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Neu-Ulm/Elchingen: Kieswerk wird zur Hochwasser-Hilfe: Wie der Sand in die Säcke kommt

Neu-Ulm/Elchingen

Kieswerk wird zur Hochwasser-Hilfe: Wie der Sand in die Säcke kommt

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    Unzählige Helfer füllen Zehntausende Sandsäcke.
    Unzählige Helfer füllen Zehntausende Sandsäcke. Foto: Noll / Stech

    Sand rein, Sack zu und ab damit: Es klingt so einfach, doch es ist ein wahrer Knochenjob, das Abfüllen der Sandsäcke, die bei Hochwasser Leben retten können. Seit Freitagnachmittag hat das Technischen Hilfswerk (THW) in einer Halle beim Metall- und Schrotthändler Karl Karletshofer in Neu-Ulm eine Packstation eingerichtet. Um die 600 Säcke pro Stunde konnten hier abgefertigt werden. Von dort aus wurden die Säcke in den gesamten Landkreis

    Die Karl Daferner Kieswerke nahe dem Autobahnsee bei Unterelchingen wurden 1955 gegründet und werden inzwischen in der dritten Generation geführt. Von vergangenem Freitag, 23 Uhr, bis Samstag, 23 Uhr, sei es durchgängig geöffnet gewesen. "Das gab es seit Pfingsten 1999 nicht mehr", sagt Stech. In dieser Zeit seien insgesamt rund 13.800 Sandsäcke verteilt worden, überwiegend in den Landkreis hinein. Jedoch sei jeder bedient worden, der Bedarf hatte. Aus dem Kieswerk stammen auch jene Flussbausteine, die den Damm in Roggenburg-Biberach unterstützen. Auch sogenannter Kalkschroppen für eine Straßenunterspülung bei Ettenbeuren im Kammeltal sei ausgeliefert worden. Die Straße aber habe wohl nicht gerettet werden können.

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    Stech hat sich bei unserer Redaktion gemeldet, auch um einen persönlichen Kommentar über das THW Neu-Ulm sowie die vielen Feuerwehrleute loszuwerden, die die Sandsäcke gefüllt haben: "Die Kollegen haben das phantastisch gemacht, es wurde sehr professionell und strukturiert vorgegangen", sagt er. Jene Arbeit sei körperliche Schwerstarbeit. Auch wenn mit Leiter, Pylonen und Holzbock trickreich Packhilfen geschaffen wurden. Die überwiegend ehrenamtlichen Frauen und Männer hätten nicht aufgegeben und zwei Nächte durchgearbeitet. "Es ist bewundernswert, dass es so viele Menschen gibt, die sich bis zur körperlichen Erschöpfung für das Allgemeinwohl einbringen. Es ist schön zu sehen, dass in solchen Momenten die Risse, die aktuell durch unsere Gesellschaft gehen, in den Hintergrund treten und die Menschlichkeit in den Vordergrund rückt." Stech und seine Frau sowie das gesamte Team hätten sich davon anstecken lassen. "Unsere Sandvorräte sind stark dezimiert, aber noch nicht erschöpft." Das Werk sei am Sonntag geschlossen, bei Bedarf aber werde er noch einmal öffnen. 

    170 Kräfte von THW und Feuerwehr in Neu-Ulm beim Sandsack-Füllen im Einsatz

    Alarmiert wurde das THW Neu-Ulm nach Angaben von Quirin Göbel, dem THW-Pressesprecher, am Freitag, um 15.30 Uhr. Zwei Stunden danach startete die Abfüllung. Bis Sonntagmittag wurden insgesamt 35.000 Sandsäcke verschickt, weitere 15.000 auf Lager produziert. Am frühen Sonntagnachmittag wurde die Abfüllung eingestellt, der Bedarf sei gedeckt. Die schon vorbereiteten und nicht mehr benötigten Sandsäcke wurden in den Landkreis Günzburg gebracht. 

    Aus dem Kieswerk aus Elchingen seien 300 Tonnen und von der Firma Kühnbach aus Achstetten 200 Tonnen Sand geliefert werden, so Göbel. Vom THW waren seit Freitag insgesamt 70 Kräfte im Einsatz. Sie wurden vor allem nachts unterstützt von 100 Kräften der vor allem im nördlichen Landkreis ansässigen Feuerwehren. In der Spitze war laut Göbel 110 Personen vor Ort. Wehren im südlichen Bereich des Landkreises hätten aufgrund der langen Anfahrtswege ins Stadtgebiet teils eigene Sandsäcke abgefüllt. So zum Beispiel in Weißenhorn bei der Baywa. Hier gingen zwischenzeitlich die Helferinnen und Helfer aus. Nachdem die Feuerwehr hierzu einen Hilferuf in den Sozialen Netzwerken veröffentlichte, waren binnen kurzer Augenblicke so viele da, dass manche offenbar schon wieder weggeschickt werden mussten. 

    In einer Halle im Gewerbegebiet in Neu-Ulm füllten Feuerwehrleute aus Orten, die nicht von Hochwasser betroffen waren, mit Unterstützung von Kräften des Technischen Hilfswerks seit Freitagnachmittag Sandsäcke. Pro Schicht seien um die 50 Feuerwehrleute plus um die zehn Personen von THW da, berichtete ein Helfer. Die Sandsäcke wurden von den Feuerwehrleuten anschließend im ganzen Landkreis verteilt, überall dort, wo Bedarf war. Auch bei den Feuerwehren in Senden und Illertissen wurden Sandsäcke gefüllt. "Wir schaffen 600 pro Stunde", sagte Kreisbrandrat Bernhard Schmidt am Samstagnachmittag. 

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