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Landkreis Neu-Ulm: Flüchtlinge werden die Woche erwartet: Warum wieder eine Halle in Pfuhl?

Landkreis Neu-Ulm

Flüchtlinge werden die Woche erwartet: Warum wieder eine Halle in Pfuhl?

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    Die "alte" Halle am Schulzentrum Pfuhl wird erneut zur Unterbringung von Flüchtlingen hergenommen. Das wirft bei betroffenen Schulen und Vereinen Fragen auf.
    Die "alte" Halle am Schulzentrum Pfuhl wird erneut zur Unterbringung von Flüchtlingen hergenommen. Das wirft bei betroffenen Schulen und Vereinen Fragen auf. Foto: Kaya (Archivbild)

    Vergangene Woche hat das Neu-Ulmer Landratsamt mitgeteilt, dass in der "alten" Turnhalle am Pfuhler Schulzentrum wieder Geflüchtete untergebracht werden. Hergerichtet ist die Halle schon, im Laufe dieser Woche werden erste Flüchtlinge erwartet. Nach 2015/16 und zu Beginn des Ukraine-Krieges im vergangenen Jahr dient eine der beiden Hallen dort nun zum dritten Mal als Notunterkunft. Betroffene Vereine und Schulen reagieren darüber zum Teil verwundert. Mancher bemängelt die fehlende Solidarität des restlichen Landkreises. Was sagt die Kreisverwaltung dazu? 

    Die Handballer des FC Burlafingen verfügen nach eigenen Angaben über mehr als 300 Spielerinnen und Spieler, davon 250 Kinder und Jugendliche. 19 Teams sind im Spielbetrieb gemeldet. Vor allem bei den Mädchen gehören sie zu den Besten in ganz Bayern. Dass nun wieder einmal quasi von heute auf morgen eine der beiden Hallen für eine bislang unbekannte Dauer wegfällt, hat für sie "erhebliche Einschränkungen" zur Folge, sagt Dominic Held, der stellvertretende Handball-Abteilungsleiter und zugleich Trainer der weiblichen B-Juniorinnen. Er betont, dass es ihm nicht um die Flüchtlinge geht, sondern um deren gerechte Verteilung und die Auswirkungen, die sie nun zum wiederholten Male vor "enorme Probleme" stellt. 

    Alternativen gibt es nicht wirklich: Flüchtlingsunterbringung in Pfuhler Turnhalle stellt Vereine vor Probleme

    Alternativen gebe es nicht wirklich. Die Hartplätze hinter den Hallen seien für den Handballsport nicht geeignet. Andere Hallen seien ja quasi so schon überlastet. Die Leidtragenden seien am Ende die Kinder und Jugendlichen sowie das Ehrenamt. Die Corona-Lockdowns hätten gezeigt, welche Folgen Bewegungslosigkeit hat. Darüber hinaus würden Sportvereine einen großen Beitrag zur Integration Geflüchteter leisten, so Held. 

    Jürgen Mohn, Vorsitzender des TSV Pfuhl, berichtet ebenfalls von "erheblichen Einschränkungen". Betroffen seien die Abteilungen Volleyball, Fußball, Badminton und Leichtathletik. Bei einer "harmonisch" verlaufenen Sitzung sei vereinsintern ein Notfallplan erstellt worden. "Man hilft sich gegenseitig", sagt Mohn. Der eine fange früher an, der andere höre später auf, wieder andere weichen ganz aus. Andere Hallen als Alternative seien noch in der Abklärung. In der Seehalle sei nichts machbar, dort seien die meisten Ballsportarten nicht zugelassen. Heimspiele der Volleyballer sollen in der Gries-Halle beim Neu-Ulmer Schwimmbad stattfinden. Fragen werfe die erneute Entscheidung für Pfuhl natürlich auf. Mohn aber ist davon überzeugt, dass den Behördenvertretern die daraus resultierenden Einschränkungen bewusst sind. 

