 Euro und auf einem Acker im Ried vielleicht 4 Euro. An diesem Freitag will er sich um 19 Uhr in den Iselstuben nochmal mit Bürgerinnen und Bürger austauschen. 

    Neue ICE-Trasse: Pro Neu-Ulm spricht für die Umfahrung Burlafingens aus

    Siegfried Meßner (Pro Neu-Ulm) sagt, seine Fraktion (drei Sitze) wolle noch die Sitzung abwarten. Seine Tendenz aber: Die Bestandsstrecke durch Burlafingen soll belassen werden, um dort einen Bahnhalt realisieren zu können. Die neue ICE-Trasse jedoch soll um den Ort herumgeführt werden. Wie, wolle er dem Planungsbüro überlassen. Meßners Begründung: weniger Flächenverbrauch, weniger Lärm und die schnellere Route. 

    Bei den Grünen (elf Sitze) gilt die Sache als "nicht ganz so einfach", so die Fraktionsvorsitzende Cornelia Festl, die in Burlafingen wohnt. Dass sich die Verwaltung quasi schon auf die Durchfahrung Burlafingens festgelegt habe, sieht sie "kritisch". Ihr seien die Folgen für die Menschen dort zu wenig gewürdigt worden. "Der Ort wird mit vier Gleisen massiv durchschnitten." Wenngleich die anderen Varianten aus Naturschutzgründen "eigentlich nicht tragbar" sind. Sie wolle sich als Stadt nicht abhängig machen vom Wohlwollen der Bahn. Insofern müsse der Bahn klargemacht werden: Wenn durch Burlafingen, dann nur mit der Voraussetzung, dass die Adenauerstraße erhalten bleibt. "Prüfen ist zu wenig." 

    "Die Nöte der Burlafinger können wir verstehen": Gewaltiges Überführungsbauwerk bei Pfuhl

    Die SPD-Fraktion (fünf Sitze) will sich am Montag nochmal intensiv damit befassen. Man könne es nicht allen Recht machen, sagt der Fraktionsvorsitzende Rudolf Erne. Für eine türkise Trasse könne er sich "nicht erwärmen". Maximal denkbar wäre für ihn eine Südumfahrung Burlafingens. Es gebe aber auch Argumente für die von Neu-Ulms Stadtbaudirektor Markus Krämer vorgetragene Variante, die Bestandsstrecke auszubauen, sofern sie denn so funktioniere und die Adenauerstraße bestehen bleibt. "Die Nöte der Burlafinger können wir verstehen", sagt Erne. Was aus seiner Sicht viele nicht auf dem Schirm hätten: Sollte die neue Trasse nicht durch Burlafingen gehen, wäre am Fuße des Pfuhler Kapellenbergs ein sogenanntes Überführungsbauwerk notwendig, die die neue nördlich gebaute ICE-Trasse über die Bestandsstrecke hinweg nach Süden führt. Grob geschätzt müsste die laut Erne etwa einen halben Kilometer lang und zwischen fünf bis sechs Meter hoch sein. 

    Ein Wegfall der Adenauerstraße würde Burlafingen-Süd "echt abspalten", zu "Finningen-Nord" machen, sagt Eva Treu von der Jungen Union, die CSU-Kandidatin für die Landratswahl. Auch wenn ihr das Herz blute, würde sie in dem Fall die Landschaft opfern und für eine Umfahrung plädieren. Für den Menschen am verträglichsten wäre aus ihrer Sicht die orangefarbene Variante, die durch das Pfuhler Ried entlang der B10 in einem Bogen bis zur A7-Anschlussstelle Nersingen und südlich an Straß vorbeiführt. 

    Bei der FDP ist noch nichts beschlossen, sagt Alfred Schömig. Man wolle sich am Samstag festlegen.

    Bei den Freien Wählern (vier Sitze) gibt es "noch kein einheitliches Bild", so der Fraktionsvorsitzende Roland Prießnitz. Er ist dafür abzuwarten, welche Variante die Bahn favorisiert, um dann zu entscheiden, welche Maßnahmen wie Schallschutz vorgenommen werden müssen. Schließlich gehe es um den letzten Schlussstein der Magistrale zwischen Paris und Budapest und damit um die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Die Reaktionen aus Burlafingen hält er für "überzogen", die Debatte für zu emotionlisiert. "Ein unguter Kommunikationsprozess von der Stadtverwaltung", so Prießnitz. 

    CSU und Neu-Ulmer Stadtverwaltung ziehen Stellungnahme ohne Trassen-Prio in Erwägung

    Bei der CSU (16 Sitze) wird noch "heftig" diskutiert, so der Fraktionsvorsitzende Johannes Stingl. Man sei im Austausch mit der Verwaltung und den anderen Fraktionen. So werde in Erwägung gezogen, aus der Stellungnahme für die Bahn die Favorisierung einer bestimmten Trasse herauszunehmen. Es sollen lediglich die Vor- und Nachteile der jeweiligen Varianten aufgeführt werden. Fachlich aber wolle man sich der Einschätzung der Verwaltung anschließen, doch der "politische Output" soll quasi ein anderer sein. "Wir sehen die Ängste und Befürchtungen", sagt Stingl. Unter den Stadtteilen solle "kein Wettkampf" entstehen. 

    Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU) bestätigt diesen aktuellen Abstimmungsprozess mit dem Ziel, keine konkrete Trassenempfehlung auszusprechen. Wenngleich die fachlichen Gegebenheiten unverändert blieben. Aus jenen Gesichtspunkten hält Albsteiger die violette Trasse, also eine Durchfahrung Burlafingens, für "durchaus sinnvoll" und "gar nicht so schlecht". Und das obwohl sie im Ort wohnt. "Das könnte eine gute Geschichte werden", sagt die OB. Jedoch regiere sie nicht nur mit ihrem eigenen Willen. Sie nehme die Meinungen anderer ernst. Den Vorschlag der Laubering-Initiative, die Bestandsstrecke zu renaturieren und mit allen vier Gleisen Burlafingen zu umfahren, hält sie aber für "falsch". Denn dann wäre ein Bahnhalt für Burlafingen Geschichte, für den man seit zwölf Jahren kämpfe. 

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