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Neu-Ulm: Nach fast 140 Jahren: Chor Sängertreu-Frohsinn gibt Abschiedskonzert

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Nach fast 140 Jahren: Chor Sängertreu-Frohsinn gibt Abschiedskonzert

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    Einst war die Neu-Ulmer Chorgemeinschaft Sängertreu-Frohsinn der größte Chor Süddeutschlands. Doch nun ist das Ende des Vereins gekommen.
    Einst war die Neu-Ulmer Chorgemeinschaft Sängertreu-Frohsinn der größte Chor Süddeutschlands. Doch nun ist das Ende des Vereins gekommen. Foto: Chor Sängertreu-Frohsinn

    Die Treue steckt bei ihnen schon im Namen. Und tatsächlich haben die Männer der Neu-Ulmer Chorgemeinschaft Sängertreu-Frohsinn der Gruppe fast 140 Jahre lang die Treue gehalten. Doch nun naht das Ende des einst erfolgreichen Männerchors. Am Donnerstag, 20. Juni, gibt er sein letztes Konzert. 

    Sie waren der größte Männerchor Süddeutschlands

    Der größte Männerchor Süddeutschlands seien sei einst gewesen, berichtet der Vorsitzende Günter Geyer. Zugegeben, das war auch vor seiner Zeit im Chor, um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert nämlich. 132 aktive Sänger hatte Sängertreu-Frohsinn damals. "Da hat vermutlich so manche Bühne nicht gepasst", sagt Geyer. Diese glanzvollen Zeiten liegen nun lange hinter dem Neu-Ulmer Verein. 

    Der Zweite Weltkrieg war ein Einschnitt, 1946 wurde der Chor mit viel Elan und einer vom US-Militär ausgestellten Erlaubnisurkunde rasch wieder aufgebaut wurde. In den 50er und 60er Jahren veranstaltete der Verein unter anderem rauschende Faschingsbälle und große Konzerte.

    Im Laufe der Jahrzehnte schrumpfte die Sängertruppe aber immer weiter zusammen. 1980 sei er der Chorgemeinschaft beigetreten, erzählt Geyer. 69 Sänger seien sie damals gewesen. Als er 2007 den Vorsitz übernahm, hatte sich die Gruppe schon etwa halbiert. Jetzt sind sie noch weniger, 16 nämlich. Singen könnten sie schon noch ein paar Jahre, meint der Chorvorsitzende. "Wenn man gut singt, macht es nichts, wenn es nicht mehr ganz so viele sind." Und auch, dass das Durchschnittsalter der aktiven Sänger inzwischen bei 80 Jahren liegt, sei nicht der ausschlaggebende Grund für das nun gekommene Ende des Neu-Ulmer Männerchors. Aber der Verein hat im Laufe der Jahre eben nicht nur Sänger, sondern auch zahlende Fördermitglieder verloren. Knapp 200 leisteten ihren regelmäßigen Obolus, als Geyer den Vorsitz übernahm. Austritte und neue Eintritte hielten sich zwar die Waage, doch die Überalterung forderte ihren Tribut bei den Mitgliederzahlen. Jetzt seien es nur noch 67 - und das Geld fehlt.

    Geld für einen professionellen Chorleiter fehlt

    Geld, das Sängertreu-Frohsinn für seinen Chorleiter brauchen würde. Tobias Wahren dirigiert die Gruppe schon seit vielen Jahren. Ein Profi, der die Männer nicht nur gesanglich in beste Bühnenform bringt, erzählt Günter Geyer. Die Auftritte mit Wahren als Leiter seien stets gelungen. Diese Qualität habe aber auch ihren Preis - einen fairen Preis, den die Chorgemeinschaft nun eben nicht mehr aufbringen könne. Neben rückläufigen Vereinsbeiträgen sei es heutzutage generell auch schwieriger Sponsoren zu finden, erklärt Geyer. Auch die Bereitschaft zu ehrenamtlichen Kuchenverkäufen beim Stadtfest sei im Verein aufgrund des fortgeschrittenen Alters nicht mehr so hoch. 

    Als frisch gewählter Vorsitzender habe er Versuche unternommen, den Chor moderner zu machen. Man spielte auch mit dem Gedanken, die Gruppe für Frauen zu öffnen, wie es auch andere Männerchöre in der Region taten. "Aber es gab damals Traditionalisten im Verein, die da strikt dagegen waren." Auch dass der Name "Sängertreu-Frohsinn" junge Leute nicht unbedingt anspricht, sei kein Geheimnis, meint Geyer, der persönlich nichts gegen eine Umbenennung gehabt hätte. 

    Der leidenschaftliche Sänger tröstet sich über das Ende seines Chors etwas mit der Tatsache hinweg, dass Singen ja nicht grundsätzlich aus der Mode gekommen ist. Während die Zahl der Männerchöre für Erwachsene in den vergangenen Jahren zwar abgenommen hat, hätten sich die Jugendchöre vervielfacht, berichtet Geyer, der auch Vorsitzender der Chorgemeinschaft Ulmer Winkel ist. 

    Chor Sängertreu-Frohsinn gibt letztes Konzert am 20. Juni

    Nun also steht am Donnerstag, 20. Juni das letzte Konzert an. Allzu viel verraten werden soll vom Programm vorab nicht. Doch es wird bunt und abwechslungsreich - eine musikalische Reise durch viele Jahrzehnte, von klassischem deutschem Liedgut über Schlager und andere Genres bis zu englischsprachigem Pop.

    Etwas Wehmut schwingt bei dem Gedanken an den kommenden Donnerstag schon mit. Was den Männern der Chorgemeinschaft Sängertreu-Frohsinn aber bleiben wird, ist die Erinnerung an viele gemeinsame Singstunden, gemeinsame Vereinsausflüge und an bejubelte Auftritte. Da wussten sie ihr fortgeschrittenes Alter zuletzt auch zu ihrem Vorteil nutzen, wie Geyer erzählt. "Was glauben Sie, wie das Publikum lacht, wenn lauter alte Kerle zwischen 70 und 80 "Mit 66 Jahren" singen und dazu plötzlich anfangen zu tanzen?"

    Termin: Die Chorgemeinschaft Sängertreu-Frohsinn gibt am 20. Juni, 19 Uhr, ihr Abschiedskonzert im kleinen Saal des Edwin-Scharff-Hauses. Eintritt frei.

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