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Landkreis/Weißenhorn: Strahlender Abfall: Demnächst wird gemessen

Landkreis/Weißenhorn

Strahlender Abfall: Demnächst wird gemessen

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    Hier brennt der Müll – aber wie viel Radioaktivität  steckt wirklich im Abfall?
    Hier brennt der Müll – aber wie viel Radioaktivität  steckt wirklich im Abfall? Foto: Alexander Kaya

    Die erste Aufregung um die Verbrennung von Abfällen aus dem Kernkraftwerk in Weißenhorn ist abgeklungen, jetzt wird gemessen. Voraussichtlich Ende des Monats kommt erneut eine Lieferung aus Gundremmingen an, dann lässt der Abfallwirtschaftsbetrieb mehrere Proben nehmen: einerseits im Müllkraftwerk, andererseits an zwei Stellen im Stadtgebiet. Die Ergebnisse landen anschließend auf dem Tisch eines ausgewiesenen Atomkraft-Kritikers.

    Ökoinstitut schreibt Gutachten über Strahlenbelastung

    Wie berichtet, hat der Landkreis für die Untersuchung das renommierte Freiburger Öko-Institut beauftragt. Das misst zwar nicht selber – dafür ist das Zentrale Radionuklidlaboratorium der Fakultät Chemie/Pharmazie der Uni Regensburg zuständig – es bewertet aber die Ergebnisse. Sie bilden die Basis für ein Gutachten, das vier bis sechs Wochen nach der Probenentnahme fertig sein soll. Danach wiederum wird eine sogenannte Handlungsanleitung erarbeitet, wie mit der Entsorgung der freigemessenen, leicht radioaktiven Stoffe weiter verfahren worden soll. Die Projektleitung der Angelegenheit hat Christian Küppers übernommen, beim Öko-Institut zuständig für den Bereich Strahlenschutz. Wie er am Dienstag im Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises sagte, arbeitet er bereits seit 33 Jahren für das Institut und hat dort als entschiedener Gegner der Kernkraft begonnen. Er sei lange ein Kritiker der sogenannten Freigabe-Praxis gewesen. Um die geht es auch im Fall Weißenhorn: In der Müllverbrennung landen Stoffe, die wegen ihrer nur geringen radioaktiven Belastung eine sogenannte Freigabe erhalten haben und nun in den normalen Verwertungskreislauf eingespeist werden dürfen.

    Strahlenbelastung ist vertretbar

    Wie Küppers sagte, sei die frühere Praxis mit der heutigen nicht mehr zu vergleichen. Als Mitglied der deutschen Strahlenschutzkommission war er daran beteiligt, die jetzt gültigen Freigabewege mitzuentwickeln. Von allen Stoffen aus einem AKW, die auf normalem Weg entsorgt werden, darf nur eine maximale jährliche Belastung von zehn Mikrosievert ausgehen. Küppers hält dies für einen vertretbaren Wert: „Es spricht nichts dagegen.“ Es sei zwar besser, das Atomkraftwerk wäre nie gebaut worden, „aber jetzt muss es halt abgerissen werden. Die Freigabe ist da ein sinnvoller Weg.“ Der Wert von zehn

    Für das Gutachten will Küppers genau unter die Lupe nehmen, wie sich der freigemessene Müll mit den herkömmlichen Abfällen vermischt, wie die Reste entsorgt werden, wie sich das Material auf die Umgebung auswirkt und auch wie stark die Beschäftigten in der Müllverbrennung durch den Gundremminger Abfall belastet werden – und wie sich das möglicherweise verringern lässt.

    Wollen wir die Strahlenbelastung in der Anlage?

    Die ganze Angelegenheit ist hochkomplex und lässt sich nicht so leicht verstehen, wie auch die Ausschussmitglieder feststellen mussten, die sich eher in einer Vorlesung über Kernphysik wähnten. Dennoch war etwa Herbert Richter (SPD) froh, dass nun über das Thema umfassend gesprochen werde, aber: „Ich hätte mir das schon vor vier Jahren gewünscht.“ Damals wurde die Entsorgungsvereinbarung mit dem Kreis Günzburg geschlossen. Es stelle sich die grundsätzliche Frage, „ob wir das in der Anlage haben wollen.“

    Noch in diesem Monat will der Landkreis Gespräche mit den Betreibern des AKW Gundremmingen führen, um möglichst genau zu erfahren, wie viel freigemessener Müll durch den Abbruch der Anlage tatsächlich zu erwarten sei. Bisher war von rund 2000 Tonnen die Rede.

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