Künftig wird Eva Treu als Landrätin im Kreis den Takt angeben, Dirigieren ist allerdings nicht so ihr Ding, zumindest wenn es um Musik geht. Am späten Sonntagabend marschierte die Stadtkapelle Neu-Ulm im Landgasthaus Hirsch in Finningen auf, um der Wahlsiegerin zu gratulieren. Und natürlich wurde ihr die Ehre zuteil, den Taktstock in die Hand zu nehmen und damit den "Bozener Bergsteigermarsch" zu leiten. "Ich fühl' mich in den Reihen der Musiker wohler, als da vorn zu stehen. Das ist doch eher anstrengend", sagte sie am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Aber künftig wird sie als Landrätin ständig "vorn" stehen müssen. Am Montagvormittag nach dem Wahlerfolg bekam sie gleich einen Vorgeschmack, denn im Landratsamt nahm sie an einer Gesprächsrunde teil, in der es um die Nachfolge des scheidenden Direktors der Kreisspitalstiftung geht. Harter Stoff zum Einstieg.
Am Mittwoch beginnt für Eva Treu offiziell die Arbeit
Dabei beginnt sie ihre Arbeit als Landrätin offiziell erst am Mittwoch. Am Dienstag tagt erst noch der Wahlausschuss, um das Ergebnis der Stichwahl vom Sonntag offiziell festzustellen. Die CSU-Frau Eva Treu hatte sich dabei mit 67,1 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen ihren Konkurrenten Joachim Eisenkolb von den Freien Wählern durchgesetzt, der nur auf 32,9 Prozent kam.
Der Nersinger Bürgermeister Erich Winkler, der seit rund drei Monaten übergangsweise den Chefsessel im Landratsamt besetzt, hatte Eva Treu "etwas außerplanmäßig" gleich in diese komplizierte Krankenhaus-Materie "eingebunden", wie er sagt. Ende Februar legt Stiftungsdirektor Marc Engelhard aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder, doch ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Das werde keine "schnelle Lösung", befürchtet Winkler, "es ist auch noch nichts in Aussicht." In der Landratsamtsrunde wurde erst einmal besprochen, wie es weitergeht.
Welchen Dienstwagen soll Eva Treu bekommen?
Da war es noch keine zwölf Stunden her, dass Eva Treu im Finninger Hirsch für ihren Wahlsieg bejubelt und beklatscht wurde. Für sie sei das kein Problem, wie sie versichert, denn jetzt könne sie endlich anpacken. Dass sie bei dieser Gelegenheit von ihren künftigen Mitarbeiterinnen gleich gefragt wurde, wie sie ihr Landrätinnenbüro einrichten wolle und welchen Dienstwagen sie möchte – beim alten läuft der Leasingvertrag aus –, mochte sie erst mal noch nicht beantworten. Das habe noch Zeit.
Priorität genießt für sie etwas anders: Sie will schleunigst das nach dem Fahrplanwechsel im Dezember entstandene Chaos in Schulbusverkehr auflösen, das viele Eltern auf die Palme gebracht hat. Dazu wurde bereits ein externer Berater eingeschaltet. Eva Treu erwartet bis Donnerstag Ergebnisse. Mit dem zuständigen Fachbereich im Landratsamt werde sie dann die entsprechenden Schritte besprechen. Danach möchte sie den Ärger mit der Gemeinde Bellenberg aus der Welt schaffen. Wie berichtet, war eine Gruppe von 17 Flüchtlingen, die zuvor in Pfuhl untergebracht worden war, in ein Privathaus in einem
Die neue Landrätin muss gleich mal Geld einsparen
Ein besonders dicker Brocken erwartet sie nächste Woche: Bei einer Klausurtagung des Kreistages soll der Rotstift angesetzt werden. Angesichts der klammen Kasse muss der Landkreis über Einsparmöglichkeiten nachdenken. Die Verwaltung werde dazu entsprechende Vorschläge unterbreiten. Und dann steht schon die erste Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Krankenhauswesen an. Mit Blick auf die nötige Einarbeitung sagt Eva Treu: "Das wird ein arbeitsintensives Wochenende. Doch jetzt kann ich endlich mit dem Schaffen anfangen, darauf freue ich mich wirklich." Am 15. März wird es dann noch mal feierlich: Im Kreistag steht Eva Treus offizielle Vereidigung an.
Bis dahin ist Landratsstatthalter Erich Winkler längst wieder ganz normaler Kreisrat. Am Dienstag sitzt er zum letzten Mal im Chefzimmer der Kupferburg, dann übergibt er das Zepter an Eva Treu. Er macht keinen Hehl daraus, dass er froh ist, dann nur noch Bürgermeister zu sein. "Das waren jetzt drei harte Monate", räumt er unumwunden ein. Er spricht von einer immensen Belastung, denn solch ein Amt bekleide man nicht einfach nebenher. Das sei etwas ganz anderes als die übliche Urlaubsvertretung, die er als Landratsvize sonst zu übernehmen hat. Als Thorsten Freudenberger in den Landtag gewählt wurde und Winkler übergangsweise in die Bresche sprang, da habe er "ein bisserl unterschätzt", was da auf ihn zukam.
Nun könne er getrost wieder in die zweite Reihe zurücktreten. Er stehe aber, wenn er gebraucht werde, für Ratschläge und Unterstützung zur Verfügung, versicherte Winkler. Seiner Erfahrung nach dauert es eine gewisse Zeit, bis sich jemand in das Amt vollständig eingearbeitet hat: "Diese Zeit sollte man Eva Treu auch geben. Das wäre mehr als fair. Ich glaube, dass sie eine gute Landrätin wird."