Normalerweise bringen sie ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule, erzählen zwei Väter am Mittwochmorgen am Pfuhler Schulzentrum. Einer kam aus Nersingen, der andere aus Oberelchingen. Doch weil der Bus nicht kam, sprangen sie schnell als "Elterntaxi" ein. Wenige Augenblicke später trifft der Bus aus Elchingen ein. Viel Zeit zum Quatschen hat der Busfahrer nicht – er müsse noch Schulkinder aus Thalfingen holen. Die Auswirkungen der glatten Straßen hielten sich in Grenzen, meint er. Weil aber andere Verkehrsteilnehmer teils schleichend unterwegs sind, dauere alles etwas länger. Zudem sei ein Kollege, der in Krumbach wohnt, aufgrund der Witterung nicht aus dem Ort herausgekommen.
Der Deutsche Wetterdienst hatte am Dienstag vor einer "Gefahr für Leib und Leben" gewarnt, . Während in manchen Teilen Bayerns Schulen geschlossen blieben, war seitens der hiesigen Behörde auf eine grundsätzliche Anordnung zum Schulausfall verzichtet worden. Jede Schule konnte nach eigenem Ermessen entscheiden, ob Unterricht in Präsenz oder digital von zu Hause stattfindet. Schülerinnen und Schüler am Pfuhler Schulzentrum scheint die Unwetterwarnung nicht sonderlich beeindruckt zu haben. Die Fahrradparkplätze waren am Morgen gut gefüllt, die Radwege zumindest entlang der Hauptrouten aber auch gut passierbar.
Distanzunterricht an Schulen in Vöhringen und Nersingen wegen Unwetterwarnung
Am Illertal-Gymnasium in Vöhringen wurde auf Distanzunterricht entschieden. Genauso wie an der Anton-Miller-Grund- und Mittelschule in Nersingen-Straß sowie der Grundschule in Nersingen. Als Grund dafür gibt Schulamtsdirektorin Silvia Wawra die vielen sogenannten "Fahrschüler" dort an. Sprich, die Kinder seien auf Busse angewiesen, um an die Schule zu kommen. Jene Entscheidung sei bereits am Dienstagabend getroffen worden in Absprache mit der Schulleitung sowie der Kommune. Darüber hinaus seien ihr keine besonderen Vorkommnisse bekannt. Wawra hofft, dass nach Unterrichtsende alle Kinder "wieder gesund und munter nach Hause kommen".
Im Kolleg der Schulbrüder in Illertissen fand Präsenzunterricht statt. Franz Kögel, dort Schulleiter, sagte am Vormittag, das Glatteis habe den Schulalltag "nur bedingt beeinflusst" – "deutlich weniger als erwartet". Buslinien aus dem württembergischen Raum seien ausgefallen. Dort habe das zuständige Unternehmen erst um 9 Uhr den Busverkehr wieder aufgenommen. "Wenn die nicht ausgefallen wären, hätten wir nicht großartig viel mitbekommen", so Kögel. "Ganz, ganz wenige" Eltern hätten ihre Kinder aufgrund der womöglich unsicheren Verkehrslage entschuldigt.
Schulleiterin der Realschule Weißenhorn: "Lieber einmal mehr gewarnt als gar nicht"
An der städtischen Realschule in Weißenhorn wurden nach Angaben von Schulleiterin Christa Megow neun von insgesamt rund 680 Kindern von ihren Eltern aufgrund der Unwetterwarnung vom Unterricht abgemeldet. Eine von insgesamt etwa 50 Lehrkräften habe nicht kommen können, sie hätte eine weitere Anfahrt gehabt. Aufgrund der Vorwarnungen habe sich Megow gut auf die Situation vorbereiten können. "Lieber einmal mehr gewarnt als gar nicht", sagt sie. So wisse jeder, woran er ist. Und schließlich stehe sie in der Verantwortung. Die Busse seien alle gefahren. Weil der Schulhof aber spiegelglatt war, fand die große Pause im Schulhaus statt. Megows Fazit: "Wir sind gut davongekommen, das hätte auch anders kommen können."
Auch das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West bilanziert den Mittwoch als "nicht so dramatisch wie befürchtet" und "vergleichsweise ruhig". Im Zuständigkeitsbereich zwischen Donau und Bodensee kam es zu insgesamt 32 Verkehrsunfällen mit Wetterbezug. Bei drei Unfällen kam es zu Leichtverletzten, in einem Fall bei Lachen im Kreis Unterallgäu wurde eine Person mittelschwer verletzt. Im Kreis Neu-Ulm kam es lediglich zu Unfällen mit Sachschaden. Schwerwiegendere Folgen hatte ein Unfall auf der A8 bei Aichelberg. Dort wurde ein 44-Jähriger von einem Auto erfasst und schwer verletzt. Er war nach einem vorangegangenen Unfall aus seinem Lkw ausgestiegen, wohl um Erste Hilfe zu leisten. Eine 47-jährige Autofahrerin erkannte ihn zu spät. Es bildete sich in der Folge ein kilometerlanger Stau in Richtung Stuttgart. Im Großen und Ganzen beschrieb aber auch ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Donau/Iller die Lage in der Region als "ruhiger als erwartet". Die Feuerwehren im Landkreis sowie im Raum Dietenheim und Babenhausen wurden nicht einmal wegen Glatteis-Unfällen alarmiert.
Des einen Freud kann auch des anderen Leid sein: Nichts los auf dem Neu-Ulmer Wochenmarkt
An der Stiftungsklinik in Weißenhorn wurden zwar "etwas mehr Stürze" verzeichnet, so Kliniksprecherin Edeltraud Braunwarth. Ein Mitarbeiter habe ihr rückgemeldet, dass es zum Beispiel drei Frakturen am Unterarm gegeben habe, die "er sonst nicht hätte". An der Donauklinik in Neu-Ulm galt hingegen der Tag als "eigentlich so wie immer". Es wird davon ausgegangen, dass die Menschen aufgrund der Warnungen vorsichtiger waren oder gar ganz zu Hause geblieben sind.
Des einen Freud kann auch des anderen Leid sein: Gähnende Leere herrschte zeitweise in so manchem Supermarkt, zum Beispiel im Burlafinger Aldi, aber auch auf dem Neu-Ulmer Wochenmarkt. Eine Händlerin dort sagte, es sei weniger los als sonst. Das Wetter schrecke insbesondere ältere Leute ab. Entsprechend weniger Umsatz dürfte sie gemacht haben. Die Stadt Neu-Ulm hat bis auf Weiteres die Friedhöfe wegen Glättegefahr gesperrt. Schon geplante Bestattungen können aber weiterhin stattfinden.