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Neu-Ulm: Kreisel bei Pfuhl mit Traktoren blockiert: So erleben Bauern den Protesttag

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Kreisel bei Pfuhl mit Traktoren blockiert: So erleben Bauern den Protesttag

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    Thomas Gimminger aus Thalfingen hat seinen Traktor auf dem Kreisverkehr zwischen Pfuhl und Burlafingen abgestellt. Er macht sich Sorgen: "Wenn ein Bauer aufhört, dann fängt er nie wieder an."
    Thomas Gimminger aus Thalfingen hat seinen Traktor auf dem Kreisverkehr zwischen Pfuhl und Burlafingen abgestellt. Er macht sich Sorgen: "Wenn ein Bauer aufhört, dann fängt er nie wieder an." Foto: Alexander Kaya

    Es ist ein ungewöhnlicher Ort, um Bratwürste zu grillen. Auf dem Kreisverkehr zwischen Pfuhl und Burlafingen ist am Montagvormittag bei Eiseskälte eine Gruppe von Männern und Frauen um eine Feuertonne versammelt. Die meisten von ihnen tragen Arbeitskleidung und gelbe Warnwesten. Der Wind pfeift um die Ohren, Autos und Lkw fahren dicht an der Grillstelle vorbei – es könnte gemütlichere Orte geben. Die Anliegen der Protestierenden sind ernst, aber die Stimmung ist locker. Ein Fahrer eines Pick-ups lässt das Fenster herunter und fragt, ob die Herren mit ausreichend Getränken versorgt sind. Ein anderes Auto fährt heran und liefert den Demonstrierenden warmen Leberkäse. Es ist eine etwas andere Protestaktion.

    Landwirte aus dem Landkreis Pfuhl blockieren Kreisverkehr und grillen

    Ein Demonstrant aus Burlafingen, der mit dem Spitznamen "Pilawa" genannt wird, erklärt das Vorgehen. Wie die meisten anderen möchte er nicht namentlich genannt werden. Etwa im Viertelstundentakt stellen sich ein paar der Traktoren auf die Straße und blockieren den Verkehr. Eine Vollsperrung möchten sie nicht erreichen, so

    Ein anderer Landwirt aus Steinheim hakt ein und verkündet das Ziel: Der Verkehr und die Leute sollen sich "entschleunigen". "Wir wollen ja nicht, dass keiner mehr zum Arbeiten kommt." Doch was ist, wenn Rettungskräfte und Pflegedienste nicht durchkommen? Diese würden dann nach vorne laufen und Bescheid sagen, erklärt der Landwirt. Auf der Gegenspur werden sie dann durchgelassen. Bei etwa zehn Personen sei das bis zum Mittag schon der Fall gewesen, aber das habe gut funktioniert. 

    Die Demonstrierenden berichten von einer friedlichen Stimmung. "Viele Autofahrer zeigen uns einen Daumen nach oben, obwohl sie im Stau stehen", so Pilawa. Er möchte sich bei den vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bedanken, die sie mit Essen und Getränken versorgten. Die Demo auf dem Kreisverkehr sei in WhatsApp-Gruppen entstanden. Der Bauernverband habe zwar die Protestwoche angekündigt, die Maßnahmen vor Ort aber organisierten die Landwirte selbst. 

    Bauern demonstrieren in Neu-Ulm auf dem Parkplatz am Muthenhölzle.
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    96 Bilder
    Landwirte haben am Montag Straßen im Kreis Neu-Ulm mit Traktoren blockiert. In Neu-Ulm und Illertissen fanden Demos statt. Hier finden Sie alle Bilder der Protestaktion.

    Auf dem Kreisverkehr zwischen Pfuhl und Burlafingen sind nicht nur Landwirte. Pilawa selbst sei in der Landtechnik beschäftigt und fahre nur in seiner Freizeit Traktor. Es seien auch Handwerker und Gastronomen vor Ort. So möchte auch Peter Zeh, Inhaber einer Kfz-Werkstatt in Burlafingen, seine Solidarität zeigen und ist die gesamten zwei Tage mit vor Ort. "Das Handwerk ist auch benachteiligt", so Zeh, "und ist irgendwann nicht mehr rentabel".

    Bauer aus Thalfingen: "Wenn ein Bauer aufhört, dann fängt er nie wieder an"

    Thomas Gimminger aus Thalfingen ist mit seinem Sohn Lorenz auf seinem Traktor angereist. Der Fendt 720 parkt nun auf dem Kreisverkehr, an dessen Front ist ein Schild angebracht, auf dem steht: "Die Ampel fährt unser Land an die Wand!" Es sei die allgemeine politische Lage, gegen den Mittelstand und gegen die Bauern, erzählt der Landwirt. Darum sei er aus

    Entgegen der Botschaft auf seinem Schild spricht Gimminger relativ gelassen. Für ihn ist die Situation selbsterklärend. "Wir produzieren die hochwertigsten Lebensmittel, aber haben die höchsten Auflagen", so der Landwirt, "das Fass ist übergelaufen." In Thalfingen baut Gimminger unter anderem Getreide wie Dinkel und Emmer an, außerdem züchtet der Landwirt Bullen. Seine Sorge: Die derzeitige Politik der Ampelregierung führe zu höheren Preisen und seine Produkte würden von ausländischen Produzenten verdrängt. Er sei in der vierten oder fünften Generation seiner Familie Landwirt und mache sich Sorgen um die Zukunft seines Betriebs. Und das, obwohl sein Sohn Lorenz die Landwirtschaft fortführen möchte. Seine Erfahrung habe ihn eines gelehrt: "Wenn ein Bauer aufhört, dann fängt er nie wieder an." 

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