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Neu-Ulm: Hund auf B28 überfahren: Große Trauer im Netz und bei der Besitzerin

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Hund auf B28 überfahren: Große Trauer im Netz und bei der Besitzerin

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    Nada B. wollte mit dem Hund Zeus ihrem Sohn zu Ostern eine Freude machen. Doch dazu kam es nicht. Das ängstliche Tier entlief und wurde später auf der B28 bei Neu-Ulm überfahren.
    Nada B. wollte mit dem Hund Zeus ihrem Sohn zu Ostern eine Freude machen. Doch dazu kam es nicht. Das ängstliche Tier entlief und wurde später auf der B28 bei Neu-Ulm überfahren. Foto: Sammlung Balucic

    "Die Welt ist einfach nicht mehr dieselbe", sagt Nada B. und bricht in Tränen aus. Mehr als eine Woche lang galt ihr Hund Zeus als vermisst. Zusammen mit einem ehrenamtlichen Team hatte sie die Gegend rund um Neu-Ulm abgesucht, in sozialen Netzwerken um Hilfe gebeten. Am vergangenen Freitag erhielt sie nun die traurige Mitteilung: Ihr Cane Corso wurde auf der B28 bei Neu-Ulm überfahren. "Ich wollte meinen Sohn glücklich machen, jetzt haben wir uns alle nur noch trauriger gemacht", sagt sie und weint.

    Der eigentliche Hund ihres Sohnes sei im vergangenen Dezember aufgrund einer Krankheit gestorben. Der 27-Jährige sei deshalb sehr traurig gewesen. "Er hat gelitten durch den Verlust", sagt sie. Daher wollte sie ihm mit einem neuen Hund zu Ostern eine Freude machen. Doch dazu kam es nicht. Am Abend des Gründonnerstags, 14. April, sei ihr der kniehohe Mischling beim Spaziergehen nahe Ludwigsfeld entwischt - samt Leine. Er sei in einen Wald hineingerannt. Dort hätten sie bis kurz nach Mitternacht noch nach dem Hund gesucht - aber ohne Erfolg.

    Entlaufener Hund auf B28 bei Neu-Ulm überfahren: Zeus war schreckhaft

    Zeus sei sehr schreckhaft und verängstigt gewesen, erzählt Nada B. Sie glaubt, das habe am Vorbesitzer gelegen, der ihn ausschließlich im Garten gehalten habe. Bei jedem noch so kleinen Knall sei er aufgeschreckt. "Auch, wenn man zum Beispiel ein Glas auf den Tisch stellte." Nada B. hatte ihn über das Internet erworben, aber nicht illegal. Sie wollte ihn "liebevoll aufnehmen, dass er zur Ruhe kommt". In ihrem Hinterhof hätten sie die Möglichkeit gehabt, dass er sich eingewöhnt. Er sei stubenrein gewesen, alles habe so weit gepasst. Nach und nach wollte sie mit ihm an der Leine gehen. Doch immer wieder sei er dabei erschrocken.

    Bei ihrem Hilferuf in den sozialen Netzwerken machte sie deshalb darauf aufmerksam, nur Sichtungen zu melden und keine Fangversuche zu unternehmen. Tatsächlich hätten sich Menschen bei ihr gemeldet. Auch noch am Morgen, bevor er dann tödlich verunglückte. Im Bereich von Unterweiler, Wiblingen und dem Donautal hätten Personen behauptet, ihn gesehen zu haben. Doch immer, wenn Nada B. sich dorthin begab, um nachzusehen, sei ihr Hund schon wieder verschwunden gewesen.

    Unterstützt wurde Nada B. bei der Suche von einer Gruppe ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer, die sich vor wenigen Jahren bei Facebook zusammengetan hat. "Hund entlaufen Heidenheim/Brenz und Umgebung" heißt deren Seite, sei aber inzwischen zwischen Ostalb und Allgäu aktiv, wie die Initiatorin Alexandra Busch erzählt. Jährlich um die 100 Besitzer von entlaufenen Tieren würden sie beraten. Mit Lebendfallen, die in Landsberg,

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    Die Maßnahmen könnten dabei zum Teil über Wochen andauern. Futterspuren mit Wurstwasser sollen die Hunde zu den Fallen locken. Mithilfe von Kameras überprüfen sie, ob sie auf der richtigen Spur sind. Auch Tiertrailer, also speziell auf Tiere ausgebildete Spürhunde würden zum Einsatz kommen. Sie seien kein Verein oder auch keine Organisation, erklärt Busch. Sie hätten selber Hunde und würden einfach nur gerne helfen. Viele Menschen wüssten nicht, was in solchen Fällen zu tun ist. Denn in den meisten Fällen, in denen sie aktiv werden, handle es sich inzwischen um "ängstliche Auslandshunde, die weiß Gott woher kommen". "Seit Corona ist das noch schlimmer geworden", sagt sie.

    Auch im Fall des vermissten Zeus war Busch mit einer Handvoll Freiwilligen im Einsatz. Sie suchten nach dem Hund und gaben Nada B. Tipps, entwarfen jenen Flyer, der im Netz die Runde machte. "Alle haben gehofft, dass wir ihn finden. Aber, wenn ein ängstlicher Hund zwischen Autobahn und Bundesstraße verloren geht, ist die Wahrscheinlichkeit leider höher, dass ihm so etwas passiert."

    Am Samstag teilte dann die Polizei mit: Auf der B28 in Fahrtrichtung Hittistetten ist es in der Nacht zu einem Verkehrsunfall gekommen. Ein Hund habe sich auf die Bundesstraße zwischen Ludwigsfeld und Wiblingen verirrt und wurde von einem unbekannten Fahrzeug erfasst. Der Hund erlag seinen Verletzungen. Mit was für einem Wagen das Tier zusammengestoßen war, sei weiterhin unklar, so ein Polizeisprecher: "Wenn es ein Lkw war, hat es der Fahrer vielleicht gar nicht mitbekommen", sagt er. Ein nachfolgender Fahrer eines VW Tiguan sei ebenfalls mit dem Tier auf der Fahrbahn kollidiert. Das Auto musste abgeschleppt werden, es entstand ein Schaden von 500 Euro.

    Die Autobahnmeisterei Vöhringen barg den toten Hund. Laut einer Erstmeldung der Polizei soll der Hund weder Halsband noch Chip getragen haben. Laut Nada B. und Busch aber habe der Hund sehr wohl einen Chip gehabt. "Wir haben ihn dann auch ausgelesen, es war der vermisste Zeus", sagt Busch. Für Besitzerin Nada B. und ihren Sohn herrscht damit nun traurige Gewissheit.

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