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Neu-Ulm: Luke Mockridge in der Ratiopharm-Arena: Nichts ist ihm heilig

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Luke Mockridge in der Ratiopharm-Arena: Nichts ist ihm heilig

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    Lucas " Luke" Edward Britton Mockridge, 34, ist mit seinem Programm "Trippy" in der Neu-Ulmer Arena.
    Lucas " Luke" Edward Britton Mockridge, 34, ist mit seinem Programm "Trippy" in der Neu-Ulmer Arena. Foto: Michael Vogt

    Wer sich eher durch die subtile Pointe oder eine elegante Sprachspielerei unterhalten fühlt, dürfte sich in Luke Mockridges neuem Bühnenprogramm "Trippy" gelegentlich fühlen wie der sprichwörtliche Porzellanladen, wenn der Elefant kommt. Wer es aber (viel) direkter mag, wird, ist in der gut gefüllten Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm belegt ganz auf seine und ihre Kosten gekommen. 

    Denn der 34-jährige Luke Mockridge hat sich weder durch Corona, Shitstorms noch Karriere-Dämpfer vom Kurs abbringen lassen: "Was darf Humor denn noch? Wir werden es jetzt hier herausfinden", so Mockridge. Nichts und niemand ist heilig. Er nimmt alles und jeden aufs Korn. Das konnten gleich zu Beginn die Zuschauerinnen und Zuschauer in den ersten Reihen erfahren. Überdreht-freudig springt der Comedian in den Zuschauerraum, jauchzt: "Ich will euch alle kennenlernen!", schüttelt Hände, fragt nach Namen und Persönlichem. Er entdeckt "die hübsche Ecke" ("Die sehen gut aus, hier riecht's auch gut"); eine Zuschauerin lässt sich bereitwillig ausfragen, nennt die Namen ihrer Eltern, Ernst* und Christl* (*Namen geändert). 

    Jedes Stichwort wird in Neu-Ulm von Mockridge in einen Gag verwandelt

    Das wird zum Running Gag im weiteren Programm, ebenso die weibliche WhatsApp-Gruppe "Stammtisch", die sich in der Arena eingefunden hat. Wer zu Mockridge geht, weiß, worauf er sich einlässt. Da werden Ernst und Christl zu den Akteuren einer Sexaufklärungsnummer ("So läuft das wirklich, ich erzähl keinen Schweinkram!"), und im zweiten Programmteil, wenn Mockridge an einem kreischend rosafarbenen E-Piano sitzt, werden alle vertrauensselig ins Mikrofon gemurmelten Angaben der Zuschauer in Songs verwurstet. Macht nichts. Die meisten lachen. Immer. Gebuht wird nur ein einziges Mal, nämlich als Mockridge sich als Fan des FC Bayern bezeichnet. Bei den anzüglichen, mitunter ganz schön grob gestrickten Gags über Menschliches, Politik, Geschichte und Zeitgeist gibt's hingegen zuverlässig Lacher und Zwischenapplaus. 

    Luke Mockridge scherz in der Ratiopharm-Arena auch über "Layla"

    Mockridge serviert seine Nummern mit einer fröhlichen Unbeschwertheit, die nur einer haben kann, der vor Instagram, TikTok und Bodyshaming aufgewachsen ist. Ein Comedian ohne Scheu vor Niederungen, einer, der mit jedem Stichwort etwas anzufangen weiß: Als er ein Lied improvisieren will, bittet er das Publikum ums Stichwort. Mehrere Männer rufen: "Bumsbar!" Sie bekommen, was sie verlangen, ein Lied mit eben diesem Titel; als Akteurinnen in diesem Lied tauchen zwei der eingangs befragten Zuschauenden auf. Nicht eben dezent auch Mockridges Gang durch die Musikgeschichte: Kann man aus der Musik eines Komponisten dessen Sexleben heraushören? Man kann. "Zu viel Sex bis hierher?", fragt Mockridge ins Publikum. Die Antwort lautet: nein. Weiter so. Die Lacher sind gewaltig, die Gags mitunter echte Flachköpper. Mit seiner hypernervösen Art überspielt Mockridge auch eine kleine Pointenflaute. Er hat aber auch Momente unvermuteter Schärfe. Wenn er mit der Peinlichkeit mancher

    Vieles an "Trippy" ist wie die Antwort auf Fragen, die man sich nie gestellt hat. Vieles ist auf überdrehte, herrlich unkorrekte Weise saukomisch, wenn man sich aus dem engen Korrektheitskorsett der gegenwärtigen Biederkeit befreit. Mit "#KonsequenzenFürLuke" hatte Mockridge 2021 den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung auszuhalten, Hass und Häme in den "sozialen" Medien waren auch die Folge einer von Medien hochgespielten Verdachtsberichterstattung. Das hat den Comedian alles nicht vom Kurs abgebracht. Wenn man ohne Besenstiel in den Innereien seinem unkorrekten, 90er-Jahre-teenagerhaftem Humor folgt, kann man sich gut amüsieren, gemäß Mockridges Credo: "Wir dürfen, sollen und müssen lachen!" 

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