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Nersingen/Sizilien: "Man fühlt sich hilflos": Urlaub auf Sizilien endet im Quarantäne-Desaster

Nersingen/Sizilien

"Man fühlt sich hilflos": Urlaub auf Sizilien endet im Quarantäne-Desaster

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    Welche Corona-Regeln gelten in meinem Urlaubsland? Silvia Kümmel und ihr Mann hatten nicht gewusst, dass am Zielflughafen auf Sizilien ein Schnelltest notwendig ist.
    Welche Corona-Regeln gelten in meinem Urlaubsland? Silvia Kümmel und ihr Mann hatten nicht gewusst, dass am Zielflughafen auf Sizilien ein Schnelltest notwendig ist. Foto: Clara Margais, dpa (Symbolbild)

    Es sollte ihr erster gemeinsamer Urlaub seit ihrer nun gemeinsamen Altersteilzeit werden. Doch daraus wurde nicht wirklich was. Silvia Kümmel aus Nersingen-Straß flog Anfang März mit ihrem Mann von München nach Sizilien. Was sie aber nicht wussten: Am Zielflughafen mussten sie sich einem Corona-Schnelltest unterziehen. Der ihres Mannes fiel positiv aus. Eine Woche später wäre eigentlich der Rückflug gewesen. Doch ihr Mann musste insgesamt knapp zwei Wochen im Quarantäne-Hotel auf

    Kümmel und ihr Mann seien geboostert gewesen und davon ausgegangen, dass das ausreicht. In München sei kein Test notwendig gewesen, um in die Maschine zu kommen. Erst am Flughafen in Catania auf Sizilien mussten die Passagiere auf dem Weg zum Check-out eine Teststation passieren. Daran habe kein Weg vorbeigeführt. Doch hätten sie das gewusst, wären sie niemals in ein Flugzeug gestiegen, sagt Kümmel. Denn im schlimmsten Fall würde ihnen eben genau das passieren, was ihnen nun auch widerfahren ist: Sie sitzen fest - und können ihren Urlaub keineswegs genießen. Da sei die Sehnsucht nach Deutschland stark gewesen, erzählt die 62-Jährige, die noch im Dezember Leiterin einer Kindertagesstätte in Burlafingen war.

    Wurden regionale Corona-Regeln dem Ehepaar aus Nersingen-Straß zum Verhängnis?

    Was ihr besonders aufstößt: Ihrer Ansicht nach sei nirgends nachlesbar gewesen, dass am Zielflughafen ein Schnelltest zu machen ist. Und tatsächlich ist auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes auf den ersten Blick dergleichen nichts zu finden. Zwar sei demnach für die Einreise eine Corona-Impfung erforderlich. Dass es aber auch einen negativen Schnelltest braucht und dieser erst bei der Ankunft gemacht wird, steht dort nicht. Allerdings heißt es auf der Webseite: "Die einzelnen Regionen und Kommunen in Italien können in Abhängigkeit des Infektionsgeschehens individuelle Regeln und Beschränkungen erlassen."

    Und womöglich könnten genau diese individuellen, regionalen Regeln Kümmel und ihrem Mann zum Verhängnis geworden sein. Auf "regionales Recht" hätten sie Behördenvertreter vor Ort immer wieder hingewiesen. Auch dann, als sie sich dafür eingesetzt hätten, statt eines Schnelltests auch auf eigene Kosten noch einen PCR-Test machen zu wollen. Denn schließlich würden deren Ergebnisse verlässlicher sein. Doch das sei abgewiesen worden mit der Argumentation, hier gelte eben regionales Recht und das würde besagen, auf Sizilien werden nur Schnelltests gemacht, erzählt Kümmel.

    Machtlos in Corona-Quarantäne im Urlaub: "Das zermürbt"

    Nach dem ersten Schnelltest am Flughafen sei ein weiterer erst nach sieben Tagen erfolgt. "Da wird man dünnhäutig", sagt Kümmel. Auch dieser Test sei positiv ausgefallen. Drei Tage später wurde wieder getestet, angeblich auch positiv. Wobei ihr Mann das Testergebnis nie zu Gesicht bekommen habe. Bei einem vierten Test habe ihr Mann den zweiten roten Strich nicht mehr gesehen, die Ärztin aber wohl schon. Hätten sie die erste Woche noch dafür gekämpft, schnell aus der Quarantäne herauszukommen, hätten sie sich irgendwann damit abgefunden. "Du hast keine Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen. Das zermürbt", sagt Kümmel. Dabei müsste es ja das Ziel einer Urlaubsregion sein, die Menschen so schnell wie möglich herauszubringen.

    Diesen Eindruck hätten sie aber nicht gehabt. Noch dazu, weil sie nicht die Einzigen gewesen seien, die das durchleben mussten. Auch andere Urlauberinnen und Urlauber seien betroffen gewesen. Sogar welche, die über eine Agentur gebucht hätten. Mit einer solchen Frau habe ihr 60 Jahre alter Mann im Quarantäne-Hotel gesprochen. "Die ist aus allen Wolken gefallen", erzählt Kümmel. Zwei Rückflüge hätten sie stornieren müssen, ehe es nach 13 Tagen mit der dritten gebuchten Maschine zurück nach Deutschland ging. Von der Insel gesehen hätten sie fast nichts gesehen. Kümmel sei die Lust auf Urlaub vergangen. Eigentlich sei geplant gewesen, vom Hotel nahe des Flughafens die Insel mit dem Auto zu erkunden. Bis auf einen Spaziergang in die Innenstadt auf den Domplatz habe sie nichts unternommen. Der einzige Ausflug für ihren Mann war die Fahrt ins 18 Kilometer vom Flughafen entfernte Quarantäne-Hotel.

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