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Landkreis Neu-Ulm/Ulm: So geht eine neue Solaranlage ans Netz – und diese Hürden gibt es

Landkreis Neu-Ulm/Ulm

So geht eine neue Solaranlage ans Netz – und diese Hürden gibt es

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    Eine Solaranlage lohne sich immer, sagt Energieberater Roland Mäckle. Das Dach müsse dafür nicht nach Süden ausgerichtet sein und.
    Eine Solaranlage lohne sich immer, sagt Energieberater Roland Mäckle. Das Dach müsse dafür nicht nach Süden ausgerichtet sein und. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Eigentlich wollen sie allen, die Beratung suchen, innerhalb von anderthalb Wochen einen Termin anbieten. "Aber wir schieben jetzt eine Bugwelle von mehr als einem Monat vor uns her", berichtet Roland Mäckle. Der Leiter der Regionalen Energieagentur Ulm kann sozusagen in Echtzeit beobachten, wie stark das Interesse an Solaranlagen ist: Die Zahl der Nachfragen sei in den vergangenen knapp zwei Jahren aufs Zehnfache gestiegen, sagt er. Mäckle sagt: "Eine PV-Anlage lohnt sich eigentlich immer." Aber er kennt auch die Schwierigkeiten.

    Die Regionale Energieagentur ist Dienstleisterin für den Landkreis Neu-Ulm. Wer Hilfe und Ratschläge sucht, bekommt sie von den Fachleuten dort: ob in den Geschäftsräumen, am Telefon, zu Hause oder in den Rathäusern im Landkreis. "Wir stellen einen enormen Zulauf fest", berichtet Roland Mäckle. Viele Leute wollten angesichts der Weltlage und der Energiepreise von einer Öl- oder Gasheizung auf Photovoltaik umsteigen. "Dann müssen wir zuerst erklären, dass es bei PV eigentlich um Hausstrom geht – und auf welchen Wegen man das am Ende fürs Heizen einsetzen kann."

    Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm: So läuft der Anschluss der PV-Anlage bei SWU

    Die Beratung durch die Energieagentur ist nicht vorgeschrieben - außer, jemand möchte ein Förderprogramm in Anspruch nehmen. Doch derzeit gibt es keines von Bund oder Land. Die einzige Ausnahme bildet ein Topf, den die Stadt Ulm für ihre Bürgerinnen und Bürger bereitstellt. Die Hilfestellung gibt es dennoch, als Service des Landkreises. Einen weiteren Service finden Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Neu-Ulm im Netz: Mit dem Solarrechner kann jede und jeder kostenlos ausrechnen, wie viel Strom eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach vermutlich erwirtschaften würde und wie hoch die Investition voraussichtlich ausfiele (solarkataster-neu-ulm.mysolvation.com).

    Auch die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm beraten Kundinnen und Kunden, die eine PV-Anlage anschließen lassen wollen. Seit dem vergangenen Jahr ist das Antragssystem digitalisiert, das gilt auch für Blockheizkraftwerke und Biogas- sowie Biomasse-Anlagen. Dass sich die Zahl der Anschlüsse von 2020 (550) auf 2021 (1100) verdoppelt hat, liegt aus Sicht der SWU auch am höheren Tempo durch diesen Prozess. SWU-Sprecher Sebastian Koch kennt einen weiteren Grund: "Selbstverständlich ist uns bewusst, dass die Energiewende die Zahl weiterer Photovoltaik-Projekte weiter antreibt." Weil die Nachfrage weiter steige, hätten die Stadtwerke Stellen im Bereich der Antragsbearbeitung ausgeschrieben. Die Bearbeitungszeit schwanke, weil vieles voneinander abhänge. Daher sei es gut, sich möglichst frühzeitig mit einer Anfrage zu melden. Die Anfrage ist der erste Schritt. Die SWU prüfen, ob die gewünschte Anlage netztechnisch umsetzbar ist. Gibt es grünes Licht, folgt der Antrag durch einen beauftragten Elektrobetrieb. Ist der Antrag bearbeitet, kann der Elektrobetrieb die Anlage in Betrieb nehmen. Die Stadtwerke sind dabei und tauschen parallel den Zähler.

    Energieberater: Investition für Solaranlage lohnt sich eigentlich immer

    Die Investition lohne sich eigentlich immer, sagt Mäckle: "Es sind fast alle Dächer geeignet." Man nehme inzwischen nicht mehr nur die Südseiten in den Blick, und auch für begrünte Flachdächer gebe es Möglichkeiten. Dass es derzeit keine Förderprogramme gibt, findet der Energieberater nicht tragisch: "Warum sollte der Staat eine Technologie fördern, die sich sowieso lohnt?" Probleme gibt es zum Beispiel angesichts der Lieferketten: "Mikrochips für die Wechselrichter sind momentan sehr schwer zu bekommen." Bei den Modulen seien die Schwierigkeiten geringer.

    Witali Ruff aus Senden hat sich vor drei Jahren mit einer Montagefirma für Solaranlagen selbständig gemacht. Auch er weiß von den Engpässen - beobachtet aber, dass einige Unternehmen in den vergangenen Jahren die Lager gefüllt haben und weniger unter Schwierigkeiten leiden. Die Nachfrage sei immens gestiegen, berichtet der Chef von Ruffsolar: "Wir sind sechs Tage die Woche auf Dächern."

    Seine Firma arbeitet direkt für Kunden, wird aber auch oft als Subunternehmen beauftragt - Ruff ist kein Elektromeister und muss mit Fachbetrieben kooperieren. "Wir arbeiten gut zusammen", versichert er. Der Sendener will seinen Betrieb, der derzeit aus einem dreiköpfigen Team besteht, vergrößern. "Ich könnte ein Dutzend Leute beschäftigen", erzählt er. Die Nachfrage werde weiter steigen, glaubt Ruff. In der Branche gehe man von einer Zunahme um 20 oder 30 Prozent im kommenden Jahr aus. Wie lang Kundinnen und Kunden derzeit auf einen Termin warten müssen, lasse sich nicht konkret sagen: "Alle Dächer sind unterschiedlich und wir sind sehr aufs Wetter angewiesen, aber die Wartezeit geht nicht über einen Monat hinaus - vorausgesetzt, die Waren sind da."

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