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Landkreis Neu-Ulm: So viel Potenzial hat die Solarenergie in der Region Donau-Iller noch

Landkreis Neu-Ulm

So viel Potenzial hat die Solarenergie in der Region Donau-Iller noch

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    Einer von mehreren Wegen: PV-Anlagen auf Dächern, wie hier auf einem Firmengebäude.
    Einer von mehreren Wegen: PV-Anlagen auf Dächern, wie hier auf einem Firmengebäude. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Bei einem geplanten Neubaugebiet in Pfaffenhofen sind PV-Anlagen auf den Dächern im Gespräch, Vöhringen will Solar-Panels aufs Dach der städtischen Kläranlage bauen und Altenstadt hat die Pläne für eine Freiflächenanlage abgesegnet: An vielen Ecken im Landkreis Neu-Ulm entwickelt sich die Sonnenenergie. Der Regionalverband Donau-Iller sieht die Gegend bereits gut aufgestellt. Doch Vertreter aus der Praxis sagen: Da kann und muss noch mehr gehen.

    Nach Erhebungen des Regionalverbands werden auf knapp 400 Hektar des Gebiets Freiflächenanlagen betrieben, mehr als die Hälfte befindet sich in den Kreisen Unterallgäu und Günzburg. Im Kreis Neu-Ulm ist die Dichte besonders niedrig, was Fachleute unter anderem mit der engen Besiedlung und den vielen Industrieanlagen entlang der Autobahnen begründen. Dort werden andernorts oft PV-Parks gebaut. Der Ausbau in der Region Donau-Iller hat sich beschleunigt. Derzeit stehen knapp 0,2 Prozent der Regionsfläche für die Sonnenenergie zur Verfügung, bei unverändertem Ausbautempo dürfte es bis 2040 ein Prozent sein. Zur Region gehören die Kreise

    Die Vensol-Geschäftsführer Sebastian Ganser (links) und Jürgen Ganz.
    Die Vensol-Geschäftsführer Sebastian Ganser (links) und Jürgen Ganz. Foto: Claudia Bader (Archivfoto)

    Vensol aus Babenhausen berät Kommunen zu Solarparks

    Jürgen Ganz, einer der Geschäftsführer des Babenhauser Projektentwicklers Vensol, verweist auf die deutlich höhere Zahl an Sonnenstunden hier. Dadurch habe man beispielsweise im Unterallgäu schon früh auf Solarenergie gesetzt. Und dadurch sei auch noch mehr möglich als an anderen Orten in Deutschland. Während Vensol neben der Planung von Windparks vor allem auf größere Freiflächen-Anlagen setzt, hat eine Firma aus Leipheim einen anderen Fokus: ESS Kempfle setzt auf kleinere Anlagen, insbesondere auf Dächern. Ulrich Müller ist für die Zusammenarbeit mit Kommunen zuständig. Er erklärt, wie Städte und Gemeinden profitieren können.

    Der Leipheimer Mittelständler arbeitet nach Müllers Angaben mit Orten mit einer Einwohnerzahl von rund 700 bis rund 300.000 Menschen zusammen. Im Kreis Neu-Ulm beispielsweise sei man in Gesprächen mit neun Kommunen. Namen will Müller nicht nennen, denn fix sei noch nichts. ESS Kempfle macht unter anderem zwei konkrete Angebote: Das Unternehmen baut Solaranlagen auf kommunale Dächer, etwa auf einen Kindergarten. Den Strom nutzt der Kindergarten selbst. Wenn über Bedarf produziert wird, kann beispielsweise eine benachbarte Grundschule profitieren. Das Unternehmen baut und betreibt die Anlagen selbst, die Kommune bezieht den Strom zu einem fixen Preis. Der ist mit zwölf Cent pro Kilowattstunde viel niedriger als sonst und Ausgaben für die immer weiter ansteigende CO2-Steuer werden vermieden. Die oftmals klammen Orte sparen das Geld für andere Projekte. Weil die Kommunen nicht selbst investieren, ist für den Auftrag keine EU-weite Ausschreibung nötig. Zudem braucht es keine Beschäftigten, die die Anlagen warten können – das Fachwissen bringt die Leipheimer Firma mit.

