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Landkreis Neu-Ulm: Turbulenter Start in die Badesaison: Wasserretter warnen vor Leichtsinn

Landkreis Neu-Ulm

Turbulenter Start in die Badesaison: Wasserretter warnen vor Leichtsinn

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    Am Ludwigsfelder Badesee kam es am Pfingstwochenende zu Rettungseinsätzen durch die Wasserwacht Neu-Ulm.
    Am Ludwigsfelder Badesee kam es am Pfingstwochenende zu Rettungseinsätzen durch die Wasserwacht Neu-Ulm. Foto: Helmut Graf / Wasserwacht Neu-ulm

    Nach Wochen des Regens und der eher milden Temperaturen nimmt der Sommer in der Region inzwischen Fahrt auf. Vor allem das zurückliegende Pfingstwochenende lockte die Menschen ins Freie, aber auch an die Badeseen in der Region. Es sind Ferien. Eltern verbringen mit ihren Kindern gemeinsam Zeit am kühlen Wasser. Doch das birgt Gefahren. Am See in Ludwigsfeld mussten die Lebensretter der Wasserwacht einen "turbulenten Start" der Wachsaison erleben. Sie warnen nun "deutlichst", sich an die Baderegeln zu halten. 

    Helmut Graf war am vergangenen Samstag als Wachleiter selbst vor Ort. Er koordinierte vom Wachposten am Ludwigsfelder See aus den ersten, größeren Rettungseinsatz in der diesjährigen Baggersee-Badesaison. Am Nachmittag gegen 15 Uhr herrschte dann Aufregung. Ein Vater, vielleicht um die 30 Jahre alt, habe mit seiner sechsjährigen Tochter vom südöstlichen Ufer des Sees in Richtung der Badeinsel schwimmen wollen, berichtet Graf. Der Mann habe das Mädchen, das nicht schwimmen konnte, auf den Rücken genommen und sich auf den Weg gemacht. Dabei aber soll er seine Fähigkeiten im Wasser überschätzt haben. Er drohte zusammen mit seiner Tochter unterzugehen. 

    Wasserwacht beim Ludwigsfelder See im Einsatz: Seniorin erkennt Notlage

    Eine Seniorin am Ufer wurde darauf aufmerksam. Das Mädchen habe gespritzt und um Hilfe gerufen. Zunächst soll die Seniorin erst nicht gewusst haben, ob es nur Spaß oder doch Ernst ist. Doch dann sei ihr klar geworden: Da stimmt was nicht. "Die hat super reagiert", lobt sie Helmut Graf. Geistesgegenwärtig habe sie zwei junge Stand-up-Paddler zur Hilfe gerufen. Zeitgleich habe sie weitere Passanten auf die Notsituation aufmerksam gemacht - und den Notruf abgesetzt. 

    Eine Bootsbesatzung der Wasserwacht befand sich zeitgleich auf dem See zu einer Übungsfahrt. Auch die seien auf die Notlage aufmerksam geworden und den Betroffenen zur Hilfe gekommen. Als der über die Leitstelle alarmierte Rettungsdienst eingetroffen war, seien der Vater und seine Tochter schon wieder am Ufer gewesen. Eine Reanimation sei dank des schnellen Eingreifens nicht notwendig gewesen. "Aber ganz so fit waren sie nicht", sagt Graf. Der Rettungsdienst brachte beide vorsorglich ins Krankenhaus. Bei der medizinischen Erstversorgung habe sich herausgestellt, dass der Vater nach eigenen Angaben unter Alkoholeinfluss stand. 

    Wasserwacht Neu-Ulm warnt: "Die Menschen werden immer leichtsinniger"

    "Die Menschen werden immer leichtsinniger", mahnt Graf an. Viele hätten nicht das notwendige Verständnis für "richtiges Schwimmen". Wenn manche im Wasser paddeln würden wie ein Hund, wären sie der Meinung, das reiche aus, um im See auf eine Badeinsel zu schwimmen. Doch das sei ein Irrglaube. "Das nimmt zu", sagt der Wasserwachtler. Doch eine Lösung für das Problem fällt auch ihm auf Anhieb nicht ein. Oftmals seien es Menschen mit Migrationshintergrund, denen jenes Verständnis fehle. 

    Weil ein junger Mann seine schwimmerischen Fähigkeiten überschätzt habe, kam es am Ludwigsfelder See am Pfingstmontag gleich zu einem nächsten Rettungseinsatz. Vom nördlichen Steg sei der Mann auf dem Weg zur Badeinsel gewesen. Den Rückweg aber schaffte er nicht mehr. Mit dem Motorrettungsboot der Wasserwacht wurde er ans Ufer gebracht und medizinisch untersucht. Er konnte zusammen mit Freunden den Heimweg antreten.

    Wasserwacht Neu-Ulm verweist auf die Baderegeln

    Die Wasserwacht verweist aufgrund der jüngsten Einsätze "deutlichst" an die allgemein gültigen Baderegeln.

    Nichtschwimmer sollen nur in den dafür gekennzeichneten Bereichen ins Wasser gehen und ständig unter Aufsicht stehen.

    Das Schwimmen unter Alkoholeinfluss soll unterlassen werden.

    Wenn eine Notsituation beobachtet wird, soll die europaweit einheitliche Notrufnummer 112 gerufen werden.

    Zwar kein Rettungseinsatz, aber einen Sucheinsatz musste die Wasserwacht zudem am Abend des Pfingstsonntags ebenfalls in Ludwigsfeld abarbeiten. Kurz vor dem Ende der eigentlichen Wachzeit wurde ein sechsjähriges Kind als vermisst gemeldet und anschließend gesucht. Gefunden wurde es später spielend am Spielplatz. Auch hier wird Helmut Graf deutlich: "Eltern müssen auf ihre Kinder aufpassen." Sie dürften sie nicht unbeobachtet springen lassen in der Hoffnung, dass nichts passiert. Sie müssten es immer im Auge behalten. Denn sollte doch einmal ein Kind im Wasser in Not geraten und sogar untergehen, müssten die Einsatzkräfte wissen, wo sie zuerst suchen sollen. Es sei öfters schon vorgekommen, dass Kinder mitten auf dem See mit Schwimmflügeln entdeckt wurden. "Die sind ruckzuck weg", warnt Graf. 

    Die Einsätze der Wasserwacht endeten am Wochenende weitestgehend glimpflich. Doch das ist nicht immer der Fall. Außerhalb der Wachzeiten seien es in 2022 15 "scharfe" Ereignisse für die sogenannte Schnelleinsatzgruppe an den Seen in Pfuhl und Ludwigsfeld gewesen. Zehn bis zwölf weitere "größere Einsätze" seien es währenddessen gewesen. Mitte Juni vergangenen Jahres nahm ein Badeunfall am Pfuhler See ein tragisches Ende. Zusammen mit insgesamt rund 60 Kräften aus Weißenhorn, Senden und Leipheim wurde nach einem 23-Jährigen gesucht, der unterging. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Taucher konnten den jungen Mann zwar finden, wie Graf berichtet. Wenige Tage später aber sei er im Krankenhaus gestorben. 

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