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Landkreis Neu-Ulm: Ein Reich für SM-Fantasien: Zu Besuch in der etwas anderen Ferienwohnung

Der Thron wird auch "Sklavenstuhl" genannt, von der Decke hängt die Liebesschaukel. Diese Ferienwohnung im Raum Neu-Ulm ist bei Sadomaso-Liebhabern beliebt.
Landkreis Neu-Ulm

Ein Reich für SM-Fantasien: Zu Besuch in der etwas anderen Ferienwohnung

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    Von außen sieht es aus wie ein normales Einfamilienhaus. Das ist es eigentlich auch. Im Flur stehen neben vielen Schuhen ein gelbes Sparschwein und ein Vogelhäuschen. Doch die Holztreppe hoch in den ersten Stock führt in eine andere Welt. Das Licht ist gedimmt, die Fenster sind komplett abgedunkelt. Holz und Leder dominieren. Es ist ein Eldorado für Sadomaso-Liebhaber auf 80 Quadratmetern. Die Räumlichkeiten lassen sich wie eine Ferienwohnung mieten. Ein derartiges Angebot gebe es im Raum Ulm und Neu-

    In einem Zimmer zieren mehrere Peitschen die Wand hinter einem fast deckenhohen Holzkreuz. Von der Decke hängt eine Liebesschaukel, daneben sticht ein Thron hervor, der auch ein "Sklavenstuhl" sein kann. Ein anderer Raum ist zur Gefängniszelle umgebaut. "Manche schlafen sogar darin", sagen sie. Und überall können sich Mann oder Frau bei ihren "Spielchen" fesseln und knebeln lassen.

    Die "Traumfabrik" im Raum Neu-Ulm ist ein Eldorado für SM-Liebhaber

    Jene "Traumfabrik", wie sie offiziell heißt, ist im nördlichen Landkreis Neu-Ulm zu finden. Wo genau, wollen die Anbieter nicht veröffentlicht haben. Auch ihre richtigen Namen wollen sie nicht hier lesen, lediglich ihre Nutzernamen in szeneüblichen Online-Portalen gibt das Paar preis: "Nachtengelchen" und "Traumfabrikant". Jenes Engelchen ist die Eigentümerin des Hauses. Schon immer, sagt die 53 Jahre alte gelernte Bürokauffrau, habe sie derartige sexuelle Vorlieben und Fantasien. 

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    Die Umgestaltung der Dachgeschosswohnung aber sei erst vor etwa sechs Jahren erfolgt, als ihre inzwischen erwachsenen Kinder das Haus verlassen und sie ihren neuen Partner, den "Traumfabrikanten", auf einer SM-Party kennenlernte. Ihre Kinder wüssten von den Praktiken. Damit in Verbindung gebracht werden wollen sie aber nicht. Ihr 58-jähriger Partner verdient sein Geld mittlerweile mit seinen sexuellen Neigungen. Für eine Herstellerfirma für Knebel übernimmt er die Buchhaltung und den Support. Er sei froh, das machen zu können, wofür er gerade brennt. Sein Ziel ist in naher Zukunft ein Mehrfamilienhaus mit drei solcher SM-Ferienwohnung sowie einer Wohnung für sich und seine Freundin. 

    Streckbank und Gynäkologiestuhl: SM-Inventar kostete mehr als 50.000 Euro

    Mehr als 50.000 Euro haben beide für das spezielle Mobiliar in die Hand genommen. Darunter Gerätschaften wie eine Streckbank, ein umfunktionierter Gynäkologiestuhl, jede Menge Sex-Spielzeug und Latex-(Gas-)Masken. Ein Bett gibt es auch, genutzt werde das eher selten. "Man ist hier nicht zum Schlafen", sagen sie. Eine sogenannte "F***maschine" gehört ebenso zum Inventar. Die gilt als "Special" und kostet 30 Euro Aufpreis.

    Die Buchung läuft überwiegend übers Internet. Die Preise variieren zwischen 110 Euro für vier Stunden unter der Woche und 333 Euro für 24 Stunden am Wochenende mit Übernachtung. Erst wer die Hälfte der Summe vorab bezahlt, bekommt die Adresse genannt. Eine Küche gibt es nicht, aber Getränke wie Tee und Kaffee sowie ein paar Süßigkeiten für zwischendurch. "Ich will nicht, dass es da nach Sauerkraut riecht", sagt das "Nachtengelchen". Nach jedem Besuch werde geputzt und desinfiziert. Vier Stunden brauchen sie mindestens für die gesamte Ferienwohnung samt Inventar.

