Der Sozialpsychiatrische Dienst der Caritas in Neu-Ulm ist da für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Problemen. Dabei sagt der Psychologe und Leiter des Dienstes, Wolfgang Mohr, mit ganz einfach Worten, was das Wesentliche bei der Arbeit mit Menschen ist, die mit einer seelischen Erkrankung in die Heinz-Rühmann-Straße 7 kommen: "Wir können sie nicht wegnehmen, aber wir können die Menschen stützen."
So ist der Sozialpsychiatrische Dienst der Caritas in Neu-Ulm zu erreichen
Und das tut dieser Dienst der Caritas auf vielfache Weise. Zum Beispiel berät er kostenfrei und anonym, begleitet und unterstützt die Hilfesuchenden, berät aber auch deren Angehörige, hilft in Krisensituationen und macht auch, wenn es nötig ist, Hausbesuche. Regelmäßig hält der Sozialpsychiatrische Dienst in seinen Räumen Sprechstunden ab, und zwar von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 10 Uhr, und er ist unter Telefon 0731/73424 erreichbar. Der Dienst in Neu-Ulm hat sieben Mitarbeiter beziehungsweise Mitarbeiterinnen, davon fünf in Vollzeit, dazu ist er in Illertissen, Weißenhorn und Vöhringen vor Ort, wie die für Beratung und Öffentlichkeitsarbeit zuständige Sozialpädagogin Brigitte Wowra berichtet.
Irgendwie seien doch alle Menschen irgendwie durch psychische Probleme betroffen, sagt Mohr, wenn nicht selbst, so als Angehöriger, Freund, Bekannter oder Kollege eines Menschen, dem es seelisch nicht gut geht. "Wir haben Zeit für die Leute", beteuert er. "Diese müssen auch keine Diagnose vorweisen", versichert Brigitte Wowra. "Und jeder ab 18 Jahren kann sich hier beraten lassen. Wir besuchen auch einmal Menschen in der Psychiatrie. Es gibt Kooperationen mit Krankenhäusern. Wir sind eine Anlaufstelle nach dem Aufenthalt eines Menschen in der Klinik. Zu uns zu kommen, ist der optimale Weg."
Gründe für seelische Erschütterungen gibt es mehr als genug
Mohr ergänzt: "Betroffene müssen nicht gleich zum Arzt oder Psychiater gehen. Da gibt es oft eine gewisse Scheu. Wir sind viel niederschwelliger. Natürlich muss man sich bei uns für ein Gespräch einen Termin geben lassen, aber den gibt es schnell, normalerweise innerhalb von zwei Wochen." Es kommen nicht etwa nur ältere Menschen, sondern auch jüngere, zum Beispiel, wenn sie nicht mehr arbeiten können oder ihren Lebenspartner verloren haben. Gründe für seelische Erschütterungen gibt es mehr als genug. "Manche kommen nur einmal her, manche schon seit 20 Jahren", weiß Wolfgang Mohr. "Für den einen oder anderen ist unsere Stelle Familienersatz. Wir helfen beispielsweise auch beim Wiedereinstieg in den Beruf nach der Krankheit."
Natürlich herrsche mitunter auch Unsicherheit. "Es gibt Anrufer, die fragen, ob sie bei uns richtig und ob wir eine gute Anlaufstelle seien", sagt Petra Daumann, erste Ansprechpartnerin aus der Verwaltung und wie Wowra für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Beschäftigt wird sich im Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas aber nicht nur mit Problemen, wie Mohr erzählt. "Wir haben einige Freizeitangebote, es gibt einen Frühstückstreff, wir machen immer ein Sommer- und ein Weihnachtsfest, einen Osterbrunch und feiern Fasching."
Wer sich aber in einer Krise befindet, kann sich seit Januar 2021 auch rund um die Uhr unter Telefon 0800/6553000 an den Krisendienst Schwaben wenden, der in dringenden Fällen zu dem- oder derjenigen zwei Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen schickt, die ihre Hilfe anbieten. Oder es kommt zu sogenannten trialogischen Gesprächen, die die Möglichkeit bieten, Erfahrungen mit dem Umgang mit der Erkrankung, den damit verbundenen Gefühlen und dem Miteinander auszutauschen. Ein Fall, von dem der Dienst berichtet, dreht sich um eine 22-Jährige, die sich aus mehreren Gründen völlig isoliert vorkam, als Corona ausbrach. Sie konnte nicht mehr abschalten, nicht mehr schlafen, wurde auch menschenscheu. Sie suchte Hilfe beim Sozialpsychiatrischen Dienst in Neu-Ulm.
Zwänge, Depression, Angst
Oft ist es wichtig, mit seinen Problemen nicht alleine dazustehen. "Es geht dann ums Teilhaben. Wenn es einer alleine nicht schafft, dann vielleicht in einer Gruppe. Da sind die Menschen nicht einfach ihrem Leid überlassen. Ganz schlimm ist es, wenn Menschen unter Zwängen oder einer tiefen Depression leiden oder Angst haben und nicht wissen, wovor. Bei uns findet man einen geschützten Raum und es gibt gute, offene Gespräche." Wolfgang Mohr hat erlebt, dass man "gemeinsam Ideen generieren oder wiederfinden und das bunte Leben entdecken kann, das es gibt. Die Krankheit bedeutet eine Einschränkung der Lebensqualität." Der Sozialpsychiatrische Dienst in Neu-Ulm, hilft, diese wieder zu verbessern. Wenn einer das will.