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Landkreis Neu-Ulm: Wird das Pfuhler Ried von der neuen Bahntrasse verschont?

Landkreis Neu-Ulm

Wird das Pfuhler Ried von der neuen Bahntrasse verschont?

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    Statt quer durch das Pfuhler Ried könnte die neue Bahntrasse neben die B10 gelegt werden.
    Statt quer durch das Pfuhler Ried könnte die neue Bahntrasse neben die B10 gelegt werden. Foto: Alexander Kaya

    Der Widerstand gegen die Trassenplanungen der Deutschen Bahn hat sich immer stärker formiert - und jetzt zeigen diverse Proteste wohl bereits Wirkung. Wie der Gesamtleiter des Neubauprojekts Ulm-Augsburg, Markus Baumann, gestern in Neu-Ulm erklärte, habe man reagiert, um das Pfuhler Ried zu schonen. Allerdings gibt es noch keine Vorentscheidung darüber, wie die Schnellbahnstrecke zwischen

    Viele Vorschläge von Bahntrassenkritikern lassen sich nicht umsetzen

    Im Landkreis Neu-Ulm hatte sich die Kritik an den Streckenüberlegungen vorwiegend an einer Variante entzündet: Die sogenannte orange Trasse sollte von Pfuhl über die B10 quer durch das Ried geführt werden und Steinheim im Norden passieren. Baumann sagte am Mittwoch bei einem Pressetermin in Neu-Ulm, im Rahmen der Vorplanungen höre die Bahn viele Vorschläge, was sich aus Sicht von Kritikern besser machen ließe. Etliches sei nicht umsetzbar, weil es den gesetzlichen Grundlagen widerspreche, manches allerdings schon.

    Dazu gehört auch eine Änderung im Raum Burlafingen. Die orange Trasse werde nun an die B10 heranrücken und parallel dazu bis zum Autobahnanschluss Nersingen verlaufen. Dort würde sie dann abbiegen und unterhalb von Straß und Bibertal zur Autobahn bei Günzburg führen. Baumann spricht von einer "Verbesserung" der Planung, indem der Abschnitt nun umgeleitet worden sei, um das Naturschutzgebiet zu schonen. Sämtliche anderen Trassenüberlegungen blieben davon unberührt. Das hieße dann aber auch, die türkise Variante, die sich bisher zumindest im Gebiet des Landkreises Neu-Ulm mit der orangen deckte, bliebe unberührt - und die führt weiterhin quer durch das Ried.

    Der Fachkräftemangel bremst die Bahn-Planungen aus

    Doch bis die endgültige Entscheidung darüber fällt, wie die Schienen zwischen Neu-Ulm und Augsburg tatsächlich verlaufen sollen, vergeht noch viel Zeit. Die Vorplanungen können erst Ende 2024 abgeschlossen werden, dann steht auch fest, welche Variante sich als die beste herausgestellt hat. Ursprünglich sollte diese Festlegung bereits im Frühjahr 2024 erfolgen. Der Grund für die Verzögerung: Die Bahn tat sich schwer, die Aufträge für die Planungsarbeiten an Fachbüros zu vergeben. In einer ersten Ausschreibungsrunde gingen keine Angebote ein, das klappte erst im zweiten Anlauf und "nach langer Bearbeitungszeit", weshalb das Bahnprojekt nun Verspätung hat. Es gebe derzeit eben nicht genügend Ingenieure, sagte Baumann, der Markt sei übersättigt.

    Bisher hat sich angeblich noch kein Favorit bei der Trassenführung herausgeschält. Nach den Worten von Baumann sei keine der Varianten völlig ohne Probleme. Dazu gehört, dass etwa die vorgegebenen Zeiten nicht eingehalten werden können oder der Untergrund Probleme bereitet oder etwas anderes im Weg steht, beispielsweise Häuser. Und es gibt keine, gegen die sich nicht Protest erhebt. Baumann möchte in diesem Zusammenhang nicht von Widerstand, sondern lieber von "Diskussionskultur" reden. Am Dienstag etwa demonstrierten Trassenkritiker vor dem Günzburger Kreistag.

    Der Nahverkehr in der Region soll profitieren

    Egal, wie die Strecke einmal verläuft, der Nahverkehr soll davon profitieren. Zuständig für die Planungen des Nahverkehrs ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft. Deren Geschäftsführerin Bärbel Fuchs erläuterte am Mittwoch vor Vertretern der Region im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus die aktuellen Überlegungen. Der größte Nutzen des Bahnausbaus liege darin, den Fernverkehr auf eine neue schnelle Trasse zu bringen, weshalb auf der alten Strecke Kapazitäten frei würden, welche dem Nahverkehr zugutekommen. Wenn eines Tages nicht mehr so viele Züge über die bestehenden Schienen rollen müssen, dann führe das auch zu "wesentlichen Verbesserungen der Pünktlichkeit". Bisher bringen verspätete Fernzüge stets den Regionalverkehr durcheinander.

    Sobald die ersten Fernbahnen über die neue Schnelltrasse rollen - noch ist nicht mal klar, wann die Bauarbeiten überhaupt beginnen können - gilt auch auf der alten Strecke ein neuer Takt: Alle 30 Minuten sollen sowohl in die eine wie die andere Richtung Züge zwischen Ulm und Augsburg verkehren. Zudem könnte es vier neue Haltestellen geben, zwei in Augsburg und zwei im Bereich Neu-Ulm. Angedacht sind hier die Bahnhöfe Industrie sowie Burlafingen. Allerdings ist eine endgültige Entscheidung darüber noch nicht gefallen, denn wie Fuchs erläuterte, müsste noch geklärt werden, ob die Kosten im Verhältnis zum Nutzen stehen und ob überhaupt Geld dafür da ist. Und natürlich geht es auch um die Trassenführung. Wenn die fest steht, muss die Stadt Neu-Ulm noch einmal ganz offiziell den Antrag auf die beiden gewünschten Haltestellen anmelden.

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