    Wer zu den Kunden der Sadomaso-Ferienwohnung im Kreis Neu-Ulm gehört

    Vertrauen, so der 58-Jährige, spiele in der Szene eine große Rolle. "Wer einmal kommt, kommt wieder." Zu 95 Prozent seien es Stammkunden. Manche wenige würden auf der Durchreise einen Abstecher machen. Die meisten seien über 40, sie hätten aber schon 80-Jährige dagehabt. Sind es Jüngere, freue sie das besonders. "Denen kann man noch was zeigen." Sie haben den Eindruck, dass Menschen mit Bezug zur Medizin häufiger kämen. Grundsätzlich sei alles vertreten. In den Ferien sei die Nachfrage etwas höher; da wären ja sonst die Kinder zu Hause. Das Einzugsgebiet reiche vom Bodenseeraum samt Nordschweiz bis hinter Stuttgart, Karlsruhe, Nürnberg und sogar hinter München. Mehr als die Hälfte stamme aus dem Raum Ulm und Neu-Ulm. Drei Paare kämen sogar aus dem Ort. "Hätten wir das gewusst", sollen sie beim ersten Mal gesagt haben.

    Neu-Ulm - Nersingen SM Wohnung Traumfabrik - Sadomaso - Sadomasochismus - BDSM

Alexander Kaya
Redaktion
Neu-Ulmer Zeitung
+49 731 7071-30
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    Von außen sieht es aus wie ein normales Haus. Doch die Treppe in den ersten Stock führt in eine andere Welt. Es ist ein Eldorado für Sadomaso-Liebhaber. Wir haben uns die Wohnung angeschaut.

    Auch wenn Menschen aus der Gemeinde zumindest gerüchteweise bekannt ist, dass es so was geben soll im Ort. In der unmittelbaren Nachbarschaft werde das Thema quasi totgeschwiegen. Der "Traumfabrikant" sagt: Die Freiheit des einen ende bei der Freiheit des anderen. Seine Familie wüsste nichts von seinen sexuellen Vorlieben. Gegenüber seiner Mutter habe er sich outen wollen. Überrumpeln aber wollte er sie nicht, der passende Moment fehle noch. Dass es keine gewöhnliche Ferienwohnung ist, wisse sie. Der Freundeskreis der beiden bestehe entweder aus Menschen aus der Szene oder sie könnten damit leben.

    Sadomaso sei wie ein Marathonlauf: "Zwischendrin scheiße, aber im Ziel geil"

    Die Gesellschaft öffne sich, werde toleranter, finden sie. Aber noch nicht so, um ganz offen darüber zu reden. Zwar wollen sie im Artikel weitestgehend anonym bleiben, ein gewisses Sendebedürfnis hätten sie dennoch: "Wir verstecken uns nicht - müssen es aber auch nicht jedem ungefragt auf die Nase binden." Ihre Szene werde oft in ein falsches Bild gerückt. Die Assoziation mit Gewalt sei falsch. Das Gegenteil sei der Fall. Die Szene sei viel friedlicher als andere. In ihren Praktiken sehen sie zudem einen großen, wenn nicht sogar den größten Vertrauensbeweis, den man gegenüber einem Partner machen könne. Schließlich habe der zeitweise die komplette Kontrolle. Sie vergleichen es mit einem Marathonlauf: "Zwischendrin darf es einem scheiße gehen, aber im Ziel ist es geil."

    Anonyme Swinger-Partys wollen sie in ihrer Ferienwohnung nicht. Das Maximum sind vier Personen. "Dienstleistungen" oder ein "Fremdgehen" ist nicht erlaubt und nicht erwünscht. Was durchaus aber sein kann: Dass Teile eines Pärchens sich in Absprache mit jeweils anderen "Spielpartnern" treffen. Das passiere, wenn die "Machtverhältnisse" in der Beziehung nicht stimmen. Zwei Dominante zusammen - das funktioniere nicht. Wenn Gäste bei ihnen oben ihre "Spielchen" machen, ist immer einer der beiden da. Laut könne es da schon mal werden. "Wir würden uns eher Sorgen machen, wenn nicht."

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