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Kommentar: Müller vs Schlecker: Zwei Drogeriekönige aus dem Großraum Ulm, aber nur noch ein Reich

Kommentar

Müller vs Schlecker: Zwei Drogeriekönige aus dem Großraum Ulm, aber nur noch ein Reich

Oliver Helmstädter
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    Schlecker ist weg - Drogeriemarkt Müller ist noch da.
    Schlecker ist weg - Drogeriemarkt Müller ist noch da. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Keine 30 Kilometer liegen zwischen Ulm-Jungingen und Ehingen. Was das Thema Firmenpatriarchat angeht, trennen die Orte heute hingegen Welten. Bei Drogeriemarkt Müller mit Sitz im Ulmer Norden regiert nach wie vor ein alter Mann über 800 Filialen und etwa 35.000 Mitarbeiter. Im ehemaligen Machtzentrum von Schlecker wird nichts mehr entschieden - es wird geimpft und eine Handvoll Menschen kümmert sich zehn Jahre nach der Pleite noch im Auftrag des Insolvenzverwalters um das allerletzte Gefecht: Schadenersatzklagen gegen Lieferanten stehen noch aus.

    Erwin Müller vor der Rolltreppe von Abt in Ulm.
    Erwin Müller vor der Rolltreppe von Abt in Ulm. Foto: Oliver Helmstädter

    Die Karrieren der Bilderbuchpatriarchen Erwin Müller aus Neu-Ulm und Anton Schlecker aus Ulm verliefen über Jahrzehnte aber durchaus vergleichbar. Beide kommen aus dem Handwerk, Erwin Müller, der Friseur aus Offenhausen, und Anton Schlecker, der Metzger aus Ehingen. Beide machten früh mit ihrem Beruf auf sich aufmerksam: Müller, bereits 1968, als er entgegen den Statuten der Friseurinnung seine Filialen auch montags öffnete. Im Zuge des "

    Anton Schlecker und seine Tochter Meike.
    Anton Schlecker und seine Tochter Meike. Foto: Marijan Murat (dpa)

    Nun, zehn Jahre später, kann Anton Schlecker seinem alten Rivalen Erwin Müller nicht mehr das Wasser reichen. Der 89-jährige Müller hat so viel Geld, dass er es zu Lebzeiten nicht mehr ausgeben kann: 1,2 Milliarden Euro soll der Mann auf dem Konto haben. Anton Schlecker, der ganze zehn Jahre jünger ist als Müller, hat: nichts. So drückte es zumindest vor zehn Jahren seine Tochter Meike aus: "Es ist nichts mehr da."

    Ein tiefer Fall: Laut dem Manager Magazin verfügte die Familie Schleckers 2011 über ein Vermögen von etwa 1,95 Milliarden Euro und belegte in diesem Jahr damit Platz 56 unter den 500 reichsten Deutschen. Zu diesen immensen Vermögen sind die beiden Patriarchen Müller und Schlecker durch ein Gespür für die Märkte gekommen. Und beide fühlten sich dabei von Arbeitnehmerrechten eher gestört. Die Bildung von Betriebsräten wurde nach Möglichkeit bekämpft oder als notwendiges Übel betrachtet. Die Charaktereigenschaft beratungsresistent soll auf beide zutreffen. Im Gegensatz zu Schlecker fuhr aber Müller sein Unternehmen nicht gegen die Wand. Und das, obwohl - oder gerade weil - er im Gegensatz zum jüngeren Schlecker seine Kinder nicht an Führungspositionen setzte.

    Nun will der österreichische Geschäftsmann Patrick Landrock Schlecker wiederbeleben. Er setzt offensichtlich auf die Bekanntheit des Namens Schlecker. Zweifel sind da. Denn Marken, so heißt es in Lehrbüchern, sind Namen, die bei Käufen Emotionen auslösen und positiv behaftet sind. Da tut sich der Begriff Schlecker schwer. Selbst Müller hat seine Milliarden kaum positiven Emotionen zu verdanken, die sein Markenkern auslöst. Wenn es bei dm oder Rossmann billiger ist gehen die Kunden ohne mit der Schulter zu zucken zur Konkurrenz.

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