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Landkreis Neu-Ulm: Firmen aus der Region ächzen unter steigenden Energie- und Spritpreisen

Landkreis Neu-Ulm

Firmen aus der Region ächzen unter steigenden Energie- und Spritpreisen

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    Lange Zeit befürchtet, nun Realität: Die Diesel- und Benzinpreise liegen seit Tagen konstant über zwei Euro pro Liter.
    Lange Zeit befürchtet, nun Realität: Die Diesel- und Benzinpreise liegen seit Tagen konstant über zwei Euro pro Liter. Foto: Alexander Kaya

    Der erste Blick am Morgen geht in Richtung Ukraine – und auf die Börse. Christina Lausmann von Brennstoffe Lausmann aus Weißenhorn erlebt mit ihrem Unternehmen kritische Zeiten. "Im Moment steigen die Preise für Heizöl extrem", sagt sie. Der Familienbetrieb liefert Wärme in Form von Heizöl an Haushalte in der Region. Ein Geschäft, das schon seit mehreren Jahren schwieriger geworden sei, so Lausmann. Denn zunehmend setzten Verbraucherinnen und Verbraucher auf Fernwärme, sofern sie in der Stadt leben, und auf Biogasversorgung in ländlicheren Strukturen. Der Krieg in der

    Laut dem Vergleichsportal HeizOel24 ist der Heizölpreis pro 100 Liter von rund 80 Euro Anfang Dezember auf zuletzt über 200 Euro gestiegen. Auch wenn die Tendenz in den letzten Tagen rückläufig war: Für Verbraucherinnen und Verbraucher schlägt sich diese Entwicklung unweigerlich in höhere Preisen nieder. Was dies konkret für Einzelschicksale bedeutet, erlebt Lausmann in den vergangenen Wochen immer wieder: "Es ist kein gutes Gefühl, wenn ich eine Oma am Apparat habe, und sie mir sagt, dass sie die Heizölpreise nicht mehr zahlen kann. Das tut weh." Wie es weitergehe, sei wirklich schwer zu prognostizieren, so Lausmann. Zuletzt habe es aber sogar einige Tage gegeben, an denen es für sie schwierig gewesen sei, überhaupt an Ware zu kommen.

    Nersingen-City-Car: Rasant steigende Benzinpreise lässt Sorgen wachsen

    Ortswechsel zu Michael Hegele nach Pfaffenhofen. Er betreibt den Taxi- und Kurierdienst Nersingen-City-Car. Und auch er kämpft mit steigenden Preisen. Zuletzt haben die Benzinpreise pro Liter die 2-Euro-Schallgrenze durchbrochen. Was macht das mit einem Unternehmen, das sein Geld maßgeblich durch Personenbeförderung verdient? "Natürlich mache ich mir Sorgen", sagt Hegele. "Der Kostenfaktor geht gewaltig nach oben. Das geht alles von dem Geld weg, das die Firma erwirtschaftet." Pro Tankfüllung habe er zuletzt 15 bis 20 Euro mehr zahlen müssen als noch wenige Wochen zuvor. "Da stelle ich mir natürlich mehrere Fragen: Wo fahre ich überhaupt noch hin? Welches Auto nehme ich für die Strecke? Und wo kann ich hier oder da einen Liter einsparen?"

    Zudem habe er auf die Einnahmen nur bedingt einen Einfluss. Denn die Taxi-Tarife lege das Landratsamt fest. Es habe zwar zuletzt zwar leichte Erhöhungen gegeben, aber die stünden in keinem Verhältnis zu den steigenden Spritpreisen. "Wenn die Preise permanent steil nach oben gehen, muss ich mir irgendwann überlegen, wie lange es noch Spaß macht", resümiert Hegele.

    Honold Logistik Neu-Ulm: Die Strompreise sind "unkalkulierbar" geworden

    Die steigenden Benzinpreise sind für die Honold Logistik Gruppe aus Neu-Ulm das geringere Problem. "In Summe sind wir nicht diesel- oder autolastig", sagt Matthias steigenden Gas- und Strompreise, "das ist mittlerweile unkalkulierbar geworden." Das Unternehmen habe schließlich riesige Lagerhallen zu heizen und zu beleuchten. Auch wenn er nicht vom Schlimmsten ausgehen möchte – die Einstellung russischer Gasimporte –, hat Honold sicherheitshalber sogar schon eine Taskforce eingerichtet. Die Aufgabe derselben: "Wie retten wir uns in den nächsten Winter hinein, sollte kein Gas mehr geliefert werden?"

    Bei Honold hat man bereits eine Taskforce eingerichtet.
    Bei Honold hat man bereits eine Taskforce eingerichtet. Foto: Honold Logistik Gruppe

    Existenzängste habe er trotzdem nicht, versichert Honold: "Es gibt keine Abschwächung momentan, die Nachfrage steigt sogar." Zudem sei das Unternehmen sowieso stärker im Luftfahrt- und Hightech-Bereich vertreten. "Daher könnten wir sogar von den 100 zusätzlichen Milliarden für die Bundeswehr profitieren."

    Erst Corona, dann Ukraine-Krieg: Busunternehmen aus Ulm doppelt getroffen

    Für das Ulmer Omnibusreiseunternehmen Baumeister-Knese scheint die negative Endlosschleife hingegen kein Ende zu nehmen. "Wir sind bereits durch Corona in den letzten zwei Jahren gebeutelt gewesen", sagt Peter Kessler. Und jetzt kommt noch der Krieg in der Ukraine hinzu, der die Spritpreise rasant in ungeahnte Höhen schnellen lässt. "Das ist existenzgefährdend."

    Für Montag hat die Geschäftsleitung deshalb eine Krisensitzung anberaumt. "Wie gehen wir damit um und wie können wir das auf die Kunden umlegen?", benennt Kessler die zentralen Fragen der internen Zusammenkunft. "Letztlich müssen wir da in einigen Bereichen nachverhandeln." Überdies müsse mit den Stadtwerken Ulm noch mal gesprochen werden, denn Baumeister-Knese bediene auch den Linienverkehr in der Stadt. "Das alles ist belastend, vor allem befinden wir uns durch Corona nach wie vor in der Kurzarbeit", beschreibt Kessler seinen Gefühlszustand.

    Fernwärme Weißenhorn ist gefragter als je zuvor

    "Den Krieg in der Ukraine hätte es wirklich nicht gebraucht", schickt Markus Hertel voraus. "Dieses entsetzliche Leid." Sein Unternehmen, Fernwärme Weißenhorn, sei bereits vor der Eskalation in Osteuropa von Anfragen überhäuft worden. Im vergangenen Jahr seien 80 Haushaltsanschlüsse geplant gewesen, letztlich waren es 127. "Aber natürlich hat die Zuspitzung der Situation im November und Dezember dazu beigetragen, dass noch mehr Interessenten auf uns zukommen."

    Denn die Vorteile von Fernwärme lägen klar auf der Hand, so Hertel. Ein Punkt: die weitgehende Unabhängigkeit von Importen. "Sie haben Versorgungssicherheit, die Wärme wird vor Ort erzeugt." Außerdem gebe es ein stabiles Preisniveau. Von Lieferengpässe sei die Firma bisher auch nicht betroffen, man habe rechtzeitig bestellt. Einziges Problem: Das Fachpersonal, vor allem Installateure, "ist bereits sehr ausgelastet". Hertel zeigt sich dennoch optimistisch: "Noch lässt sich das wirklich gut händeln."

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