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Langenau: Thomas Willmann im Pfleghof: So entstand sein Erfolgsroman

Langenau

Thomas Willmann im Pfleghof: So entstand sein Erfolgsroman

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    Autor Thomas Willmann war zu Gast im Langenauer Pfleghof.
    Autor Thomas Willmann war zu Gast im Langenauer Pfleghof. Foto: Florian L. Arnold

    Im Buchhandel gibt es den Verkaufsterminus "Eintauchen". Heißt: Dies ist ein Buch, in dem man lange und intensiv abtauchen kann aus der Welt. "Ein Jucken des Geistes" nennt das der Münchner Autor Thomas Willmann. Sein Roman "Der Eiserne Marquis" ist ein dickes Werk, das gleich mehrere Kunstwerke in sich birgt und von der Literaturkritik gefeiert wird. Bei seiner Lesung im Langenauer "Pfleghof" zeigte sich der Autor bestens aufgelegt, nahbar, humorvoll, auskunftsfreudig. 

    10 Jahre schrieb er an der Geschichte über Jacob Kainer, Sohn eines Schulmeisters in der tiefsten österreichischen Provinz, der vom Uhrmachergesellen in Wien zum genialen Erfinder wird. Ein Getriebener, ein Besessener, ein Genie und ein Mörder, der dem "eisernen" Marquis in die Abgründe menschlicher Hybris folgt. 

    Eintauchen in das 18. Jahrhundert

    Thomas Willmann schreibt sich und die Leser hinein in einen vollendet formulierten und konstruierten Rausch. Das 920 Seiten starke Buch ist Seite für Seite so intensiv und fesselnd, dass man sich ab Seite 1 inmitten des 18. Jahrhunderts befindet. Eine Zeit der Brüche und Konflikte, als Mittelalter auf den Beginn der Industrialisierung prallte und die Wissenschaft eine Blütezeit erfuhr. Um die hierfür notwendige klingende Sprache zu kreieren, las Willmann viel Literatur aus dieser Zeit: Biographien, Beschreibungen von Städten und Schlachten. Er habe "von allem ein bisschen" in seinen Text übernommen und die Klänge des 18. Jahrhunderts so lange in sich aufgenommen, bis es endlich "ganz natürlich" aus ihm "herausgeschrieben" habe. Willmann schrieb, wie er erzählte, das Buch zwei Mal. Einmal für die Geschichte, das zweite Mal für die Sprache. 

    Der lange Schaffensprozess hat sich gelohnt: 920 Seiten lesen sich als perfekter Genuss, in dem nicht ein Wort zu viel, nicht eine einzige Ungenauigkeit oder Nachlässigkeit zu finden ist. In der Tonlage des 18. Jahrhunderts erschafft Willmann einen Text, der als vollendete Bildkomposition im Lesergedächtnis haften bleibt. Die Lesung in Langenau entfaltete hypnotische Wirkung; nach anderthalb Stunden intensiven Eintauchens in die Welt Jacob Kainers war der Büchertisch leer. Mancher ging heimwärts mit dem festen Vorsatz, sofort mit der Lektüre zu beginnen und in diese faszinierende (Sprach-)Welt einzutauchen.

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