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Langenauer geehrt: Er rettete Baby aus Altglascontainer

#rückblick

Ehrung für Langenauer: Er rettete das Baby aus dem Altglascontainer

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    Ulms Polizeipräsident Bernhard Weber überreicht Andreas Bichert die Urkunde zur Bürgerehrung.
    Ulms Polizeipräsident Bernhard Weber überreicht Andreas Bichert die Urkunde zur Bürgerehrung. Foto: Polizei Ulm

    Der Fall hat die Menschen über die Region hinaus bewegt und Entsetzen ausgelöst: In einem Altglascontainer in Langenau (Alb-Donau-Kreis) ist Mitte Oktober in der Nacht ein Baby entdeckt worden. Mutmaßlich von der eigenen Mutter wurde der Säugling ausgesetzt. Jetzt hat die Ulmer Polizei den Mann geehrt, der dem Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit das Leben rettete.

    In einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Ulm hat sich die Geschichten wie folgt abgespielt: Andreas Bichert befand in jener Nacht auf den 14. Oktober in Langenau zu Fuß auf dem Nachhauseweg. Hierbei kam er an einem Altglascontainer vorbei. Als er daran vorging, meinte er, in der Nähe ein weinendes Baby zu hören. Das aber habe er nicht verifizieren können. So ging er zunächst weiter.

    Baby aus Glascontainer gerettet: Andreas Bichert ließ die Kinderstimme nicht mehr los

    Wenig später kam er zu Hause an. Der Gedanke an die Kinderstimme ließ nicht mehr los und er ging noch mal zu dem Glascontainer. Hier leuchtete er mit seinem Handy in den Container hinein und sah dort den Säugling auf Glasscherben liegen.

    Sofort setzte er einen Notruf ab und barg das Baby aus dem dreiviertel gefüllten Altglascontainer. Anschließend wickelte er das unbekleidete Kind in ein T-Shirt und versuchte es bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durch Körperkontakt warmzuhalten. Der – wie sich später herausstellte – neugeborene kleine Junge wurde offensichtlich kurz vor seinem Auffinden ausgesetzt, war aber zu diesem Zeitpunkt bereits stark unterkühlt.

    In Langenau ausgesetztes Baby kam danach in eine Kinderklinik

    Das Baby wurde von den Rettungskräften anschließend zur ärztlichen Versorgung in eine Kinderklinik gebracht. Laut der Auskunft der behandelnden Ärzte hätte der Neugeborene die Nacht in dem Container aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überlebt.

    Verantwortlich dafür ist nach bisherigem Ermittlungsstand von Polizei und Staatsanwaltschaft die mutmaßliche Mutter des Kindes. Auf die 38-Jährige aus dem nördlichen Alb-Donau-Kreis kamen die Ermittler über die Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Eine dortige Mitarbeiterin habe in der Nacht telefonisch eine Geburt begleitet. Nach der Geburt aber habe kein weiterer Kontakt mehr bestanden.

    Mutmaßliche Mutter des Babys sitzt seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft

    Bei einer Hausdurchsuchung am selbigen 14. Oktober hätten sich sodann Hinweise ergeben, dass es sich bei der tatverdächtigen Frau um die Mutter handeln soll. Dass sie die Mutter ist, soll ein DNA-Abgleich belegen. Ob das Ergebnis hierzu inzwischen vorliegt, ist unklar. Michael Bischofberger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm, konnte auf Nachfrage keine neuen Erkenntnisse in dem Fall mitteilen. Die Frau sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft. Auch ihre Anwältin hielt sich zu neuen Erkenntnissen bislang bedeckt. Das Kind wurde zwischenzeitlich in einer Pflegefamilie untergebracht.

    "Dieser Vorfall bewegt mich sehr und wir sind froh, dass es dem Kind gut geht", teilte Langenaus Bürgermeister Daniel Salemi kurz nach dem Vorfall auf Nachfrage schriftlich mit. Die Stadt mit ihren rund 15.000 Einwohnerinnen und Einwohnern habe nach dem Fund unter Schock gestanden. Doch es habe offenbar auch eine Art der Erleichterung breit gemacht. "Was ich höre und wahrnehme ist, dass die Bürgerinnen und Bürger sehr betroffen sind. Gleichzeitig sind die Menschen dankbar, dass das Kind glücklicherweise gefunden wurde und wohlauf ist", so Salemi weiter.

    Andreas Bichert dürfte die Nacht so schnell nicht vergessen. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde er kürzlich von Ulms Polizeipräsident Bernhard Weber für seine Hilfeleistung geehrt. Er bekam ein kleines Präsent sowie eine Urkunde. Dies sei ein Dank, stellvertretend für all diejenigen, die jeden Tag ihren Mitmenschen selbstlos und helfend zur Seite stehen, heißt es in der Mitteilung. 

    Das ausgesetzte Neugeborene kam erst mal zu einer Bereitschaftspflegefamilie, wie eine Sprecherin des Alb-Donau-Kreises mitteilte. Diese kümmere sich gut um das Kind, bis durch die Ermittlungen und eine familiengerichtliche Klärung feststeht, wie es weitergeht. Aktuell werden im Alb-Donau-Kreis demnach 93 Kinder in Vollzeit- oder Bereitschaftspflege betreut. Insgesamt gibt es der Kreisverwaltung zufolge im Alb-Donau-Kreis 98 Pflegefamilien. Davon stehen 18 Familien für eine Bereitschaftspflege zur Verfügung.

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