    "Fragwürdig": Turnhalle am Schulzentrum Pfuhl zum dritten Mal von Flüchtlingsunterbringung betroffen

    Als "fragwürdig" kommentiert Stefan Vielweib, der Leiter der Inge-Aicher-Scholl-Realschule, die Entscheidung. Auch seine Schulgemeinschaft müsse sich nun Alternativen für den Sportunterricht überlegen. Wenn die Wetterbedingungen es hergeben, könne der nach draußen verlagert werden. "Wir haben sehr findige Sportlehrer", so Vielweib. Man wolle sich innerhalb des Schulzentrums absprechen. Denkbar sei auch das Turnzentrum. Doch auch da seien die Kapazitäten "sehr, sehr knapp". 

    Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium muss ebenfalls "umstrukturieren", sagt Rektorin Sabine von Appen. Im Zweifel finde der Sportunterricht in anderer Form statt. Nicht möglich sei das bei Schülerinnen und Schülern, die in

    Seitens der Schulleitung der Karl-Salzmann-Mittelschule heißt es, die Nachricht zur Belegung sei in Ferien ohne Vorwarnung oder irgendeinen Dialog gekommen. Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. Man sei mit den Behörden und den anderen Schulen in Kontakt. Eine speziell eingerichtete Sport-Prüfungsvorbereitung sei jetzt nicht möglich. 

    Flüchtlingsunterbringung in ganz Bayern "extrem angespannt": Betreuung im Kreis Neu-Ulm "kaum mehr möglich"

    "Uns ist bewusst, dass dies Einschränkungen für alle Betroffenen bedeutet, was wir bedauern. Mit Blick auf die akute Situation sind dies jedoch wie beschrieben leider notwendige Maßnahmen", teilt eine Sprecherin des Neu-Ulmer Landratsamtes am Dienstag auf Anfrage mit. Dass erneut Hallen in Pfuhl ausgewählt wurden, wird damit begründet, dass die sich im Gegensatz zu anderen Hallen bereits bewährt haben und recht zügig vorbereitet werden können. Zudem handelt es sich um ein kreiseigenes Objekt. Auch soll so eigenes Personal entlastet werden. Weit über 100 Unterkünfte müssten inzwischen betreut werden. "Eine logistische Herausforderung und kaum mehr möglich", heißt es. Umso schwieriger wäre es, kam es zu einem Brand. Der Schaden wurde damals auf 5000 Euro beziffert. 

    Die Halle der Berufsschule Neu-Ulm wird derzeit ebenfalls vorbereitet. Hält der Zustrom an Flüchtlingen an, werden möglicherweise weitere Hallen belegt. Die Kriterien hierfür: schnelle Verfügbarkeit, Größe und vorhandene Infrastruktur. Die Regierung von Schwaben habe dazu aufgefordert, eine weitere im Notfall innerhalb von 72 Stunden nutzbare Unterkunft für knapp 200 Personen als "Winter-Notfallreserve" vorzuhalten. Die Planungen laufen ebenfalls, heißt es.

    Die Lage der Flüchtlingsunterbringung sei in ganz Bayern "extrem angespannt". Nach Angaben der Kreisverwaltung nähern sich die Kapazitäten mit rund 97 Prozent der Vollauslastung. Dem Kreis Neu-Ulm werden aktuell pro Woche 30 Personen zugewiesen, knapp 2000 Menschen seien im Moment hier untergebracht. Man sei ständig auf der Suche nach neuen Objekten. Die Halle in Nersingen dient weiterhin als Erstaufnahme für Geflüchtete aus der Ukraine. Sie sei zwar aktuell nicht komplett belegt, Plätze sollen hier aber vorgehalten werden, weil wöchentlich Menschen aus der Ukraine ankommen. Vor Weihnachten werde zudem mit zunehmenden Zahlen gerechnet. Die anderen Hallen in Pfuhl und Neu-Ulm sollen mit Menschen verschiedener Nationalitäten belegt werden. Wer genau dem Landkreis zugewiesen wird, lasse sich im Vorfeld nicht sagen. 

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