    ESS Kempfle aus Leipheim ist auf Solarenergie spezialisiert

    ESS Kempfle, seit rund 15 Jahren auf Solarenergie spezialisiert, bringt sich auch bei Neubauprojekten ein. Dann werden Häuser von vornherein mit PV-Anlagen ausgestattet und ein Wohngebiet bekommt einen zentralen Speicher für die Energie, um sich möglichst autark zu versorgen. Das gelingt nach Müllers Angaben nicht nur bei Einfamilienhäusern, sondern auch bei Gebäuden mit mehreren Wohnungen. Im Kreis Neu-Ulm gebe es ein Beispiel, wo 32 Wohneinheiten zumindest teilweise durch Sonnenstrom versorgt werden.

    Auch die Verantwortlichen bei Vensol sind überzeugt: Kleine, dezentrale Anlagen sind für die Energieversorgung in Deutschland besser als große Kraftwerke. Klein heißt in diesem Fall: Freiflächen-Fotovoltaikanlagen mit einer Größe von sechs bis 24 Hektar. Mit zehn Hektar Solar-Panels können etwa 3000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden. Co-Geschäftsführer Sebastian Ganser berichtet, dass Vensol sich vor allem auf Gebiete entlang der Autobahnen und Schienen, auf Konversionsflächen wie ehemalige Deponien oder Truppenübungsplätze sowie auf Gebiete konzentriert, die für die Landwirtschaft nicht gut geeignet sind. Das Unternehmen berät Kommunen, die aus Gansers Sicht auch von den Freiflächenanlagen deutlich spürbar profitieren.

    Im Landkreis Neu-Ulm gibt es eher wenige PV-Parks

    Freiflächenanlagen und Landwirtschaft lassen sich kombinieren – Schäfer nutzen die PV-Parks gern für ihre Herden.
    Freiflächenanlagen und Landwirtschaft lassen sich kombinieren – Schäfer nutzen die PV-Parks gern für ihre Herden. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Auch hier geht es um finanzielle Vorteile, etwa weil die Gewerbesteuer im Ort bleibt und der Strom günstiger wird. Seit Neuestem dürfen Anlage-Betreiber die Kommunen auch finanziell beteiligen. Ganser glaubt, dass viele davon Gebrauch machen werden, um die Akzeptanz für die Anlagen weiter zu erhöhen. Oft gehe es ohnehin nur um allenfalls ein Prozent der Gemeindefläche, die für die Solaranlagen genutzt werden solle. Man achte genau darauf, welche Plätze dafür geeignet sind. Die jetzt in Baden-Württemberg festgelegten zwei Prozent der Landesfläche, die für erneuerbare Energien bereitgestellt werden müssen, bezeichnen Ganz und Ganser als gute Marke. Um sie zu erreichen, seien Solaranlagen besonders wichtig. Denn die Wasserkraft ist ausgeschöpft und bei der Windkraft sind die Hürden in Bayern hoch.

    Denkbar sind auch andere Ansätze wie schwimmende PV-Anlagen, zum Beispiel auf Baggerseen. Die seien aber teuer, gibt Sebastian Ganser zu bedenken. Attraktiv sei das nur bei speziellen Fördersätzen. Rein aufs Geld schauen solle man sowieso nicht. Der Krieg in der Ukraine zeige deutlich, dass man sich nicht von Energielieferungen durch einen Despoten abhängig machen dürfe. Und dann ist da ja noch das Klima: Der Weltklimarat warnt, das schon heute bis zu 3,6 Milliarden Menschen in einem besonders vom Klimawandel gefährdeten Umfeld leben. Massive Änderungen seien nötig, unter anderem bei der Energie. Änderungen, für die die Voraussetzungen angesichts der Sonneneinstrahlung in der Region hier nicht schlecht sind.

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