Als es an jenem Freitag vor fünf Jahren hieß, wir müssen jetzt alle wegen dieses ominösen Virus drei Wochen zu Hause bleiben, spaltete sich unsere Klasse schnell in zwei Gruppen. In die, die jubelten „Yaay, keine Schule“ und in diejenigen, die damals schon ein mulmiges Gefühl hatten.
Eigentlich hätte an diesem Abend in der Turnhalle unserer Schule der Schulball stattfinden sollen, die Tischreihen wurden dann schon während des Aufbaus wieder abgebaut. Dass wir in dieser Turnhalle die nächsten zwei Jahre weder feiern noch Sport treiben würden, konnten wir uns damals nicht vorstellen.
Am Anfang fühlte es sich an wie lange Ferien
Die ersten Wochen waren entspannt – wie lange Sommerferien fühlte es sich an, nur eben an Ostern. Die Technik funktionierte nicht, wir lernten wenig, verbrachten dafür viel Zeit in der Natur und backten Bananenbrot. „Eigentlich ganz chillig, so eine Pandemie“, waren die ersten Gedanken. Als es dann aber im Schuljahr danach so weiterging, wurde uns langsam klar, dass unsere Oberstufenzeit nicht zu der klassischen, besonderen Zeit vor dem Abitur wird, so wie es uns jahrelang angekündigt und versprochen wurde – sondern eher zu einer Odyssee, einem Hin und Her zwischen Präsenz und Online, testen und impfen.
Wir vermissten die Schule schneller als gedacht
„Wann dürfen wir denn endlich wieder in die Schule gehen?“, hieß es dann doch überraschend schnell. Gemeinsam im Klassenzimmer zu sitzen, Pausen zusammen zu verbringen und täglich die Freunde zu sehen, das lässt sich durch eine Videokonferenz einfach nicht ersetzen. Und durch die Turnhalle auch nicht. Dort saßen wir dann, monatelang, jeder an einem Einzeltisch mit FFP2-Maske und zwei Metern Abstand zum Sitznachbarn. Tuscheln und Abschreiben wurde dadurch unmöglich.

Jeden Morgen verbrachten wir die ersten 15 Minuten damit, uns zu testen. Oft mussten wir lachen, zu absurd war die Situation, wenn sich 20 Jugendliche gleichzeitig ein Stäbchen in die Nase schieben und versuchen nicht zu niesen. Wer positiv war, musste sofort den Raum verlassen.

Das letzte Jahr wurde dann schon wieder etwas normaler, wir durften alle gleichzeitig in der Schule sein und wieder nebeneinander sitzen, trotzdem war es nicht dasselbe. Schulfeste und Ausflüge fehlten. Um Geld für die Abikasse zu sammeln, verkauften wir Bananenbrot in der Aula. Das zu backen hatten wir 2020 schließlich gelernt. Wir machten sogar eine Abifahrt nach Berlin, allerdings durfte nur mit, wer geimpft war. Das spaltete den Jahrgang erneut.
Für drei Corona-Jahre gab es 30 Minuten mehr für die Prüfung
Vor den Abiturprüfungen selbst durfte man endlich wieder aus dem Haus gehen, doch wir isolierten uns alle freiwillig zu Hause, um uns nicht anzustecken. Denn wer Corona hatte, durfte nicht mitschreiben. Für die Prüfung hatten wir jeweils 30 Minuten mehr Zeit, als Ausgleich für die zurückliegenden drei Jahre. Tatsächlich half uns diese halbe Stunde mehr als gedacht, trotzdem war sie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Wir planten eine Abifeier, ohne zu wissen, ob sie stattfinden darf oder nicht. Letztendlich durfte sie, doch dann hatte ich Corona und durfte nicht teilnehmen. So ging ich alleine, zwei Wochen später, in die Schule, ließ mir mein Abiturzeugnis aushändigen und ging wieder heim. Nicht besonders feierlich.
Auch wenn uns vieles verwehrt blieb, war die Oberstufenzeit trotz und durch Corona eine besondere Zeit, wir sind als Gruppe zusammengewachsen, haben gelacht, geweint und uns gemeinsam durchgekämpft.
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