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Landkreis Neu-Ulm: ICE-Trasse Ulm-Augsburg: Landwirte fürchten um ihre Existenz

Landkreis Neu-Ulm

ICE-Trasse Ulm-Augsburg: Landwirte fürchten um ihre Existenz

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    Kreisobmann Andreas Wöhrle vom Bayrischen Bauernverband macht auf den Verbrauch von landwirtschaftlichen Flächen bei großen Bauprojekten aufmerksam.
    Kreisobmann Andreas Wöhrle vom Bayrischen Bauernverband macht auf den Verbrauch von landwirtschaftlichen Flächen bei großen Bauprojekten aufmerksam. Foto: Quirin Hönig

    Im Landkreis Neu-Ulm wird viel gebaut: Neben dem Ausbau der Bundesstraße B10 und der Autobahnen A8 und A7 ist auch eine neue ICE-Trasse von Ulm nach Augsburg geplant. Die Strecke verläuft dabei durch landwirtschaftliche Flächen, wodurch der Lebens- und Arbeitsraum der Bauern eingeschränkt wird. Den gesamten Flächenverbrauch im Landkreis durch all diese Bauprojekte, zusammen mit zusätzlichen Wohn- und Gewerbeflächen und Ausgleichsflächen für den Naturschutz, schätzt der Bayerische Bauernverband auf 400 Hektar. Das wäre in etwa die gleiche Fläche, die 20 Bauernhöfe an Grund benötigen würden.

    "Ist der Flächenverbrauch noch verhältnismäßig?", fragt Andreas Wöhrle, Kreisobmann des Bauernverbandes im Landkreis Neu-Ulm, bei einer Aktion des Bauernverbandes in der Nähe von Steinheim. Zwei landwirtschaftliche Anhänger auf einer Wiese sollen zeigen, wie breit die Schneise ist, in der die neue ICE-Trasse verlaufen soll. Deshalb haben der Bezirksverband Schwaben des Bauernverbandes, Bezirkspräsident Alfred Enderle, Bezirksbäuerin Christiane Ade und alle Schwäbischen Kreisbäuerinnen und Kreisobmänner sowohl bei der Regierung von

    Flächenverbrauch ist nicht nur ein Problem der Landwirte

    Landwirt Walter Herrmann aus Steinheim wäre direkt von dem Bau der Bahnstrecke betroffen, denn die ICE-Trasse würde durch seine Felder führen. "Da wird die komplette Flur durchschnitten", sagt er. Zusätzlich zu dem Flächenverlust müsse er dann weite Umwege in Kauf nehmen, um seine Felder zu erreichen. Er glaube nämlich nicht, dass man nur für ihn mehrere Bahnübergänge einplanen würde.

    Die beiden landwirtschaftlichen Anhänger zeigen wie viel Platz die geplante ICE-Trasse Augsburg-Ulm einnehmen wird.
    Die beiden landwirtschaftlichen Anhänger zeigen wie viel Platz die geplante ICE-Trasse Augsburg-Ulm einnehmen wird. Foto: Quirin Hönig

    Der Verlust von landwirtschaftlichen Flächen sei nicht nur ein reines Problem der Bauern, erläutert Wöhrle. Er sehe auch die regionale Versorgung von Nahrungsmitteln gefährdet. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie schnell die internationalen Versorgungsströme unterbrochen werden können. Gleichzeitig sorge die zunehmende Flächenversiegelung dafür, dass sich die betroffenen Gebiete im Sommer aufheizen würden. Dies trage auch zum Klimawandel bei. Dass manche Landwirte ihre Betriebe derzeit flächenmäßig vergrößerten, liege, laut Wöhrle, nicht daran, dass neue landwirtschaftliche Flächen ausgewiesen werden, sondern daran, dass viele andere ihre Betriebe aufgeben würden.

    Bayrischer Bauernverband ist gegen eine neue ICE-Trasse

    Als Lösung für das Problem des Flächenverbrauchs und der Flächenversiegelung schlägt Wöhrle vor, die Bahnstrecke entlang bereits etablierter Infrastruktur zu führen. Als Beispiel sehe er dafür die A8 in Baden-Württemberg, zu der parallel eine Zugstrecke verläuft. Zusätzliche Mittel gegen Flächenverbrauch seien neue gesetzliche Regelungen. So sollen alte Bauernhöfe umgebaut und anderweitig genutzt werden können, damit nicht weitere Neubaugebiete ausgewiesen werden müssen. Er halte es außerdem für möglich, Gewerbegebiete kompakter und multifunktionaler zu planen. So sollen Supermärkte Tiefgaragen anstelle von Parkplätzen haben, und in den Stockwerken über den Verkaufsflächen sollen Wohnungen geplant werden.

    Für den Kreisgeschäftsführer des Bauernverbandes Matthias Letzing sind Ausgleichsflächen eine Art moderner Ablasshandel. Anstatt klima- und umweltfreundlich zu planen, verweise man auf die Ausgleichsflächen. Für ihn ist klar: Keiner der vorgeschlagenen Trassenverläufe könne favorisiert werden, denn jeder führt zu einem hohen Flächenverbrauch. Der Standpunkt des Verbandes sei, dass anstatt einer neuen Trasse die bereits bestehende Bahnlinie erweitert wird.

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