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Neu-Ulm: Aschenbrenner vor dem Aus? Das sagen Bäckerei-Chefs aus der Region

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Aschenbrenner vor dem Aus? Das sagen Bäckerei-Chefs aus der Region

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    Die Bäckerei Aschenbrenner mit ihrer Zentrale in Neu-Ulm/Burlafingen schließt Filialen. Mitarbeiter wurden bereits gekündigt.
    Die Bäckerei Aschenbrenner mit ihrer Zentrale in Neu-Ulm/Burlafingen schließt Filialen. Mitarbeiter wurden bereits gekündigt. Foto: Michael Kroha

    Das womögliche Aus der Bäckerei Aschenbrenner bewegt die Menschen in der Region. Schließlich prägt der Neu-Ulmer Familienbetrieb mit Sitz in Burlafingen schon seit Jahrzehnten die hiesige Brot- und Brezellandschaft. Doch wie jüngst berichtet, könnte jene Ära demnächst zu Ende gehen. Während aus Mitarbeiterkreisen von Schließungen und Kündigungen die Rede ist, will Geschäftsführerin Heidi Aschenbrenner zu den Hintergründen aktuell nichts sagen. In der Bäcker-Branche aber wird gesprochen.

    "Ich als Kollege bedauere es sehr, finde es sehr traurig, wenn aus irgendwelchen Gründen Handwerksbetriebe schließen", sagt Marcus Staib, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei mit 66 Verkaufsstellen im Raum Ulm/Neu-

    Auch die Aschenbrenner-Niederlassung in Burlafingen soll geschlossen werden.
    Auch die Aschenbrenner-Niederlassung in Burlafingen soll geschlossen werden. Foto: Michael Kroha

    Das sei zum einen der Nachwuchs. "Viele Menschen wollen nicht mehr um die Uhrzeiten arbeiten. Auch nicht am Wochenende", so Staib. Zum anderen herrsche aktuell eine Verknappung der Rohstoffe aus diversen Gründen: "Ukraine-Krieg, zu wenig Düngemittel, zu wenig Wasser im Erdreich", zählt der Chef von mehr als 600 Beschäftigten auf. Was dagegen hilft? "Wir versuchen durchzuhalten", sagt er. "Uns bleibt nichts anderes mehr übrig." Doch gegen jene Entwicklungen sei auch er quasi machtlos. Pflanzenöl sei nicht mehr zu bekommen, der Mehlpreis habe sich verdoppelt.

    Staib-Chef zur Bäckerei Aschenbrenner: "Vielleicht geht es ja weiter."

    Zum Fall Aschenbrenner will Staib aus Rücksicht vor einem "Kollegen" nicht viel mehr sagen, lässt dann aber durchblitzen: "Vielleicht geht es ja weiter - zumindest aus Sicht der Verbraucher." Möglich wäre, dass jemand die Standorte oder ein Teil davon übernimmt. Sein Unternehmen schließt Staib dabei aus. Mehr verraten will er dazu nicht. Wo er sich aber ganz offen zeigt, sind die Beschäftigten: "Die brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir würden jeden Mitarbeiter gerne nehmen."

    Ähnlich mitfühlend äußert sich auch Ulrich Bayer, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei mit 16 Verkaufsstellen im Raum Ulm/Neu-Ulm. Die jüngsten Entwicklungen bei Aschenbrenner machen ihn "traurig", seien "schade" und "bedauerlich". Er kenne die Familie "sehr gut", wolle aber aus Respekt ihr gegenüber auch nicht mehr zu den Beweggründen preisgeben. Nur so viel: Mit einem, wie im Bericht unserer Redaktion in Erwägung gezogenen Insolvenz- oder dem neu eingeführten Restrukturierungsverfahren habe es nichts zu tun. Vielmehr könnten persönliche Gründe eine Rolle spielen. Konkreter will aber auch er nicht werden.

    Was kein Geheimnis sei: Die Branche habe ein Nachfolger-Problem. "Das haben wir alle", so der Bäckerei-Geschäftsführer und fügt hinzu: "Man muss als Betrieb attraktiv sein für die Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter - aber auch seine potenziellen Nachfolger." Aus jenen Gründen, prophezeit er, würden noch weitere Bäckerbetriebe im Raum Ulm/Neu-Ulm in Schwierigkeiten kommen, wenn nicht sogar schließen müssen. Doch Krisen seien im Backwarengeschäfts nichts Neues. Sein Großvater habe damit zu kämpfen gehabt, Material zu bekommen. Sein Vater musste gucken, dass er die Produktion aufgestockt bekommt. Und jetzt würden eben Personal und Rohstoffe knapp werden. Doch bei allen negativen Entwicklungen in der Branche gebe es auch Lichtblicke: So zum Beispiel die beiden jüngst in Ulm eröffneten Bäckereien Cumpanum und Brot-Reform (wir berichteten). Dort stehen die Menschen zum Teil Schlange für die Backwaren.

    Bäckerei Müller in Straß: "Uns geht es relativ gut."

    Auch Bäcker-Kollege Martin Müller mit seinen Niederlassungen in Straß und Gerlenhofen will nicht allzu laut klagen. "Uns geht es relativ gut." Zur Bäckerei Aschenbrenner will er öffentlich nichts sagen. "Wir sind gute Freunde. Wir helfen uns gegenseitig", sagt er und bedauert, dass es womöglich zum Aus kommen wird. Die Bäckerei vom Aussterben bedroht? Als er vor 31 Jahren die Bäckerei von seinen Eltern übernommen hatte, seien noch 54 Bäckereien in der hiesigen Innung vertreten gewesen. Aktuell seien vielleicht nur noch zehn, berichtet Müller.

    Die Bäckerei Aschenbrenner mit ihrer Zentrale in Neu-Ulm Burlafingen schließt Filialen. Mitarbeitern wurden bereits gekündigt.
    Die Bäckerei Aschenbrenner mit ihrer Zentrale in Neu-Ulm Burlafingen schließt Filialen. Mitarbeitern wurden bereits gekündigt. Foto: Michael Kroha

    Seinem Familienunternehmen in der inzwischen vierten Generation sei von der derzeitigen Krise aber nicht so arg betroffen. Sie seien mehr auf die Grundversorgung der Menschen ausgerichtet und weniger auf Cafés, die während der Pandemie zeitweise geschlossen haben mussten. Wenngleich auch er die gestiegenen Rohstoffpreise natürlich zu spüren bekomme. An seine Kundschaft aber wolle er das nicht direkt weitergeben, zumindest nicht in voller Höhe. "Sonst wandern die mir ab in den Supermarkt." Was er angesichts der überall steigenden Preise - vor allem im Energiesektor - verstehen könne. Schließlich müsste irgendwo gespart werden. "Wir wollen dieses Jahr schlucken", sagt der 55-Jährige.

    Um seine Nachfolge macht er sich aktuell noch keine Sorgen. "Zehn Jahre wird es schon noch gehen." Seine Hoffnung beruht auf seinen vier Kindern, die sind allerdings noch im Schulalter. "Ich will da aber keinen Druck ausüben. Dieser Beruf muss von Herzen kommen."

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