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Neu-Ulm: Ärger über Kosten für städtische Hallen: Für Vereine bald unbezahlbar?

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Ärger über Kosten für städtische Hallen: Für Vereine bald unbezahlbar?

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    Der Sport- und Übungsbetrieb in der Pfuhler Seehalle soll kostenlos bleiben. Aber was müssen Vereine für ihre Veranstaltungen bezahlen?
    Der Sport- und Übungsbetrieb in der Pfuhler Seehalle soll kostenlos bleiben. Aber was müssen Vereine für ihre Veranstaltungen bezahlen? Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Jahreskonzert, Gewerbeschau, Faschingsparty: Im Laufe eines Jahres veranstalten Vereine in Neu-Ulm immer mal wieder größere Events. Austragungsort ist dabei häufig eine städtische Halle. So zum Beispiel die Iselhalle in Burlafingen, die Seehalle in Pfuhl oder die Gemeinschaftshalle in Reutti. Doch unter Neu-Ulmer Vereinen machte sich jüngst Unmut breit. Die Kosten für die Nutzung der Hallen seien zum Teil immens gestiegen, so der Vorwurf. Für manchen Verein sei das "langsam nicht mehr tragbar", so ein Vorsitzender eines Neu-Ulmer Vereins, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er fragt sich, inwiefern seitens der Stadt das Ehrenamt und die gemeinnützige Arbeit überhaupt noch wertgeschätzt wird.

    Der Vereinschef habe kürzlich von der Stadt den Veranstaltungsvertrag für das jährliche Großevent zugeschickt bekommen. Da seien ihm die gestiegenen Preise aufgefallen. Hätten Vereine in Neu-Ulm vor wenigen Jahren noch eine komplette Freiveranstaltung in städtischen Hallen gehabt, stünde ihnen nun nur ein Freibetrag von 1100 Euro pro Jahr zur Verfügung. Mit Blick auf steigende Personalkosten könne er das noch halbwegs verstehen. Dass jetzt aber die Nutzungsgebühren für Equipment "immens" gestiegen sind, "schlägt dem Fass den Boden aus", sagt er.

    "Es läppert sich": Gestiegene Kosten für Hallennutzung stellen Vereine in Neu-Ulm vor Probleme

    So würden Podeste, die zum Teil seit Jahrzehnten im Bestand sind, jetzt 30 statt 18 Euro kosten. Auch das Mikrofon werde teurer. Zudem werde die gesamte Technik nicht mehr nur für den einen Tag der Veranstaltung berechnet. Sondern auch der Vortag mit Aufbau und Probe fände sich auf der Rechnung wieder. Unterm Strich gehe so vom erhofften Gewinn wieder ein paar hundert Euro verloren. "Es läppert sich", so der Vereinsvorsitzende. Und irgendwann stelle sich die Frage, ob sich das überhaupt noch lohnt. "Wenn es der Wunsch sein sollte, dass die Vereine die städtischen Hallen nicht mehr nutzen, dann kann man uns das auch ganz direkt sagen. Das ist uns lieber als uns mit den steigenden Kosten zu vergraulen."

    Der Vereinschef wandte sich an die Stadt, sprach das Thema jüngst auch in einer Versammlung an, bei der andere Vereine vertreten waren. Anwesende Neu-Ulmer Stadträte reagierten daraufhin zum Teil irritiert. Schließlich habe man bei einer zurückliegenden Ausschusssitzung eine Kostenanpassung für Vereine vertagt. "Wir haben beschlossen, dass wir nichts beschließen", so der Tenor. Wenn solche Änderungen ohne Erwähnung im Stadtrat passieren, dann sei das "erschütterlich", sagt der Vereinschef dazu. 

    Vereine ärgern sich über gestiegene Hallennutzungskosten: Das sagt die Stadt Neu-Ulm dazu

    Aus dem Neu-Ulmer Rathaus heißt es dazu, dass kein Gremium übergangen worden sei. In einer Sitzung des Finanzausschusses am 26. April 2023 sei lediglich eine Anpassung der Raum- und Hallenmieten für gewerbliche Wirtschafts- und kommerzielle Veranstaltungen beschlossen worden. Für Neu-Ulmer Vereine habe sich zumindest hinsichtlich Hallenmiete und Freibetrag nichts geändert. Jedoch seien für Vereine die preislich gestiegenen Personal- und Equipmentkosten angepasst worden. Darunter fallen Dinge wie Brandwache, Umstuhler oder Hallenmeister, aber auch Mikrofone, Beamer oder Leinwand. 

    Die Anpassungen seien unterschiedlich erfolgt. Beim Mikrofon von 24 auf 26 Euro, also circa 9 Prozent. 60 Prozent seien es zwar bei den Podesten. "Die letzte Erhöhung hier ist bereits gut sieben Jahre her", heißt es. Sachen wie Lautsprecheranlage, Leinwand oder Rednerpult seien gar nicht erhöht worden. Nach Ansicht der Stadtverwaltung handelt es sich hierbei nicht um eine Erhöhung durch die Hintertür. Preisanpassungen seien üblich und müssen nicht durch einen Beschluss im Ausschuss erfolgen.

    Hallenbetrieb in Neu-Ulm ist erheblich defizitär

    Johannes Stingl, der in vielen Vereinen wie zum Beispiel dem TSV Pfuhl vertreten ist, kennt als CSU-Fraktionsvorsitzender und zugleich Erster Bürgermeister der Stadt Neu-Ulm auch die andere Seite der Medaille. Der Hallenbetrieb sei wie bei den Bädern erheblich defizitär, erklärt er und nennt Zahlen für 2023 aus jener Sitzung im April: 

    • Edwin-Scharff-Haus: 700.000 Euro Einnahmen zu 2,5 Millionen Euro Ausgaben
    • Seehalle in Pfuhl: 96.000 zu 783.000 Euro
    • Iselhalle in Burlafingen: 82.000 zu 671.000 Euro
    • (Alte) Ulrichshalle in Gerlenhofen: 200 zu 545.000 Euro
    • Gemeinschaftshalle in Reutti: 43.000 zu 253.000 Euro

    Dass hier etwas unternommen werden muss, sei für Stingl offensichtlich. Doch inwiefern davon Vereine betroffen sind, sei noch unklar. Die Verwaltung sei beauftragt worden, die Auswirkungen für die einzelnen Organisationen zu beleuchten. Die Beschlussvorlage im April sah vor, dass der Sport- und Übungsbetrieb zwar weiter kostenfrei bleiben soll. Der Freibetrag von 1100 Euro für Veranstaltungen aber falle weg, stattdessen soll ein Rabatt von 80 Prozent auf die Hallenmiete gewährt werden. 

    Besagter Verein hat von der Stadtverwaltung inzwischen einen neuen Vertrag mit "alten Preisen" zugeschickt bekommen - mit einer Bemerkung, die so zu verstehen sei: Die Arbeit der Vereine werde wertgeschätzt, aber in Sachen Freibetrag werde sich in absehbarer Zeit etwas tun. Der Vereinsvertreter hofft, dass die Tarife dahingehend verändert werden, dass sich die Kosten für sie mit wenig Aufwand refinanzieren lassen. Denn dann könnten Vereine die Hallen auch öfters nutzen.

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