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Landkreis Neu-Ulm/Ulm: Wird Wohnen über dem Supermarkt in der Region zum Trend?

Landkreis Neu-Ulm/Ulm

Wird Wohnen über dem Supermarkt in der Region zum Trend?

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    Noch in diesem Jahr soll der Neubau an der Ecke Söflinger Straße/Kässbohrerstraße in Ulm fertiggestellt werden. Im Haus werden Wohnungen und ein Netto-Markt untergebracht.
    Noch in diesem Jahr soll der Neubau an der Ecke Söflinger Straße/Kässbohrerstraße in Ulm fertiggestellt werden. Im Haus werden Wohnungen und ein Netto-Markt untergebracht. Foto: Alexander Kaya

    In Ulm soll ein Neubau, der Platz für einen Supermarkt und für 70 Wohnungen bietet, noch in diesem Jahr fertiggestellt werden, die Stadt Illertissen will ein Bauprojekt ausschreiben: Das Gebäude in Jedesheim soll den Dorfladen und sechs Wohnungen aufnehmen. In Witzighausen gibt es bereits ein ähnliches Haus. Sind das Beispiele für einen neuen Trend?

    Im November wurde an der Ecke Söflinger Straße/ Kässbohrerstraße Richtfest gefeiert. Zuvor war dort ein alter Netto-Markt abgerissen worden. Die Discount-Kette bleibt im Neubau Partner der städtischen Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft UWS, die 26,5 Millionen Euro investiert. Die Wohnungen werden vermietet, ein Teil ist Menschen mit geringen finanziellen Mitteln vorbehalten. Das Haus wird ans Fernwärmenetz angeschlossen, die Wohnungen sind barrierefrei.

    Dorfläden in Jedesheim und Witzighausen teilen sich Häuser mit Wohnungen

    So stellt sich das Architekturbüro Jakob den Dorfladen Jedesheim vor.
    So stellt sich das Architekturbüro Jakob den Dorfladen Jedesheim vor. Foto: Büro Jakob (Visualisierung)

    In Jedesheim sind die Pläne eine Nummer kleiner, die Stadt schätzt die Investitionskosten auf 2,6 Millionen Euro. Der Dorfladen brauchte ein neues Gebäude, das jetzige ist zu klein und nicht barrierefrei. Und Wohnraum wird in Illertissen ebenso gebraucht. Das sei keine schlechte Investition in die Zukunft der Stadt, findet Bürgermeister Jürgen Eisen. Daher habe sich der Stadtrat nach mehreren Diskussionen entschieden, das Projekt zu stemmen – die Genossenschaft aus Bürgerinnen und Bürgern hätte es nicht alleine geschafft. Neben einem neuen Laden und zusätzlichen Wohnungen gibt es noch etwas: Die Stadt wünschte sich im Zuge der Dorferneuerung ein passendes Gebäude für den Dorfmittelpunkt von Jedesheim und nicht etwa einen typischen Flachdachbau.

    Ein ähnliches Projekt ist bereits fertig, im Januar 2020 hat der Dorfladen in Witzighausen zum ersten Mal geöffnet. Gebaut wurde das Haus gemeinsam mit drei weiteren durch die Sendener Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), rund 7,4 Millionen Euro hat das gekostet. Neben dem Laden befinden sich insgesamt 32 barrierefreie Wohnungen in den vier Gebäuden. Sind die drei Projekte Teil eines Trends? Wohnen über Lebensmittelgeschäften ist in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder Thema in kommunalen Gremien gewesen.

    Im Gebäude des Dorfladens Witzighausen befinden sich auch Wohnungen.
    Im Gebäude des Dorfladens Witzighausen befinden sich auch Wohnungen. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Die Neu-Ulmer Stadträtinnen und Stadträte hatten sich vergeblich dafür stark gemacht, dass in zusätzlichen Etagen über dem neuen Rewe-Markt in Pfuhl Wohnungen entstehen. Im Marktgemeinderat von Pfaffenhofen wurden Pläne zu einem geplanten neuen Supermarkt in Roth erst kürzlich vorgestellt. Auch hier sind Wohnungen über dem Laden zumindest als Möglichkeit im Gespräch. Doch ein Fachmann sieht im ländlichen Raum insgesamt schlechte Chancen für Projekte dieser Art.

    In den Städten sei der Platz knapp, in kleineren Orten würden zumeist frei stehende Märkte am Ortsrand gebaut. Diese Lage sei für Wohnungen nicht attraktiv. Zudem gebe es Schwierigkeiten mit der Anbindung: Die Supermärkte bräuchten Parkplätze. Für die bei Wohnungen zusätzlich nötigen Stellplätze sei dann aber kein Raum mehr da. Tiefgaragen seien zu teuer. Und zusätzliche Etagen brächten auch zusätzliche Anforderungen bei der Statik. Noch ein Punkt, der sich auf die Wirtschaftlichkeit auswirke. Und zuletzt sei die Lärmbelästigung durch Geschäfte für die Anwohnerinnen und Anwohner darüber problematisch. Denkbar seien Häuser mit Wohneinheiten über einem Geschäft daher allenfalls in größeren Städten oder ganz zentral in der Mitte eines Ortes. An einen Trend in diese Richtung glaubt er nicht.

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