Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Neu-Ulm: Die Kinos dürfen wieder öffnen - eigentlich

Neu-Ulm

Die Kinos dürfen wieder öffnen - eigentlich

    • |
    Eine gute Nachricht für alle Filmfans: Am 17. Juni öffnet auch das Dietrich-Theater in Neu-Ulm seine Türen wieder.
    Eine gute Nachricht für alle Filmfans: Am 17. Juni öffnet auch das Dietrich-Theater in Neu-Ulm seine Türen wieder.

    Gemeinsam mit Freunden ins Kino, ein guter Film, dazu warmes Popcorn: Das war lange nicht möglich. Am 15. Juni dürfen Kinos in Bayern nun offiziell wieder öffnen. In Baden-Württemberg konnten die Kinos schon am Pfingstmontag ihren Betrieb aufnehmen. Doch bis sich wieder Normalität einstellt in den Kinos, kann es dauern.

    Eine starre Obergrenze gibt es bei Kinos in Bayern nicht

    Roman Sailer, der mit seinem Vater Roland mehrerer Kinos in Ulm und Neu-Ulm betreibt, bereitet sich seit zwei Monaten auf die Wiedereröffnung vor. Er hatte mit seinem Team schon ein eigenes Schutz- und Hygienekonzept erarbeitet, das sich jetzt fast völlig mit den neuen, offiziellen Regeln für Kinos deckt. Bis auf eine Ausnahme: „Wir haben im April nicht damit gerechnet, dass wir Besucherdaten erfassen müssen“, sagt Sailer. Davon abgesehen gelten in den Kinosälen gängige Abstandsregeln: eineinhalb Meter zwischen den Besuchern, jede zweite Reihe bleibt frei. So könne man etwa 25 bis 30 Prozent der Sitzplätze nutzen, erklärt Sailer. Eine starre Obergrenze für Besucherzahlen gebe es in Bayern zum Glück nicht, sodass auch große Säle mit den Abstandsregeln maximal genutzt werden könnten.

    Die Kinos Obscura, Lichtburg und Mephisto in Ulm, die Sailer betreibt, sind seit dem 4. Juni geöffnet. Dabei kam ihm vor allem ein Zufall zugute: „An dem Wochenende danach war so richtiges Kinowetter“, sagt Sailer. Die Besucherzahlen seien in diesen Tagen stetig gestiegen, am Sonntag hätten sogar Leute weggeschickt werden müssen. „Das zeigt, wie viele das Kino vermisst haben“, sagt Sailer.

    Doch selbst wenn die Säle mit den geltenden Abstandsregeln voll ausgelastet würden, bleibe die Lage angespannt. „Die drei Monate lange Schließung war eine starke Belastung für die Kinos“, sagt Sailer. Dazu kämen ausbleibende Neustarts von Filmen, die teilweise durch die Corona-Pandemie verschoben wurden oder ganz ausfielen und über das Internet veröffentlicht wurden.

    Disneys Kino-Hit "Mulan" startet im Juli

    Sailer zufolge geht es jetzt vor allem darum, die Zeit bis zu den nächsten neuen Filmen zu überbrücken. Am 16. Juli soll Christopher Nolans „Tenet“ starten, am 24. Juli Disneys „Mulan“. Bis dahin bieten Sailer und sein Team ein Ersatzprogramm mit älteren Klassikern und Filmen, die vor der Ausbreitung von Covid-19 im Februar und März in den Kinos anliefen.

    Auch das Xinedome in Ulm versucht, diese Herausforderungen zu stemmen. Eigentümer Robert Englberth ist froh, dass sich die Besucherzahlen bei etwa 200 bis 300 am Tag eingependelt haben. Zunächst habe es nach der Öffnung am Pfingstmontag düster ausgesehen: am ersten Tag 48, am zweiten fünf Besucher. 26 Euro Umsatz habe er an diesem Dienstag gemacht. „So kann man nicht leben“, sagt Englberth. Mit der Situation jetzt käme das Kino zwar lange nicht an den Normalzustand von etwa 800 bis 1000 Besuchern pro Tag heran, aber immerhin ginge der Betrieb so weiter. Das Autokino auf dem Parkdeck des Blautalcenters bleibt laut Englberth bis Ende August. So lange habe er die Ausstattung gemietet. Seit der Eröffnung des Autokinos sei das Besucher-Interesse zwar stetig zurückgegangen. Trotzdem schließt Englberth nicht aus, es im nächsten Sommer weiterzuführen.

    Das Interesse an dem Autokino auf dem Volksfestplatz ist gesunken

    Ähnlich verhält es sich Roman Sailer zufolge mit dem Autokino des Dietrich-Theaters auf dem Volksfestplatz. Es sei eine wertvolle Möglichkeit gewesen, den Betrieb für die Kunden und die eigenen Mitarbeiter aufrechtzuerhalten. „Doch die Nachfrage ist stetig gesunken“, sagt der Kinobetreiber. Die Kosten für die Platzmiete und die Organisation am Volksfestplatz seien zudem hoch. Bis zum 20. Juni bleibt es laut Sailer auf jeden Fall bestehen, danach werde über die Zukunft des Autokinos entschieden.

    Sailer zufolge sind Kinos essenziell für die Kulturlandschaft in Deutschland. Doch anders als Opern oder Theater könnten diese weitestgehend auf eigenen Beinen stehen und erhielten weniger staatliche Förderung. Nach der Schließung und dem schleppenden Neubeginn sei die ganze Branche gefährdet. Das Dietrich-Theater könnte heute wieder öffnen. Der Grund, warum es nun aber erst am 17. Juni neu startet, liegt in der Geschichte des Kinos: Am 17. Juni 1993 sei das Dietrich-Theater zum ersten Mal in Betrieb genommen worden, sagt Sailer. An den erfolgreichen Beginn vor 27 Jahren möchte er anknüpfen: „Das war ein guter Tag für dieses Haus.“

    Hier lesen Sie mehr über die Autokinos im Landkreis:

    Statt Open-Air-Filmschau: Ist ein Autokino eine Alternative?

    Kino auf Rädern: Zwei Autokinos eröffnen jetzt in Ulm

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden