An der Berufsschule in Neu-Ulm ist es am späten Montagabend zu einem Großeinsatz von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr gekommen. In der dortigen Sporthalle, in der etwa 100, überwiegend ukrainische Flüchtlinge untergebracht sind, wurde eine bislang unbekannte Substanz versprüht. Die Halle ist seither gesperrt.
Gegen 22.30 Uhr war ein 36-Jähriger, der an einem anderen Ort im Stadtgebiet Neu-Ulm wohnt, mit dem Sicherheitspersonal in Streit geraten. Aus dem anfangs verbalen Streit wurde eine Rangelei. Im Rahmen der körperlichen Auseinandersetzung hielt der Mann plötzlich eine Kapsel mit unbekanntem Inhalt in der Hand und drohte damit, diese zu verteilen. Kurz darauf bemerkten erste Bewohner einen stechenden, schwefelartigen Geruch in der Halle. Die vom Neu-Ulmer Landratsamt betriebene Unterkunft wurde durch das örtliche Sicherheitspersonal und die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sofort geräumt. Drei Rettungswagenbesatzungen, ein Notarzt, ein Leitender Notarzt und ein Einsatzleiter Rettungsdienst untersuchten mehrere Bewohner, die über Atemwegsreizungen und Hautrötungen klagten. Auch drei Polizisten, ein Feuerwehrmann und zwei Security-Mitarbeiter hatten solche Symptome, mussten aber nicht in ein Krankenhaus gebracht werden.
Großeinsatz in Neu-Ulm: 36-Jähriger wird in Fachkrankenhaus gebracht
Aufgrund seines auffälligen und aggressiven Verhaltens wurde der 36-Jährige, der am ursprünglichen Streit beteiligt war, in einem Fachkrankenhaus zur weiteren Untersuchung untergebracht. Über 25 Feuerwehrleute, unter ihnen Fachleute für Gefahr- und Giftstoffe, wurden alarmiert, um die Ursache des Geruchs zu finden. Mit Schutzanzügen und unter Atemschutz gingen sie in die Sporthalle und nahmen Proben von der Raumluft. Polizisten stellten mehrere Pillen und Pulver sicher, bei denen überprüft werden muss, ob es sich um gewöhnliche Medikamente oder Gefahrstoffe handelt. Auch ein Spürhund der Polizei wurde dabei eingesetzt.
Die genommenen Proben konnten vor Ort nicht zuverlässig auf ihre Zusammensetzung überprüft werden. Daher wurden die Stoffe und Prüfröhrchen mit Raumluftproben nach München gebracht, um im Labor des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) analysiert zu werden. Solange bleibt die Halle aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm hat die Ermittlungen übernommen und wird dabei von weiteren Dienststellen unterstützt.
Stadt Neu-Ulm stellt Ersatzunterkunft für obdachlos gewordene Flüchtlinge zur Verfügung
Die rund 100 Bewohner wurden zunächst in zwei Gelenkbussen der Stadtwerke untergebracht. Nachdem sich die Hoffnung zerschlagen hatte, dass sie noch in der Nacht in ihre Unterkunft zurückkehren können, musste ein Ersatz gefunden werden. Das Ordnungsamt der Stadt Neu-Ulm ist für plötzlich obdachlos gewordene Menschen zuständig und konnte auf eine vorbereitete Halle zurückgreifen, die als Reserve für solche Notfälle dient. Binnen weniger Stunden war die Halle betriebsbereit und der Großteil der Bewohner konnte dort ein Übergangsquartier beziehen. Weitere Bewohner kamen in Nersingen unter. Der Montag war für die Feuerwehr Neu-Ulm ein extrem ereignisreicher Tag. Hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte waren gemeinsam stark gefordert. Im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich knapp drei Einsätze pro Tag von der Kleintierrettung über den Verkehrsunfall und die Hochwasserhilfe bis hin zum Großbrand. Am Montag waren es gleich acht Einsätze, also nahezu das Dreifache im Vergleich zum normalen Einsatzaufkommen.
Ereignisreicher Tag für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst
Am Morgen ging es mit einem Gefahrguteinsatz bei einer Spedition los, kaum war dieser Einsatz beendet, folgte ein Verkehrsunfall. Einmal waren die Feuerwehrleute als Ersthelfer gefragt, dann ging es nachmittags zu einem Verkehrsunfall, bei dem ein Autofahrer starb. Von dort ging es direkt weiter zu einem Unfall am Bahnübergang, bei dem ein Radfahrer sein Leben verlor. Am Abend ein weiterer Verkehrsunfall, eine ausgelöste Brandmeldeanlage und schließlich der stundenlange Einsatz an der Berufsschule. Die letzten Einsatzkräfte der Feuerwehr haben die Einsatzstelle am Morgen um 4 Uhr verlassen. Auch die ehrenamtlichen Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes waren gefordert. In der akuten Phase des Einsatzes stellten sie das Team der medizinischen Einsatzleitung. Als klar war, dass die Bewohner in der Nacht nicht mehr in ihre Unterkunft zurückkehren können, unterstützten sie die Stadt Neu-Ulm bei der Betreuung der Flüchtlinge, stellten Getränke und Decken zur Verfügung. Die letzten der rund 20 Helfer kehrten am Morgen, gegen 6 Uhr, in die Unterkunft zurück.
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