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Neu-Ulm-Holzschwang: Chefin gesucht: Eltern wollen Aus für Kindergarten in Holzschwang verhindern

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Chefin gesucht: Eltern wollen Aus für Kindergarten in Holzschwang verhindern

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    Mit einem Plakat suchen Eltern nach einer neuen Leitung für den Kindergarten Holzschwang. Weil die Stelle Stand jetzt ab September unbesetzt ist, droht der Einrichtung das Aus.
    Mit einem Plakat suchen Eltern nach einer neuen Leitung für den Kindergarten Holzschwang. Weil die Stelle Stand jetzt ab September unbesetzt ist, droht der Einrichtung das Aus. Foto: Andreas Brücken

    Emma geht gern in den Kindergarten, am liebsten spielt sie im Turnraum mit ihren Freundinnen und Freunden. Und die Fünfjährige mag es, dass sie mit dem Fahrrad dorthin fahren kann. Doch die Einrichtung steht vor dem Aus, schon in wenigen Wochen könnte alles vorbei sein. Denn die langjährige Leiterin des eingruppigen evangelischen Kindergartens Holzschwang geht in Rente – und eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Die Eltern stemmen sich gegen das Aus. Vor allem aus einem Gespräch schöpfen sie Hoffnung.

    Manche Familien haben sich auch wegen des Kindergartens entschieden, nach Holzschwang zu ziehen oder in dem Neu-Ulmer Stadtteil zu bleiben. "Es ist ein Juwel", sagt Benjamin Ohm, der dem Elternbeirat angehört. Sein Sohn Lutz, fast vier Jahre alt, hatte die Idee, mit der Ohm und andere Eltern jetzt auf ihre missliche Lage aufmerksam machen: Am Kreisverkehr zwischen Holzschwang und Reutti hängt jetzt ein großes Stoffbanner an einem Bauzaun: "Wer rettet unseren Kindergarten?", steht darauf.

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    Die Einrichtung sei familiär, die Wege seien kurz, jeder kenne jeden. Dafür nehme man es auch in Kauf, dass der Kindergarten mit drei Erzieherinnen und zwei Aushilfen bei Krankheitsfällen mal schließen müsse. "Die Kinder sind hier verwurzelt, sie sollten hier in den Kindergarten gehen", findet Ohm. Und wo sollten sie auch sonst hin? Carina Wiedenmann, die Vorsitzende des Elternbeirats, hat mal ins Kita-Portal der Stadt geschaut. Da seien bloß noch ein paar Plätze frei, berichtet sie: in Burlafingen und in der Nähe des Neu-Ulmer Bahnhofs. Dorthin habe keines der Kinder einen Bezug, die Fahrt mit dem Auto jeden Morgen sei weit.

    Trägerin des Kindergartens ist die Kirchengemeinde Holzschwang/Hausen. Es ist nicht das erste Mal, dass Nachrichten über eine Schließung die Eltern aufschrecken. Im Herbst 2018 hatte Pfarrer Thomas Pfundner im Gemeindebrief geschrieben, dass "wir uns von unserem Sorgenkind, dem unterbelegten Kindergarten mit allen Personalengpässen bei übergroßem Verwaltungsaufwand, trennen müssen". Später sagte er, er habe darauf hinweisen wollen, dass man Lösungen suchen müsse, um eine Schließung zu vermeiden. Doch dieses Szenario scheint nun zu drohen.

    In einem Aushang im Kindergarten hat der Pfarrer die Eltern davor gewarnt, dass die Einrichtung womöglich bald notgedrungen betriebsbedingt zumachen werde. Leiterin Maria Kümmel gehe Ende August in den Ruhestand, auf eine erste Ausschreibung habe es nur zwei Meldungen von Personen ohne ausreichende Qualifikation gegeben. Ob es eine zweite Ausschreibung gibt, soll der Kirchenvorstand nach Informationen des Elternbeirats in der kommenden Woche entscheiden. Pfarrer Pfundner empfiehlt den Familien im Aushang, den Bedarf beim Landratsamt anzumelden und gegebenenfalls einzuklagen. In Deutschland gibt es für Kinder einen gesetzlichen Betreuungsanspruch ab dem ersten Lebensjahr. Die Stadt Neu-Ulm, fordert der Geistliche, "sollte unbedingt einen Notfallplan entwickeln und alle ihre Möglichkeiten für eine Betreuung der Kinder offenlegen".

    Der Pfarrer sei Ende Mai auf die Stadtverwaltung zugegangen, berichtet Sprecher Sebastian Kaida. Momentan sehe es so aus, als müsse der Kindergarten schließen. Man habe den Geistlichen gebeten, Gespräche mit anderen protestantischen Gemeinden zu suchen, die Betreuungseinrichtungen im Stadtgebiet betreiben – die nächstgelegene befindet sich in Reutti. Vielleicht könne der Holzschwanger Kindergarten unter einem anderen Dach weiterbetrieben werden? Das hätte aus Sicht der Stadt einen weiteren Vorteil: Ein Krankheitsfall ließe sich leichter auffangen als in der eingruppigen Einrichtung.

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    "Aus unserer Sicht ist erst einmal die Kirche gefordert", sagt Kaida. Es sei ja auch im Interesse des Pfarrers, eine gute Lösung für die Kinder und ihre Eltern zu finden. Doch was, wenn es keine Lösung gibt? Die Stadt wolle nicht vorgreifen, gibt sich der Pressesprecher zurückhaltend. Ob und wie die Stadt auf die Schnelle eigene Betreuungsplätze für die betroffenen Familien schaffen könnte, lasse sich derzeit nicht einschätzen.

    Für die Eltern ist klar: Wenn der Kindergarten schließt, wird er nicht mehr öffnen. "Die Erzieherinnen haben dann sofort eine andere Stelle und man muss drei Leute finden und nicht nur eine Person", sagt Mutter Anna Bäcker. Die evangelische Kirchengemeinde Holzschwang/Hausen betreibt den Kindergarten seit 1993, derzeit werden dort 20 Kinder betreut. Der Elternbeirat hat die Ausschreibung für die neue Leitung auf eigene Faust weiterverbreitet: Auf Facebook, via WhatsApp, im Bekanntenkreis, an Fachakademien für Sozialpädagogik. Ihre größte Hoffnung aber ziehen sie aus dem Gespräch mit Dekan Jürgen Pommer. "Er hat uns gesagt, der Kindergarten darf nicht einfach geschlossen werden", berichtet Carina Wiedenmann. Pommer habe auch schon von vagen Ideen gesprochen. Und sowieso, sagt Benjamin Ohm: "Wir geben nicht auf!"

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