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Neu-Ulm: Der "Bier-Skandal" vom Edwin-Scharff-Haus: Gerhard Polt und Well-Brüder in Neu-Ulm

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Der "Bier-Skandal" vom Edwin-Scharff-Haus: Gerhard Polt und Well-Brüder in Neu-Ulm

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    Gerhard Polt hatte im Edwin-Scharff-Haus eine Menge zu sagen, auch wenn er es hier gerade nicht tut.
    Gerhard Polt hatte im Edwin-Scharff-Haus eine Menge zu sagen, auch wenn er es hier gerade nicht tut. Foto: Alexander Kaya

    Beim Bier hört die Freundschaft auf, vor allem in Bayern. Debatten darüber, welches Gebräu was taugt und welches eher die Eingeweide quält, werden mit religiöser Inbrunst geführt. Und so sorgt denn ein kleines spitzes Gstanzl über das Getränkeangebot im Edwin-Scharff-Haus an diesem absolut lustigen Abend mit Gerhard Polt und den drei Well-Brüdern für den definitiv lautesten Brüller. Der Applaus verdiente das Gütesiegel "ohrenbetäubend".

    Das Bier stieß so manchem Besucher sauer auf

    Dabei hatte Stofferl Well in einer Gstanzl-Strophe nur kurz angerissen, was den Bürgern gerade so alles zugemutet werde. Doch dass man hier im Esch-Haus Heineken saufen müsse, "das ist wirklich ein Skandal". Damit traf er den Nerv der Besucherinnen und Besucher im ausverkauften Großen Saal. In der Pause war bereits einigen Besuchern sauer aufgestoßen, dass sie als Bier die kleinen grünen Fläschchen mit dem niederländischen Industriegebräu vorgesetzt bekamen. Das war fein beobachtet und offenbar ganz schnell für den Auftritt zusammengereimt worden. Volltreffer!

    Die Well-Brüder aus'm Biermoos machen als musikalische Virtuosen einen Riesenspaß.
    Die Well-Brüder aus'm Biermoos machen als musikalische Virtuosen einen Riesenspaß. Foto: Alexander Kaya

    Aber das ist man ja seit gut vier Jahrzehnten gewohnt von den Wells, die früher mit leicht anderer Besetzung als Biermösl Blosn durch die Lande zogen und bevorzugt ins (politisch) Schwarze trafen. Nach dem Wechsel von Hans zu Karl Well ist das Trio nicht mehr ganz so bissig, sondern fast ein bisserl gemütlich geworden. Wobei es den Kulturwandel auf dem Dorf immer noch mit schön scharfem Witz kommentiert. Dieses spezifische Well-nessprogramm sorgt nach wie vor eher bei den Zuhörerinnen und Zuhörern für Wohlbefinden als bei den Großkopferten. Musikalisch sind die Wells nach wie vor eine Schau mit ihrem Multiinstrumentarium vom Dudelsack bis zum Alphorn, das sie zum Niederknien beherrschen.

    Polt, das bayerische Humor-Heiligtum

    Seit mittlerweile 42 Jahren reisen sie mit Gerhard Polt durch die Lande, der mit seinen nunmehr 80 Jahren schon lange ein humoristisches Nationalheiligtum des Freistaates ist. Dabei wirkt er mittlerweile völlig alterslos, wenn er seine Parade an monologisierenden Spießern und sonstigen Horizonteingeschränkten aufmarschieren lässt. Das macht ihm keiner nach, diese beiläufig hingeworfenen, fast gedankenlosen Satzfetzen und Bemerkungen in gezügeltem Bairisch, die eine Geisteshaltung freilegen, welche umgehend ins Gedankenmüll-Endlager gehört.

    "Wir" ist beim Polt das Unwort des Jahres

    Gerade erkundet die ARD in einer Themenwoche das Wirgefühl der Deutschen. Polt hat da eine passende Nummer im Programm, in der er einen Nachbarn des Grauens sagen lässt: "Das Wort 'wir' ist für mich das Unwort des Jahres. Wer ist wir? Bin ich wir? Ich nicht. Wir sind die anderen." Kein Wunder bei einem, der im Lockdown per Drohne die angrenzenden Grundstücke überwacht. In besonders empfindsamen Kreisen hat sich Polt mit einem Sketch über einen der hierzulande häufig anzutreffenden indischen Priester in die Nesseln gesetzt. Hochwürden ist des Deutschen nicht mächtig, spricht skurriles Pidgin-Englisch und gibt den konservativen Glaubens-Hardliner. Dem missfällt natürlich, dass in Bayern der Biergarten als weltliches Paradies gilt. Darf man sich über so etwas lustig machen? Nein, man darf nicht – man muss.

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