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Maul- und Klauenseuche: Ulmer Fleischindustrie leidet unter den Maßnahmen

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Maul- und Klauenseuche: Ulmer Fleischindustrie leidet unter den Maßnahmen

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    Auch auf die Ulmer Fleisch GmbH wirken sich die Folgen der Maul- und Klauenseuche negativ aus. Viele Produkte werden nicht mehr abgenommen.
    Auch auf die Ulmer Fleisch GmbH wirken sich die Folgen der Maul- und Klauenseuche negativ aus. Viele Produkte werden nicht mehr abgenommen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Als die Maul- und Klauenseuche (MKS) Mitte Januar bei einer Herde von Wasserbüffeln im brandenburgischen Märkisch-Oderland ausbrach, leiteten die Behörden umgehend Schutzmaßnahmen ein und sperrten das betroffene Gebiet großräumig ab. Trotzdem waren und sind die Auswirkungen auf die Fleisch- und Milchindustrie mehr als groß. Von einer Milliarde Euro Verlust spricht der Bayerische Rundfunk. Noch heute, Monate später, sind die Landwirte und Industrie im Raum Ulm und Neu-Ulm betroffen.

    Maul- und Klauenseuche für Menschen ungefährlich

    Die Maul- und Klauenseuche (MKS). Das ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Ist auch nur ein Tier in einem Betrieb betroffen, müsse der gesamte Bestand getötet und unschädlich beseitigt werden, schreibt der Thüringer Bauernverband. Für die Tiere gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten, allerdings ist die Krankheit nur bei den wenigsten Tieren tödlich. Genesene Tiere können das Virus aber für einen langen Zeitraum in sich tragen und weitere Tiere anstecken. Seit 1988 hatte es keinen Fall MKS in Deutschland gegeben.

    Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) für Menschen ungefährlich. Es gäbe keine bekannten Infektionen durch den Verzehr von Fleisch oder Milch. Trotzdem könne die Tierseuche einen extremen wirtschaftlichen Schaden anrichten, schreibt ein Sprecher der Ulmer Fleisch GmbH. Deshalb seien die Maßnahmen entsprechend rigoros. Die World Organisation for Animal Health (WOAH) entzog Deutschland noch am 10. Januar den MKS-Freiheitsstatus. In der Folge stoppte der Export von Schweine- und Rindfleisch in wichtige Drittstaaten wie Großbritannien, China und Südkorea.

    Schlachtnebenprodukte gehen normalerweise nach China, Korea oder Japan

    Die ostasiatischen Staaten sind ein wichtiger Abnehmer von Schlachtnebenprodukten – von der Fleischindustrie „Spezialprodukte“ genannt. Hierbei handelt es sich um Ohren, Schnauzen und Pfoten, aber auch um Sehnen, welche in China gerne für Suppen verwendet werden. Laut der Ulmer Fleisch sind diese Länder auch Abnehmer spezieller Zuschnitte, wofür man extra geschultes Personal habe. Betroffen sei „die gesamte Wertschöpfungskette vom Landwirt bis zum Fleischvermarkter.“

    „Wir sind auf eine gewisse Schlachtkapazität ausgelegt“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Durch die Seuche könne diese nicht mehr voll ausgenutzt werden. „Das hat schon Auswirkungen auf unsere Prozesse und Abläufe und es hat natürlich auch finanzielle Auswirkungen.“ Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sind die Schlachtpreise für Rinder Ende Januar innerhalb weniger Wochen um knapp neun Prozent angestiegen. Mitte 2024 lagen diese sogar noch bei 4,80 Euro statt den jetzt veranschlagten 6,30 Euro. Auch, weil immer mehr Landwirte die Rinderhaltung aufgeben. Die Auswirkungen spüren die Verbraucher. Rindfleisch ist deutlich teurer geworden.

    Der deutsche Markt ist übersättigt

    Durch den Exportstopp nach Ostasien bleiben gleichzeitig mehr Schlachtnebenprodukte übrig. „Man möchte das überschüssige Fleisch nicht wegwerfen, sondern verwerten.“ Das Problem: Der deutsche Markt ist gesättigt. Die überschüssigen Produkte müsse man entweder in einem Tiefkühllager einlagern, was sehr viel Strom kostet, oder günstig auf dem innereuropäischen Markt verkaufen, erklärt die Ulmer Fleisch GmbH. Allerdings habe der MKS-Fall in Brandenburg keine nachhaltigen Folgen auf die Produktion.

    Damit die deutsche Fleisch- und Milchindustrie wieder in Drittländer exportieren kann, bedarf es des MKS-Freiheitsstatus bei der WOAH. Laut Thüringer Bauernverband könne dieser aber frühstens ab dem 11. April wiedererlangt werden. Bis dahin bedarf es noch weiterer Untersuchungen auf und um den Ausbruchsbetrieb im brandenburgischen Märkisch-Oderland.

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