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Neu-Ulm: Die Mauereidechsen in Neu-Ulm haben einen Verbündeten

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Die Mauereidechsen in Neu-Ulm haben einen Verbündeten

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    Eine Mauereidechse. Normalerweise kommt diese Echsenart eher in Norditalien vor, doch es gibt sie auch in Neu-Ulm. (Archivfoto)
    Eine Mauereidechse. Normalerweise kommt diese Echsenart eher in Norditalien vor, doch es gibt sie auch in Neu-Ulm. (Archivfoto) Foto: Silvio Wyszengrad

    Helmut Willert ist in Sachen Eidechsen unterwegs, seit er acht Jahre alt ist. Der Schutz der Reptilien ist dem 64-Jährigen aus dem fränkischen Oberasbach besonders am Herzen gelegen. Dafür ist der Tierschützer nach Neu-Ulm gereist und hat entlang der Schwabenstraße und in einem Brachflächen-Areal an den Bahngleisen in der Nähe der Firma Allgaier zahlreiche Mauereidechsen gefunden. 

    Etwa zwei Dutzend Krähen sitzen am Boden und in den Bäumen an der geschwungenen Brücke der Max-Eyth-Straße, über die viele Radler fahren. Die großen schwarzen Vögel fühlen sich von den Menschen nur gestört, wenn man dem Fleck zu nahe kommt, an dem sie gerade fressen. Dann fliegen sie schimpfend und kreischend auf. Sie machen Jagd auf Eidechsen, sagt Helmut Willert. 

    Krähen sind eine Gefahr für Eidechsen in Neu-Ulm

    Die enorm großen Populationen an Krähenvögeln, aber auch Fotovoltaikanlagen, Klimawandel, Bauarbeiten besonders an Bahngleisen und viele andere Ursachen mehr – wie streunende Katzen – bedrohen die Existenz der heimischen Eidechsen. Die Zauneidechse gehört in Bayern zu den gefährdeten Arten, sie steht auf der Roten Liste. Die Mauereidechse dagegen steht in Bayern weniger im Fokus des Schutzes, weiß Willert, der deshalb durch den Freistaat reist und in Städten stundenlang nach den Tieren sucht. 

    Tiere
Diese Eidechse hat unsere Mitarbeiterin Dagmar Hub an der Donau entdeckt.
    Tiere Diese Eidechse hat unsere Mitarbeiterin Dagmar Hub an der Donau entdeckt. Foto: Dagmar Hub

    Willert ist überzeugt, dass die ziemlich intelligenten Mauereidechsen unter den Eidechsenarten die Gewinner der Zukunft sein werden, weil sie auch unter schwieriger werdenden klimatischen Bedingungen Junge groß bekommen, und weil sie sich so verstecken können, dass zum Beispiel Krähen nicht gleich eine ganze Population auffressen können. 

    Reptilien in der Bahnhofstraße in Neu-Ulm

    An der Bahnhofstraße 38 in Neu-Ulm entdeckte Willert vier Mauereidechsenweibchen, ein Männchen und ein Jungtier. Auf dem Gelände einer geschlossenen Opel-Vertretung in der Schwabenstraße fand er weitere etwa 50 Exemplare. Sein Fund in Neu-Ulm sei eine Sensation, sagt Willert, und fordert Konsequenzen für den Schutz der Tiere. Besonders scheu seien die Exemplare im Bereich der Gleise in der Nähe der Firma Allgaier – weil sie dort den ganzen Tag von Krähenvögeln gejagt werden, so Willert, der die von ihm beschriebenen Punkte vom Landesamt für Umwelt in Bayern kartieren lassen will. Wenn die Stadt Neu-Ulm als Ausgleich für den Verlust vieler Mauereidechsen Pflegehaufen aus Steinen und Totholz herrichten würde, wie es sie inzwischen in Donauwörth gibt, wäre das ein Erfolg, so der Naturschützer.

    Die tagaktiven Mauereidechsen, die Schnecken, Insekten und Spinnen fressen, sind deutlich größer als Zauneidechsen. Sie leben in Hohlräumen von Mauern, Felsen und Bahndämmen. Ein Problem sieht Willert darin, dass die wärmeliebenden und ursprünglich aus dem Mittelmeerbereich stammenden Tiere als natürliche Vorkommen unter anderem im Baden-Württemberg gelistet sind, während sie in Bayern bis auf zwei Populationen bei Oberaudorf und Kiefersfelden als gebietsfremd gelten, als Nachfahren einer in den 30er-Jahren ausgesetzten Art, die sich entlang der Donau ausbreitete. Sie sind zwar in den EU-Mitgliedsstaaten streng geschützt, werden in Bayern aber auch kontrovers betrachtet, weil sie andere einheimische Arten verdrängen könnten.

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