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Landkreis Neu-Ulm: Flächenfraß: Das Grün ist weiter auf dem Rückzug

Landkreis Neu-Ulm

Flächenfraß: Das Grün ist weiter auf dem Rückzug

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    Im Landkreis werden immer mehr Flächen zugebaut.
    Im Landkreis werden immer mehr Flächen zugebaut. Foto: Alexander Kaya

    Anderswo ziehen die Menschen weg, im Landkreis Nu-Ulm ist es umgekehrt – er wächst und gedeiht. Das jedoch bleibt nicht ohne Folgen für die Landschaft, denn der Flächenfraß setzt sich fort. Schon jetzt ist das Gebiet zwischen Donau, Iller und Osterbach eines der am dichtest besiedelten in Bayern. Der Trend wird sich fortsetzen, wie sich in der jüngsten Statistik zur Flächennutzung der Jahre 2015 bis 2017 zeigte. Sie wurde jetzt im Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises präsentiert. Es müsse eben eine Art Spagat geschafft werden, wie Landrat Thorsten Freudenberger erklärte. Es gelte, „unseren Lebenswandel mit den natürlichen Ressourcen in Einklang zu bringen“. Allerdings sei es sehr schwierig für den Kreis, die Flächennutzung massiv zu beeinflussen. Wenn es ums Bauen geht, haben die Kommunen das Sagen – und „die wollen wir nicht bevormunden“.

    Der Flächenfraß vernichtet jährlich 61 Fußballfelder

    Auf den ersten Blick wirkt der Landkreis recht grün, denn mehr als drei Viertel seiner Fläche sind von Vegetation bedeckt. Allerdings geht sie seit Jahren zurück. Zwischen 2015 und 2017 sind 131,5 Hektar Grün verschwunden. Sie fielen vor allem neuen Siedlungs- und Verkehrsflächen zum Opfer. Die haben sich im gleichen Zeitraum um 128 Hektar vergrößert. Im Schnitt gehen jedes Jahr 43,8 Hektar verloren, was ungefähr der Fläche von 61 Fußballfeldern entspricht.

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    Warum das so ist, zeigt ein Blick in die Bevölkerungsstatistik der vergangenen drei Jahre. In dieser Zeit nahm die Zahl der Bewohner im Kreis um rund 2,8 Prozent zu, das entspricht einem Plus von etwa 2700 Menschen. Innerhalb von Schwaben wächst nur der Landkreis Augsburg stärker als Neu-Ulm. Den größten Zuwachs verbuchten hier die Städte Neu-Ulm, Illertissen und Vöhringen. Einen recht geringen Anteil am Flächenverbrauch haben übrigens Straßen und Wege, denn die entsprechende Infrastruktur gilt bereits als stark ausgebaut. Die Versiegelung geht übrigens vor allem zulasten der Landwirtschaft, deren Flächen im Jahresdurchschnitt um 39 Hektar schrumpfen. Dafür haben die Waldflächen wieder leicht zugenommen.

    Beim B10-Bau wurde zu viel Fläche verbraucht

    Im Vergleich zum bayerischen und schwäbischen Durchschnitt wird im Landkreis Neu-Ulm rein statistisch pro Neu-Bürger deutlich weniger Boden zugepflastert. Das ist jedoch nichts, worauf man sich etwas einbilden müsse, findet Jürgen Bischof von den Freien Wählern, denn: „Bei uns ist eben bereits sehr viel für Siedlungsflächen verbraucht worden.“ Franz Schmid (Grüne) mahnte: „Wir müssen auf jeden Fall besser werden.“ Bei der Planung der B10 durch das Pfuhler Ried hätte sich die Möglichkeit ergeben. „Das hätten wir mit viel weniger Verbrauch haben können“, kritisierte er. Richard Ambs (CSU) möchte bei Nachverdichtungen im Dorf ansetzen, denn da gebe es viele Leerstände. Das meinte auch sein Fraktionskollege Franz Josef Niebling. Solche leer stehenden Liegenschafte sollten stärker zur Bebauung genutzt werden. Nach den Worten von Kreisbaumeister Rudolf Hartberger ist Nachverdichtung im eng besiedelten Illertal kein Problem, doch im Rothtal müssten die Gemeinden stärker in die Pflicht genommen werden, damit dort weniger große Flächen für Einfamilienhäuser ausgewiesen werden. Das Thema ist allerdings heikel, wie der Landrat anmerkte: „Ich werbe da für Sensibilität.“ Die Kommunen wollten keine guten Ratschläge von oben, sondern ihre Sache selber regeln. Der Flächenverbrauch müsse eben immer mal wieder Thema bei Dienstbesprechungen der Bürgermeister sein.

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