Seit Jahren steht die ehemalige Gaststätte "Bad Wolf" in der Augsburger Straße in Neu-Ulm leer. Ein Abriss wird schon lange in Erwägung gezogen. Doch bislang hat sich nichts getan. Am Wochenende kam es in den Räumlichkeiten nun zu einer Bluttat. Auf einen 40-Jährigen soll gleich mehrfach eingestochen worden sein. Zwei Verdächtige wurden bereits von der Polizei gefasst. Der Neu-Ulmer Gastronom Eberhard "Ebbo" Riedmüller, dem das Grundstück gehörte und es jüngst seinen Kindern vermachte, ist vom Vorfall nur bedingt überrascht.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei soll es in der Nacht von Freitag auf Samstag zu der heftigen Auseinandersetzung zwischen zwei 40-Jährigen in der früheren Kneipe gekommen sein. Ein gemeinsames Trinkgelage sei eskaliert, als einer der beiden, der spätere Tatverdächtige, vom anderen Geld verlangte. Es kam zum Streit. Der Tatverdächtige soll daraufhin auf den anderen 40-Jährigen losgegangen sein und mit einem Messer mehrfach auf ihn eingestochen haben.
Bluttat im Bad Wolf in Neu-Ulm: Paar flüchtete und ließ das Opfer zurück
Nach dem Angriff sollen der Täter und seine 36-jährige Begleiterin, die bis dahin in einem Nebenraum schlief, mehrere Wertgegenstände und Geld des Opfers an sich genommen und die Flucht ergriffen haben. Das schwer verletzte Opfer ließen sie zurück, ohne sich um ihn zu kümmern. Der Verletzte habe sich nach Polizeiangaben bis nach Pfuhl zur Hauptstraße schleppen können, wo er zusammenbrach. Wie er diesen Weg trotz schwerster Verletzungen zurücklegen konnte, war am Montag nicht in Erfahrung zu bringen. Ein zufällig vorbeikommender Autofahrer habe angehalten und den Mann entdeckt. Er verständigte Polizei und Rettungsdienst. Im Krankenhaus wurden lebensgefährliche Stichverletzungen festgestellt. Eine sofort eingeleitete Notoperation konnte das Leben des 40-Jährigen retten.
Derweil leitete die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen ein. Keine 24 Stunden später, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, hätten diese zum Erfolg geführt. Der flüchtige Tatverdächtige und seine 36-jährige Begleiterin konnten identifiziert werden. Der 40-Jährige wurde in den frühen Morgenstunden in Frankfurt am Main von der dortigen Polizei mithilfe von Spezialeinheiten vorläufig festgenommen. Die 36-Jährige trafen Beamte am Montagvormittag in Neu-Ulm im Rahmen der Fahndung an und nahmen sie ebenfalls fest. Gegen beide wurde ein Haftbefehl erlassen. Sie sitzen nun in Untersuchungshaft.
Gastronom "Ebbo" Riedmüller: "Da wird immer mal wieder eingebrochen"
Eberhard "Ebbo" Riedmüller erfuhr von dem Vorfall erst auf Nachfrage unserer Redaktion. "Ich glaube, selbst meine Kinder wissen davon noch nichts." Zu den Hintergründen könne er daher nicht viel sagen. Dass sich in das seit Jahren leerstehende Gebäude immer mal wieder Menschen verbotenerweise Zutritt verschaffen würden, ist für ihn aber nichts Neues. "Da wird immer mal wieder eingebrochen", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. "Das kannst du zumachen, wie du willst. Die finden immer einen Weg." Zwar auch im Sommer, aber vor allem jetzt im Winter komme es immer wieder zu Einbrüchen. Er geht daher davon aus, dass es sich dabei überwiegend um Obdachlose handelt, die bei der Kälte Schutz und Wärme suchen. "Aber dass sie sich jetzt auch gleich umbringen wollen...", so Riedmüller. Da fehlen auch ihm ein Stück weit die Worte.
Die Neu-Ulmer Kriminalpolizei ermittelt nun im Auftrag der Staatsanwaltschaft Memmingen weiter, unter anderem wegen des versuchten Tötungsdelikts und besonders schwerer räuberischer Erpressung gegen den 40-Jährigen und wegen der Beteiligung an der besonders schweren räuberischen Erpressung gegen die 36-jährige Begleiterin.
Die Ermittler bitten Zeugen, die am frühen Samstagmorgen Beobachtungen im Zusammenhang mit der Tat im Bereich des ehemaligen Gasthauses "Bad Wolf" in der Augsburger Straße in Neu-Ulm gemacht haben, sich unter 0731/8013-0 zu melden.